Auf einem Bildschirm sieht man das Logo von YouTube.

20 Jahre YouTube Wie die Video-Plattform erfolgreich wurde

Stand: 14.02.2025 14:52 Uhr

Von viralen Fails bis Katzenvideos und Popsongs: YouTube ist nach wie vor eine der beliebtesten Social-Media-Plattformen. Doch wie fing das alles an? Das erste Video, "Me at the zoo", dauert 19 Sekunden.

Von Caroline O. Jebens, SWR Kultur

Zwanzig Jahre ist es her, da fragte sich ein junger Mann im Zoo von San Diego, was das Coole an Elefanten sei. Er hielt auf Video fest: "Sie haben sehr, sehr, sehr lange Rüssel." Der junge Mann war Jawed Karim, die 19 Sekunden lud er auf der Plattform hoch, die er mit seinen Kollegen Chad Hurley und Steve Chen gegründet hatte. Sie arbeiteten zuvor für den Online-Bezahldienst PayPal. "Me at the zoo" ist das erste YouTube-Video, bis heute wurde es 348 Millionen Mal angesehen.

Nur eineinhalb Jahre später kaufte der Google-Konzern die Video-Plattform für 1,65 Milliarden US-Dollar. Heute ist YouTube das zweiterfolgreichste Netzwerk der Welt: Gut 500 Stunden Videomaterial werden jede Minute hochgeladen, 2,7 Milliarden aktive Nutzer gibt es. Nur Facebook ist mit mehr als drei Milliarden Nutzern noch erfolgreicher.

"Nipplegate" - der Start von YouTube

Beide Plattformen eint, dass sie auf ähnlich unrühmlichen Konzepten fußen: Während auf Facebook anfangs über Bilder von Studentinnen abgestimmt werden konnte, sollten auf YouTube selbst hochgeladene Videos von Singles bewertet werden.

Dann kam 2004 - und "Nipplegate". Der Skandal um die von Justin Timberlake in der Super-Bowl-Halbzeitshow entblößte Brust von Duett-Partnerin Janet Jackson ließ die YouTube-Gründer umdenken: Warum nicht eine Plattform schaffen, auf der solche Szenen zu sehen sind? Besser noch: Auf der Bewegtbild jeglicher Art öffentlich geteilt werden kann?

Broadcast Yourself - Ruhm für alle

Zu Beginn waren es Videos von Kindern, Tänzern oder Sängern, die dem Netzwerk Reichweite verschafften. Der Slogan "Broadcast Yourself" versprach Ruhm für alle. Mit selbsterstellten Bannern und Icons konnten Kanäle als Marke aufgebaut werden.

Gleichzeitig wurde YouTube als Lernplattform und Archiv genutzt: ob Musikunterricht oder Live-Konzert, "Ted Talks" oder Physik-Vorlesungen - alles wurde hochgeladen. Wie mit dem Urheberrecht umzugehen sei, darüber musste YouTube immer wieder vor allem mit der EU streiten.

Selbstredend, dass sich mit all der Unterhaltung viel Geld verdienen ließ. Die erste Werbung wurde auf dem Kanal des damaligen It-Girls Paris Hilton geschaltet. Influencer und Gamer begannen oft als Amateure auf YouTube und sind heute gut verdienende Social-Media-Stars.

Präsidentschaftsdebatten und Proteste

Dass YouTube mit traditionellen Medien konkurriert, wurde schnell deutlich: Die US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten debattierten 2008 nicht nur im US-Sender CNN, sondern auch auf YouTube. Dem Arabischen Frühling verschaffte das Videonetzwerk 2010 große Öffentlichkeit.

Und dass YouTuber sich gezielt in die Politik einmischen können, wurde in Deutschland 2019 vielen bewusst, als Rezo das Video "Die Zerstörung der CDU" veröffentlichte.

Von der Unterhaltung zur Kommerzialisierung

Das eigentliche Ziel von YouTube ist über die Jahre aber dasselbe geblieben: Es soll möglichst viel Zeit auf der Plattform verbracht werden. Clickbait wurde eingedämmt, damit Videos zu Ende gesehen werden. Waren früher noch Daten wie Wohnort, Geschlecht oder Alter von Interesse, sind es heute Verhaltensdaten, mit denen Algorithmen gefüttert werden.

YouTubes Platz in der heutigen Netzwerklandschaft ist dabei so konstant wie maßgebend. Jeder neue Akteur - ob Twitter, Facebook, Instagram oder TikTok - durchlief eine ähnliche Entwicklung: Einst zur Unterhaltung gedacht, folgte erst die Kommerzialisierung und dann die Politisierung.

Die Probleme ähneln sich

Längst ähneln sich die Probleme. YouTube wird vorgeworfen, Kinder zu wenig geschützt zu haben und ein Hort für Verschwörungserzähler geworden zu sein. Der Dislike-Button verschwand zwar, doch wie langfristig mit Hassrede, Zensur, Cybermobbing, Propaganda und Deepfakes umzugehen ist, bleibt unklar.

Dennoch, auf YouTube entstand die wichtigste Währung der heutigen Medienlandschaft: Authentizität. Es ist kein Zufall, dass YouTubes größter Konkurrent TikTok auf dasselbe Format gesetzt hat. Dass es möglichst kurz sein soll, entging auch YouTube nicht: 2020 wurde das Angebot um "YouTube Shorts" erweitert.

Dass YouTube immer noch anmutet wie zu Beginn, liegt auch daran, dass die thematische Bandbreite des Netzwerks archivarisch ist. Niemand muss sich anmelden oder anderen folgen. Einen klassischen Feed gibt es nicht. Man sucht und klickt sich durch. Selbst ein 20 Jahre altes Video über Elefanten ist sofort auffindbar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Februar 2025 um 13:46 Uhr.