
Krieg gegen die Ukraine ++ EU stellt 18. Sanktionspaket gegen Russland vor ++
Die EU-Kommission stellt ihr 18. Sanktionspaket gegen Russland vor. Der ukrainische Präsident wehrt sich gegen eine ungarische Kampagne, die die Ukraine-Hilfen und einen EU-Beitritt verunglimpft. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.
Die Entwicklungen im Überblick:
- EU-Kommission stellt neue Russland-Sanktionen vor
- Selenskyj kritisiert Anti-Ukraine-Kampagne in Ungarn
- Selenskyj appelliert an den Westen
- Medizinische Einrichtungen in Odessa getroffen
- Flugverkehr an vier russischen Flughäfen gestoppt
- Heftige Angriffe auf Kiew
Ende des Liveblogs
Damit beenden wir diesen Liveblog und danken für Ihr Interesse.
Hegseth: US-Militärhilfe für Ukraine wird reduziert
Die US-Militärhilfe für die Ukraine soll laut Pentagonchef Pete Hegseth im nächsten Verteidigungshaushalt reduziert werden. Die US-Regierung vertrete eine andere Sichtweise auf diesen Konflikt, sagte Hegseth. Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 haben die USA dem angegriffenen Land Finanzhilfen im Umfang von mehr als 66 Milliarden Dollar (rund 58 Milliarden Euro) bereitgestellt. Hegseths Ansage könnte bedeuten, dass die Führung in Kiew künftig weniger Luftabwehrsysteme erhält.
Merz wirft Russland "schwerste Kriegsverbrechen" vor
Bundeskanzler Friedrich Merz hat Russland wegen der jüngsten schweren Angriffe auf Kiew und andere ukrainische Städte "schwerste Kriegsverbrechen" vorgeworfen. Russland habe in den vergangenen Tagen mit zahlreichen Drohnen und Marschflugkörpern "gezielt und rücksichtslos" die Zivilbevölkerung der Ukraine attackiert, sagte der CDU-Politiker bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Dick Schoof.
Die massiven russischen Angriffe seien "Terror gegen die Zivilbevölkerung" und "alles andere als eine verhältnismäßige Antwort" auf die "sehr präzisen" ukrainischen Angriffe auf russische Militärflughäfen, fügte der Kanzler hinzu.

Bundeskanzler Merz hat die jüngsten russischen Angriffe auf die Ukraine als "schwerste Kriegsverbrechen" bezeichnet.
Ukraine und Russland lassen erneut Kriegsgefangene frei
Die Ukraine und Russland haben eine zweite Gruppe von Kriegsgefangenen ausgetauscht, wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium meldete. Die Freilassungen folgten auf einen vorherigen Gefangenenaustausch am Montag, bei dem Russland und die Ukraine jeweils Häftlinge im Alter von unter 25 Jahren entließen. Der Austausch erfolgte als Ergebnis der direkten Gespräche zwischen beiden Seiten am 2. Juni in Istanbul.
Kiewer Sophienkathedrale bei Luftangriff beschädigt
Bei einem russischen Raketenangriff ist nach Angaben des ukrainischen Kulturministeriums auch die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Kiewer Sophienkathedrale beschädigt worden. Die Druckwelle habe ein Stück Gesims der Außenfassade zerstört, teilte das Ministerium mit. Glücklicherweise gebe es keine Schäden im Inneren des im 11. Jahrhunderts errichteten Sakralbaus. Die Sophienkathedrale im Stadtzentrum gilt als eine der bedeutendsten Kirchen Kiews.
Kulturminister Mykola Totschyzkyj verbreitete Fotos der beschädigten Stelle an der Kirche. "In dieser Nacht hat der Feind erneut das Herzstück unserer Identität angegriffen", erklärte er. Die Kathedrale symbolisiere die "Geburt unserer Staatlichkeit". Und weiter: "Das Gotteshaus aus dem 11. Jahrhundert ist die Seele der gesamten Ukraine."
Keine Einigung über Rückgabe von Leichen an die Ukraine
Zwischen Russland und der Ukraine stockt der vereinbarte Austausch von Kriegsgefangenen und toten Soldaten. Es gebe zwar Kontakte, Zahlen würden zusammengestellt, aber noch fehle eine abschließende Übereinkunft, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Sowie diese abschließende Übereinkunft steht, wird - das hoffen wir - der Austausch stattfinden", sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.
Am Montag ließen beide Seiten gefangene Soldaten unter 25 Jahren frei, eine genaue Zahl wurde nicht genannt. Den Austausch von Gefangenen sowie die Rückgabe von bis zu 6.000 toten ukrainischen Soldaten hatten beide Seiten Anfang Juni in Istanbul vereinbart.
EU-Kommission legt konkrete Vorschläge für neue Russland-Sanktionen vor
Die EU-Kommission hat konkrete Vorschläge für das bereits angekündigte 18. Sanktionspaket gegen Russland vorgelegt. Die neuen Strafmaßnahmen sollen vor allem auf russische Einnahmen aus Energieträgern und die Rüstungsindustrie abzielen, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitteilte. Vorgesehen ist demnach ein Verbot von Transaktionen mit den Nord-Stream-Gaspipelines sowie mit Banken, die an der Umgehung von Sanktionen beteiligt sind.
Zudem schlägt die Kommission vor, die Preisobergrenze der G7-Staaten für russisches Rohöl von 60 Dollar pro Barrel auf 45 Dollar zu senken. Auch sollen weitere Schiffe der russischen Schattenflotte und Öl-Handelsunternehmen mit Russland-Verbindungen sanktioniert werden. Das Sanktionspaket muss von den EU-Staaten beschlossen werden. "Wir erhöhen den Druck auf Russland, denn Stärke ist die einzige Sprache, die Russland verstehen wird", sagte von der Leyen.
Opferzahl steigt auf drei
Bei den nächtlichen Angriffen Russlands auf die Ukraine mit mehr als 300 Drohnen und Raketen wurden in der Hauptstadt Kiew und der Hafenstadt Odessa nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet. Laut Kiewer Stadtverwaltung wurde eine Frau getötet, vier weitere Menschen wurden verletzt.Von den Angriffen waren sieben Bezirke der Hauptstadt betroffen, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Häuser und Autos seien in Brand geraten.
Aus Odessa wurden zwei Tote und mindestens neun Verletzte gemeldet. Wie der Gouverneur Oleh Kiper mitteilte, wurden in der südukrainischen Weltkulturerbe-Stadt eine Geburtsklinik, eine Notaufnahme und mehrere Wohngebäude von Angriffsdrohnen getroffen. Die Geburtsklinik sei rechtzeitig evakuiert worden.

In Kiew sind ukrainischen Angaben zufolge bei russischen Angriffen eine Person getötet und vier weitere verletzt worden.
Selenskyj: Orban macht "historischen Fehler"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die gegen sein Land gerichtete Politik des rechtspopulistischen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban als "historischen Fehler" bezeichnet. Er warf Orban zudem vor, Propaganda gegen die Ukraine für seinen eigenen Wahlkampf zu benutzen.
"Er (Orban) benutzt die Ukraine für seine eigene Wahl. Er versteht nicht, dass dies viel schwerwiegendere und gefährlichere Folgen haben wird: die Radikalisierung und den Antiukrainismus der ungarischen Gesellschaft. Indem er uns nicht hilft, tut er (Kremlchef Wladimir) Putin einen Gefallen. Deshalb habe ich gesagt, dass Viktor einen schweren historischen Fehler begeht", sagte Selenskyj in einem Interview der ungarischen Internetzeitung valaszonline.hu.
Seit Wochen macht Orbans Regierung mit einer Plakatkampagne Stimmung gegen Hilfe für die Ukraine und gegen einen ukrainischen EU-Beitritt. Hilfe für die Ukraine würde Ungarn in den Krieg ziehen und die Wirtschaft schädigen, lautet der Tenor der Kampagne. Auf den Plakaten sind auch Porträts von Selenskyj zu sehen. "Aber dass er mein Gesicht für seine eigene Wahl benutzt? Ich habe ihm das nicht gestattet!", sagte Selenskyj dazu.
Moskau: Kein Kriegsende ohne Stopp der NATO-Osterweiterung
Russland verlangt nach Angaben aus dem Außenministerium einen Stopp der NATO-Osterweiterung als Voraussetzung für ein Ende des Krieges gegen die Ukraine. Die Bereitschaft dazu sei ein Test, ob die USA ernsthaft ein besseres Verhältnis zu Russland anstrebten, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
"Auf amerikanischer Seite sind praktische Schritte erforderlich, die darauf abzielen, die Ursachen für die grundlegenden Widersprüche zwischen uns im Bereich der Sicherheit zu beseitigen", sagte der für strategische Rüstung zuständige Vizeminister.
"Bei diesen Gründen steht die NATO-Erweiterung an erster Stelle. Ohne die Lösung dieses für uns grundlegenden und akuten Problems ist es schlichtweg unmöglich, den aktuellen Konflikt im euroatlantischen Raum zu lösen." Die USA sollten "Respekt vor den ureigensten Interessen Russlands" zeigen.
BND-Chef warnt vor Ausgreifen Russlands
Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, hat davor gewarnt, die russische Aggression zu unterschätzen. "Wir sind sehr sicher und haben dafür auch nachrichtendienstliche Belege, dass die Ukraine nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen ist", sagte Kahl im Podcast Table Today laut Meldung. Es gebe in Moskau Menschen, die "gerne testen" würden, ob der NATO-Bündnisfall funktioniere.
Ziel der russischen Führung sei es, den Einflussbereich nach Westen auszudehnen, sagte der BND-Chef weiter. Sie wolle die NATO "zurückkatapultieren auf den Stand von Ende der 90er Jahre". Präsident Wladimir Putin und sein Umfeld "wollen Amerika aus Europa rauskicken und dazu ist ihnen jedes Mittel recht". Er warb daher für Abschreckung - das sei der "unblutigste Weg, um Krieg zu verhindern".
Selenskyj: Ukraine braucht "konkrete Taten"
Nach erneuten massiven russischen Angriffen auf die Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine starke Antwort des Westens gefordert. "Es ist entscheidend, dass die Antwort der Welt auf diese und ähnliche russische Angriffe kein Schweigen ist, sondern konkrete Taten", erklärte Selenskyj in Onlinediensten. In der Nacht habe Moskau die Ukraine mit mindestens 315 Drohnen- und sieben Raketenangriffen überzogen.
Selenskyj wandte sich in seinem Aufruf direkt an die USA und Europa. Es müssten Taten von Washington folgen, "das die Macht hat, Russland in einen Frieden zu zwingen". Auch von Europa, "das keine andere Wahl hat, als stark zu sein", müssten Taten folgen. Zwei der auf die Ukraine abgefeuerten Raketen seien von Nordkorea hergestellt worden, erklärte Selenskyj. Besonders stark sei die Hauptstadt Kiew beschossen worden, aber auch Odessa sowie die Regionen Dnipro und Tschernihiw seien Ziel von Angriffen geworden.
Medizinische Einrichtungen in Odessa getroffen
In der südukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa wurden nach örtlichen Behördenangaben bei einem russischen Luftangriff eine Entbindungsstation und eine medizinische Notaufnahme getroffen. Dies teilte der Gouverneur des Großraums Odessa, Oleh Kiper, auf Telegram mit. In der Entbindungsstation habe es keine Verletzten gegeben, Patienten und Personal seien in Sicherheit gebracht worden, so Kiper. Bei dem Angriff im Zentrum der Stadt wurden laut Kiper zwei Menschen getötet und mindestens neun weitere verletzt.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Flugverkehr an vier russischen Flughäfen gestoppt
Die russische Zivilluftfahrtbehörde Rosaviatsia hat am frühen Dienstagmorgen aus Sicherheitsgründen den Flugverkehr auf allen vier großen Flughäfen, die Moskau anfliegen, vorübergehend eingestellt. Grund dafür sei laut dem russischen Verteidigungsministerium ein Drohnenangriff der Ukraine.
Heftige Angriffe auf Kiew
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew erneut mit einem heftigen Drohnen- und Raketen-Angriff überzogen. In der Nacht war nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa starkes Flugabwehrfeuer über der Stadt zu hören. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen auch ballistische Raketen zum Einsatz.
"Feindliche Drohnen greifen gleichzeitig mehrere Bezirke der Stadt an", sagte Timur Tkachenko, Leiter der Kiewer Militärverwaltung, über die Messaging-App Telegram. "Es gibt Schäden an Wohngebäuden und Brände. Rettungskräfte sind vor Ort im Einsatz.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von einem anhaltenden "massiven Angriff auf die Hauptstadt" und rief die Einwohner von Kiew auf, in den Schutzräumen zu bleiben. Sanitäter würden in vier Kiewer Stadtteile gerufen, darunter auch in das historische Viertel Podil.
Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen
Russland und die Ukraine haben gegenseitige Angriffe auf Militärflugplätze gemeldet. Nach ukrainischen Angaben sollen sollen zwei russische Kampfflugzeuge getroffen worden sein. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.