Zwei Baumaschinen sind auf der Northvolt-Baustelle bei Heide im Einsatz.

Schleswig-Holstein Northvolt-Zahlung: Verdacht auf befangene Gemeindevertreter

Stand: 13.02.2025 21:30 Uhr

Northvolt hat 3.000 Euro an die Jagdgenossenschaft Norderwöhrden für den Verlust ihres Gebiets durch die Fabrik gezahlt. In der Genossenschaft sind auch zwei Gemeindevertreter aus Norderwöhrden, die für den Bau gestimmt hatten.

Von Jonas Salto

Das Amt Heider-Umland (Kreis Dithmarschen) prüft seit Anfang der Woche, ob möglicherweise zwei der Gemeindevertreter aus Norderwöhrden bei der finalen Abstimmung über den Bau der Fabrik befangen gewesen sind. Der Anlass dafür ist eine Zahlung von Northvolt an die Jagdgenossenschaft, in der die beiden Kommunalpolitiker Mitglied sind. Die Bild-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Jagdgenossenschaft bestätigt Zahlung

Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft in Norderwöhrden bestätigte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein die Zahlung der 3.000 Euro durch Northvolt - allerdings nicht an Einzelpersonen, sondern an die Genossenschaft insgesamt. Das Geld dient seinen Angaben zufolge als Ausgleich dafür, dass die Jäger durch den Fabrikbau einen Teil ihrer Jagdflächen verlieren. Den Anstoß für diese Zahlung gab nach Angaben von Northvolt die Jagdgenossenschaft der Nachbargemeinde Lohe-Rickelshof. Daraufhin habe man eine freiwillige Abfindung in einer symbolischen Höhe von jeweils 3.000 Euro für die beiden Jagdgenossenschaften, nicht für Einzelpersonen, festgelegt, teilte ein Northvolt-Sprecher mit.

Gemeindevertreter von Norderwöhrden (Kreis Dithmarschen) stimmen über den Bau der Batteriefabrik bei Heide ab.

Zwei der Gemeindevertreter aus Norderwöhrden, die für den Bau der Fabrik von Northvolt gestimmt hatten, sind Mitglieder in einer Jagdgenossenschaft, die Geld von Northvolt erhalten hat.

Amt: Vorgänge seien nicht bekannt gewesen

Der zuständige Amtsleiter vom Amt Heider-Umland, Björn Jörgensen, sagte auf NDR Anfrage, er sei Anfang der Woche erstmals über eine Presse-Anfrage mit diesem Vorgang konfrontiert worden. Über die Zahlungen von Northvolt an die beiden Jagdgenossenschaften Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden hat Jörgensen nach eigenen Angaben nichts gewusst. Zu dem Verdacht der Befangenheit der zwei Gemeindevertreter sagt er: "Ich habe noch kein vollständiges Lagebild, bin jedoch zuversichtlich, dass sich der Verdacht entkräften lässt."

Landrat Thorben Schütt (CDU) sagte, nach Einschätzung der Kommunalaufsicht des Kreises Dithmarschen bestehe bei Jagdpächtern und Jagdausübungsberechtigten einer Jagdgenossenschaft in der Regel keine Befangenheit. Nach aktuellem Wissenstand der Kreisverwaltung soll die Jagdgenossenschaft das Geld für "allgemein zu gebrauchende Gegenstände" genutzt haben. Die Zahlung sei keinen einzelnen Personen zugute gekommen. "Vor diesem Hintergrund gibt es nach dem derzeitigen Kenntnisstand keinen Grund für die Wiederholung der Abstimmung", sagte Landrat Schütt.

SPD fordert Aufklärung

Die Staatskanzlei Schleswig-Holstein teilte am Mittwochabend mit, sie würden sich den jetzt bekannt gewordenen Sachverhalt angucken und entsprechend auswerten. Dafür sei die Staatskanzlei laut Sprecherin auch im Austausch mit dem Amt Heider-Umland und dem Kreis.

Die SPD im schleswig-holsteinischen Landtag will das Thema in der nächsten Sitzung des Innen- und Rechtsausschusses besprechen. "Die genauen Hintergründe des neuen Sachverhalts müssen schnellstmöglich aufgeklärt werden. Es ist im Interesse aller, dass die Fabrik auf einem rechtssicheren Fundament gebaut wird", teilte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Kianusch Stender, mit.

Vorher und nachher: Das Gebiet aus dem All

Es geht um eine Fläche von insgesamt 110 Hektar. Die Satelliten-Aufnahmen aus den Jahren 2021 und 2024 zeigen, wie sich das Gebiet westlich der Kreisstadt Heide verändert hat: Wo früher langgezogene Felder und damit auch Jagdflächen waren, ist jetzt eine der größten Baustelle des Landes.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.02.2025 | 20:00 Uhr