Wattwanderer zwischen Amrum und Föhr werden von den Seenotrettern in Sicherheit gebracht.

Schleswig-Holstein Seenotretter bringen Wattwanderer in Sicherheit

Stand: 22.04.2025 13:20 Uhr

Eine Wattwandergruppe wurde Ostermontag plötzlich zwischen Föhr und Amrum vom Wasser eingeschlossen, obwohl sie in Begleitung eines erfahrenen Wattführers waren. Die DGzRS musste ausrücken.

Von Anne Passow

Seenotretter haben von 25 Wattwanderer vor der Insel Amrum (Kreis Nordfriesland) gerettet. Die Gruppe konnte bei ansteigenden Wasser einen Priel nicht mehr durchqueren und die Insel nicht mehr erreichen, berichten die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die 32 Wattwanderer waren eigentlich auf dem Weg von Föhr nach Amrum, zusammen mit einem erfahrenen Nationalparkwattführer.

"Ich stand da und dachte: Das schaffst du nicht mehr"

Dark Blome ist der Wattführer, der an diesem Tag mit der Gruppe unterwegs ist. "Ich bin in ein Loch getreten, das war 40 Zentimeter tief", erzählt er. Ihm und einer Wattwanderin sei das Wasser oben in die Watthose gelaufen. Zuvor war noch ein kleiner Teil der Gruppe aus eigener Kraft nach Amrum gelangt. Danach geriet der Rest der Gruppe am späten Mittag 300 Meter vor der Amrumer Odde in Not: 25 Wattwanderer, darunter vier Kinder standen vor einem Priel, der viel tiefer war als sonst. Die Strömung darin sei unerwartet stark gewesen, erklärt Blome. Die Gruppe rettete sich auf eine Sandbank, der Wattführer rief die Seenotretter. "Ich hätte nie eine Chance gehabt, da mit allen Leuten durchzukommen", sagt er, "und deswegen hab ich gedacht: Ich muss die Seenotrettung rufen."

Tochterboot mit wenig Tiefgang hilft

Die DGZRS rückten mit dem Seenotrettungskreuzer "Ernst Meier-Hedde" aus. Im Watt ließen sie das Tochterboot "Lotte" zu Wasser, das nur einen Tiefgang von 80 Zentimetern hat. Ein Seenotretter stieg aus und brachte zu Fuß eine Leine zu der Gruppe. Mithilfe der Leine konnten die Wattwanderer von ihrer Sandbank aus das Boot "Lotte" erreichen. In zwei Touren brachten die Seenotretter die Menschen an das Ufer der nah gelegenen Odde. Bis auf leichte Unterkühlungen waren die Wattwanderer laut DGzRS unverletzt. Die Lufttemperatur betrug am Montagmittag elf Grad, die Wassertemperatur neun Grad Celsius.

Neun Grad Wassertemperatur

Dark Blome kommt von Amrum und führt seit 29 Jahren durch Watt - "aber so was habe ich noch nicht erlebt. Ich weiß nicht, wo das Wasser herkam", berichtet er NDR Schleswig-Holstein. "30 Minuten nach Niedrigwasser ist diese Stelle normalerweise problemlos zu überqueren. Vor zwei Tagen bin ich mit einer Gruppe hier rüber, es gab keine Probleme", erzählt er. Am Ostermontag sei das Wasser 30 Zentimeter höher gewesen als normal, das sei aber sonst kein Problem. Die DGzRS betont, der Wattführer habe besonnen und richtig gehandelt.

Seenotretter: Kraft der Gezeiten bergen Risiken

Die DGzRS mahnt, Menschen sollten niemals allein ins Watt aufbrechen. "Die Kraft der Gezeiten und die Beschaffenheit des Meeresgrundes bergen große Risiken. Senken, Priele, Löcher, Muschelfelder, Steilkanten und Schlickfelder können lebensgefährlich werden."

Tipps: Wie verhalte ich mich richtig im Watt?

  • Nicht alleine ins Watt gehen, nur in der Gruppe und in Begleitung eines Wattführers
  • Gezeiten beachten, genügend Zeit für den Rückweg einrechnen
  • Markierungspunkt auf dem Festland merken
  • Bei auflaufendem Wasser Nähe von Prielen meiden, dort herrscht starke Strömung, niemals versuchen, einen Priel zu durchschwimmen
  • nur tagsüber, im Sommer und bei gutem Wetter losgehen, niemals bei Dämmerung, in der Dunkelheit, bei Sturm, Gewitter und Nebel wattwandern
  • Auf angemessene Kleidung achten: Kopfbedeckung, Sonnencreme, winddichte Jacke
  • bei Nebel anhand der Fußspuren den Weg zurück zur Küste suchen und laut und deutlich um Hilfe rufen

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 22.04.2025 | 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR 1 Welle Nord am 22. April 2025 um 09:30 Uhr.