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Erfolge bei den Oscars Ein Zeichen für den deutschen Film?
Der deutsche Film wird international wieder mehr beachtet. Auch in diesem Jahr haben Produktionen mit deutscher Beteiligung Chancen auf den Oscar. Was bedeutet das für die Zukunft?
Es waren zuletzt erstaunlich erfolgreiche Jahre für deutsche Filme, Regisseure und Schauspielerinnen bei den Oscars: 2023 gewann "Im Westen nichts Neues" von Edward Berger in vier Kategorien - ein Novum für einen deutschen Film. 2024 waren "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak und der japanische Film "Perfect Days" des deutschen Kultregisseurs Wim Wenders nominiert.
Zudem war die Schauspielerin Sandra Hüller mit "Anatomie eines Falls" und "The Zone of Interest" doppelt präsent in Hollywood. Auch Leonie Benesch spielte bereits in zwei nominierten Filmen mit.
So ist sie in diesem Jahr Teil der Besetzung von "September 5", eine deutschen Produktion, die für das beste Drehbuch von Tim Fehlbaum, Moritz Binder, Alex David nominiert ist. Als bester internationaler Film geht "Die Saat des Heiligen Feigenbaums" von Mohammad Rasulof für Deutschland ins Rennen.
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Mohammad Rasoulof ist mit "Die Saat des Heiligen Feigenbaums" für den diesjährigen Oscar nominiert.
Das Problem mit der Kategorie
So viel Aufmerksamkeit in drei aufeinanderfolgenden Jahren sind Filmschaffende hierzulande lange nicht mehr gewöhnt: Mal gewannen einzelne Deutsche wie der Spezialeffektkünstler Gerd Nefzer oder die Komponisten Hans Zimmer und Volker Bertelmann.
Letzterer ist in diesem Jahr auch für den Oscar-Favoriten "Konklave" nominiert. Der Vatikan-Thriller von Edward Berger, der in Deutschland aufgewachsen ist und lebt, ist in acht Kategorien vertreten - unter anderem für den besten Film. In der Königskategorie waren öfter deutsche Koproduktionen nominiert.
In der Kategorie als bester fremdsprachiger Film holte Deutschland aber nur viermal die Trophäe: Neben "Im Westen nichts Neues" waren das 2007 "Das Leben der Anderen", 2003 "Nirgendwo in Afrika" und 1980 "Die Blechtrommel".
Da bei den Academy Awards vornehmlich anglo-amerikanische Produktionen ausgezeichnet werden, gilt allein nominiert zu werden bis heute als Sprungbrett nach Hollywood. Filmschaffende anderer Länder wurden dabei lange vor allem in der Kategorie fremdsprachige Filme ausgezeichnet, 2020 wurde sie in "international" umbenannt.
Dass im selben Jahr der koreanische Film "Parasite" den Goldjungen als bester Film gewann, galt als besondere Ehrung. Auch "Im Westen nichts Neues" wurde doppelt nominiert - als bester internationaler und bester Film - und zeigte, dass die Sparten zwar hierarchisch behandelt werden, aber auch durchlässig sein können.
Erstmals wurde dieses Jahr mit "Die Saat des Heiligen Feigenbaums" nun ein Film für Deutschland nominiert, in dem gar kein Deutsch, sondern ausschließlich Farsi gesprochen wird. Auch zeigt die Nominierung, wie wichtig sie für Deutschland als Filmstandort ist: Der iranische Regisseur Mohammad Rasulof hatte seinen Film über die Proteste in seinem Heimatland heimlich gedreht und den Film dann deutsch-französisch koproduzieren lassen. Nur so konnte er für Deutschland eingereicht werden.
Schlechte Zeiten für den deutschen Film?
Dass Filme mit deutscher Beteiligung auf dem internationalen roten Teppich so erfolgreich sind, wirkt dabei widersprüchlich zu den Realitäten der deutschen Filmbranche: Vergangenes Jahr erreichte der Marktanteil deutscher Filme im Kino einen Tiefpunkt. Rückläufige Kinobesucherzahlen, schließende Programmkinos, insolvente Produktionsfirmen sowie spärliche Aufträge selbst für prestigereiche Studios schwächten den Filmstandort Deutschland. Neue Projekte wurden kaum möglich.
Nach einer starken Kampagne konnte Ende des vergangenen Jahres eine Reform des Filmförderungsgesetzes beschlossen werden: Demnach soll die Filmförderungsanstalt zur zentralen Einrichtung sowie ein Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtungen eingeführt werden. Dass auch auf Produktionsstudios von Streamingdiensten gesetzt werden muss, zeigen die diesjährigen Oscars: Netflix kann insgesamt 16 Nominierungen vorweisen, mehr als A24 oder Universal.
Irland als Vorbild für deutsche Produktionen
Wie auch deutsche Filme noch besser gefördert werden könnten, zeigt sich nicht nur an beständigen Vorbildern wie Frankreich, Italien, sondern zuletzt am Beispiel Irland: Irische Filmstars und Produktionen konnten in den vergangenen Jahren viele Erfolge einfahren, da das Land Filmdrehs finanziell entlastete und die Netzwerke eigener Schauspielgrößen nutzte, um junge Stars zu fördern.
Ähnliches darf man nun auch für deutsche Filmgrößen hoffen. Nicht zuletzt sollten ihre Erfolge Druck auf die Politik ausüben, die Gunst der Stunde zu nutzen, den Film wirtschaftlich und kulturell wieder in Deutschland zu etablieren.