
Schleswig-Holstein Im Ernstfall bereit: Herzogtum Lauenburg erweitert Krisenvorrat
Hochwasser, Stromausfall, Sabotage, Kriegsgefahren: Um im Ernstfall vorbereitet zu sein, hat der Kreis Herzogtum Lauenburg seine Krisenvorräte deutlich aufgestockt. Andere Kreise in Schleswig-Holstein haben da Nachholbedarf.
Es ist eine große, von außen unscheinbar wirkende Lagerhalle, irgendwo im Kreis Herzogtum Lauenburg. Wo genau sie sich befindet, ist geheim. Denn: es ist das Katastrophenschutzlager des Kreises. Hier werden Dinge aufbewahrt, die einen hohen Materialwert haben und im Ernstfall dringend gebraucht werden.
NDR Schleswig-Holstein bekommt einen Einblick, darf in die Halle: Neben einem weißen Anhänger mit einer Feldküche türmen sich große Kunststoffkisten und Gitterboxen, meterhoch bis unter die Decke. Darin befinden sich Schlafsäcke, Feldbetten, Zelte. Auf dem Betonboden stehen mehrere Stromgeneratoren und Heizgeräte. In den Regalen stapeln sich Paletten mit Fertiggerichten für Einsatzkräfte. Und auch Atemschutzmasken, Gummistiefel, Chlor- und Jodtabletten werden hier gelagert.

Thomas Erbert, Fachbereichsleiter für Katastrophenschutz, öffnet die mobile Feldküche. Im Krisenfall können in den eingelassenen Kesseln 250 Essen zubereitet werden.
Keine Panikmache, aber im Ernstfall vorbereitet
Das Lager sei zuletzt deutlich vergrößert worden, berichtet Landrat Christoph Mager (CDU). Corona-Pandemie, Ahrtal-Hochwasser, Ukraine-Krieg, die jüngsten Krisen hätten laut Mager dazu geführt, dass der Zivil- und Katastrophenschutz stärker in den Fokus gerät. Es sei möglich, dass die Vorräte noch weiter aufgestockt werden müssten. Es gehe nicht um Panikmache, aber in unsicheren Zeiten sei es wichtig, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, betont der Landrat: "Mit dem Wiederaufleben des Konflikts zwischen dem Westen und Russland stellt sich natürlich schon die Frage: Was passiert eigentlich, wenn sich ein solcher Konflikt ausweitet? Löst das möglicherweise Flüchtlingsbewegungen aus Osteuropa wieder neu aus? Wenn Truppen durch Deutschland in Richtung Osteuropa verlegt werden, müssen wir möglicherweise bei der Versorgung der Truppen helfen?"
Landrat appelliert an Eigenverantwortung
Mit den Vorräten im Katastrophenschutzlager kann der Kreis Herzogtum Lauenburg im Notfall etwa 2.000 Menschen für drei Tage versorgen. Das ist ungefähr ein Prozent der Bevölkerung im Lauenburgischen. “Versorgen können wir nur die, die sich nicht allein versorgen können, weil sie zu schwach oder rund um die Uhr im Kriseneinsatz sind”, sagt der Fachbereichsleiter für Katastrophenschutz, Thomas Erbert. Und Landrat Mager ergänzt: "Alle anderen müssen in Krisenzeiten selbst klarkommen." Deshalb appellieren Erbert und Mager an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger: "Wer kann, muss Vorsorge treffen und zum Beispiel einen Notvorrat anlegen - so wie es auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt."

Fachbereichsleiter und Landrat im Austausch. Thomas Erbert (links) und Christoph Mager diskutieren, ob die Vorräte im Katastrophenschutzlager in Zukunft noch aufgestockt werden müssen.
Kreise warten noch auf Vorgaben von Bund und Land
Doch nicht alle Kreise sind schon so weit wie der Kreis Herzogtum Lauenburg. Auf NDR Nachfrage betonen fast alle Landratsämter, dass sie auf Vorgaben von Bund und Land sowie auf erste Ergebnisse der kürzlich in Schleswig-Holstein gegründeten "Taskforce zivile Verteidigung" warten. Bis dahin gibt es offenbar noch große Lücken beim Zivil- und Katastrophenschutz. NDR Recherchen zeigen: Zwischen Nord- und Ostsee gibt es zum Beispiel keine einsatzbereiten öffentlichen Bunker. Auch größere Material- und Vorratslager wie im Lauenburgischen kann längst nicht jeder Kreis vorhalten. Und nur wenige Kreise wie Stormarn und Segeberg planen in diesem Jahr Katastrophenschutzübungen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.05.2025 | 08:00 Uhr