
Schwarzarbeit im Haushalt Keine saubere Sache
Es ist ein offenes Geheimnis: Fast alle Reinigungsarbeiten in Privathaushalten werden schwarz erledigt. Neun von zehn Haushalten begehen dabei Steuerhinterziehung und Sozialleistungsbetrug. Dabei könnte die Politik das leicht ändern.
Die Reinigungsfirma "Hausgemacht" beschäftigt festangestellte Reinigungskräfte. Sie wird dabei von der Stadt München unterstützt. Eine Stunde reinigen kostet die Kunden 29 Euro, und "Interesse gibt es mehr als genug", sagt die Geschäftsführerin Silke Kamm. Ihr Problem sei es, Mitarbeiter zu finden. "Der Schwarzmarkt entzieht sie uns. Manche Menschen sind wahnsinnig eng finanziell aufgestellt, und da zählt jeder Euro. Dann will man einfach das Bargeld auf die Hand und es sofort ausgeben."
Der Ökonom Dominik Enste vom Institut der deutschen Wirtschaft errechnet seit Jahren, wie es um die Schwarzarbeit in Privathaushalten bestellt ist. Das Ergebnis: Die Zahlen sind gleichbleibend hoch. Ein Grund sei, so Enste, dass Schwarzarbeit eine lange Tradition habe. Außerdem wollten Privatleute keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall leisten, geschweige denn Urlaubsgeld zahlen. Und schließlich scheuten viele die bürokratischen Hürden.
Legal lohnt sich oft nicht
Die politische Idee, mit Minijobs der Schwarzarbeit entgegenzutreten, hat nicht gefruchtet und wird selten genutzt. "Haushaltshilfen haben kaum Anreize, sich anmelden zu lassen, weil sie meist über die Familienversicherung krankenversichert sind", sagt Enste. Durch Reinigen bekämen sie nie so viele Rentenversicherungsansprüche, dass sich das lohnen würde.
Insgesamt bringt die Straftat einen hohen Nutzen, und die Wahrscheinlichkeit, dabei erwischt zu werden, ist sehr gering. Der Zoll, der für die Prüfung von Schwarzarbeit zuständig ist, hat keine Befugnis, private Haushalte zu betreten. Entdeckt werden die Vergehen meist bei Arbeitsunfällen oder durch Anzeigen von Nachbarn.
Plattformen sind auch nicht ganz sauber
Plattformen wie Helpling vermitteln selbstständige Putzkräfte. Sie überlassen es ihnen allerdings, eigenverantwortlich Steuern und Sozialabgaben abzuführen. Und das geschieht nicht zwangsläufig. Die Hans-Böckler-Stiftung fand in einer Studie heraus, dass viele "Helplinge" kein Gewerbe angemeldet haben und auch keine Steuern zahlen.
"Tatsächlich wird auf der Website deutlich, dass lediglich eine Haftpflicht- und eine Diebstahlversicherung mitgebucht werden", heißt es in der Studie. Die vermittelten Reinigungskräfte arbeiten demzufolge als Solo-Selbstständige. Sie sind also für die korrekte Versteuerung ihrer Einkünfte zuständig und über die Plattform weder sozialversichert, noch gegen Gesundheitsrisiken - durch Kontakt mit Reinigungsmitteln, Arbeitsunfälle, körperliche Belastung - abgesichert.
Mit Gutscheinen gegen den Schwarzmarkt
Peter Hammer vom deutschen Hauswirtschaftsrat fordert die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen: Der Staat sollte ein Zuschuss- oder Gutschein-Modell einführen, mit dem legale Angebote gegen den Schwarzmarkt ankommen könnten. Genau diese Idee stand sogar im Koalitionsvertrag der Ampel, wurde aber nicht umgesetzt.
In Belgien macht der Staat genau das. Er subventioniert mit Gutscheinen legal angemeldete Hausarbeit - für alle Bürgerinnen und Bürger. Elvina reinigt vier Stunden die Woche die Wohnung von Familie Santys in Belgien. Sie ist bei einer Reinigungsfirma angestellt und bekommt 14 Euro die Stunde plus Fahrtkosten, Kranken- und Urlaubsgeld. Die Familie zahlt für ihre Arbeit nur zehn Euro pro Stunde, 19 Euro kommen vom belgischen Staat.
Tatsächlich haben die Gutscheine laut Social-Impact-Manager Olivier de Cock die Schwarzarbeit um mehr als die Hälfte verringert, denn es lohne sich für die Haushalte nicht mehr, jemanden schwarz zu beschäftigen. Das sei teurer als mit Gutscheinen.
150.000 neue Jobs in Belgien
Laut einer Studie aus Belgien sind so 150.000 Jobs entstanden, die von mehr als einer Million Familien in Belgien genutzt werden. Die so geschaffenen Jobs kosten den Staat 2,5 Milliarden Euro. Doch durch gesparte Sozialleistungen, durch gezahlte Steuern und Rentenzahlungen kommen 88 Prozent dieser Kosten wieder rein. Und die Reinigungskräfte sind sozial abgesichert.
Und was könnte in Deutschland passieren? Die CDU, die in aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl vorne liegt, will die steuerliche Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen verbessern. Von der einstigen Ampel will nur die FDP härter gegen Schwarzarbeit vorgehen. Die Grünen wollen den Missbrauch auf Plattformen eindämmen. Die SPD plant nach wie vor, haushaltsnahe Dienstleistungen direkt zu fördern.