Isfahan-Raffinerie im Iran (Archivbild: 08. November 2023)
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Einkommen und Druckmittel Wie wichtig Öl und Gas für den Iran sind

Stand: 20.06.2025 18:53 Uhr

Der Iran ist stark von der Öl- und Gasförderung abhängig. Entsprechend nervös machen die Führung israelische Angriffe auf den Sektor. Doch mit der Straße von Hormus hat Teheran einen mächtigen Trumpf.

Von Pia Masurczak, ARD-Studio Istanbul

Ein kurzes Handyvideo aus der Teheraner Nacht: Der Himmel glüht orange, in der Mitte ein riesiger Feuerball. Die Raffinerie Schar-e Rey ist getroffen, rufen die Männer. Später kommt dann die offizielle Meldung, es sei nur ein Tank gewesen, nicht die Raffinerie selbst. Ob das stimmt bleibt unklar.

Der Iran verfügt über enorme Öl- und Gasreserven, erklärt Homayoun Falakshahi. Er arbeitet für die Analysefirma Kpler und beobachtet seit Jahren den Ölmarkt. "Die Rohölproduktion liegt bei rund 3,3 Millionen Barrel pro Tag, zusammen mit anderen Produkten kommt der Iran auf rund vier Prozent der weltweiten Ölversorgung", sagt der Experte.

Die Öl- und Gasindustrie ist eine Lebensader des Landes, der gesamte Sektor ist in staatlicher Hand. Mit der Wirtschaft des Landes geht es seit Jahren steil bergab, umso wichtiger sind die Einnahmen aus den fossilen Bodenschätzen für den Staat und die Angestellten.

Iran ist abhängig von Öl- und Gasförderung

"Der Öl- und Gassektor trägt - ganz genau weiß man es nicht - etwa ein Drittel bis 40 Prozent zu den Staatseinnahmen bei. Und vom Bruttoinlandsprodukt sind es etwa 20 bis 25 Prozent", sagt Falakshahi.

Ein Ausfall der Einnahmen hätte verheerende Folgen. Praktisch die komplette Stromversorgung im Land läuft über einheimisches Öl und Gas, das gleiche gilt für Treibstoff. Schon in der Vergangenheit hatten Preissteigerungen beim Benzin für Proteste gesorgt.

Entsprechend sensibel sind die israelischen Angriffe auf die Ölinfrastruktur. Und die gehen in den ersten Kriegstagen weiter. Am vergangenen Samstag gerät eine Raffinerie bei Bandar Abbas ins Visier. Die Raffinerie gehört zu einem der größten Gasfelder der Welt, Pars-Süd im Persischen Golf.

Iranische Führung durch israelische Angriffe nervös geworden

Die israelischen Angriffe machen die iranische Führung nervös. Das Land kann wegen der US-Sanktionen zwar kein Öl auf dem regulären Markt verkaufen. Praktisch alle Exporte gehen über intransparente Kanäle nach China - zu einem deutlich billigeren Preis.

Aber der Sektor ist erstaunlich widerstandsfähig, sagt Ölanalyst Falakshahi: "Ich würde sagen, dass das Land sehr widerstandsfähig ist, wenn es um die Verwaltung der Öl- und Gasindustrie geht - trotz der Sanktionen. Natürlich gibt es auch hier Einschränkungen", sagt Falakshahi. "Sie haben keinen Zugang zu den neuesten Technologien, müssen mit relativ veralteter Ausrüstung auskommen und es ist kostspielig, diese Teile ins Land zu bringen."

Iran droht mit Schließung der Straße von Hormus

Aber nicht nur die von den Öleinnahmen abhängige iranische Führung ist nervös, sondern auch der Weltmarkt. Sprungartig ist der Ölpreis zu Kriegsbeginn angestiegen. Das liegt weniger am iranischen Öl selbst, aber Iran könnte die so wichtige Meerenge von Hormus schließen.

Diese Drohung steht sofort nach Kriegsbeginn im Raum. Durch sie läuft rund ein Drittel der Öltransporte per Schiff. Die Nachbarstaaten Kuweit, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate: Sie alle sind für ihre Ölexporte abhängig von dieser Passage. Ein politisches Faustpfand für den Iran, denn die Folgen einer längeren Blockade wären enorm.

Falakshahi glaubt allerdings nicht, dass es so weit kommt. "Selbst wenn es zu einer Schließung käme, würde diese nicht lange andauern, da die Straße von Hormus für den Welthandel so wichtig ist", sagt er. "Sehr schnell dürfte es zu einer starken militärischen Reaktion seitens der USA und der europäischen Länder kommen. Und der Iran wäre nicht in der Lage, die Straße für lange Zeit geschlossen zu halten, vielleicht für ein oder zwei Tage."

Doch schon jetzt, sagt Falakshahi, schicken weniger Reedereien ihre Schiffe in den Persischen Golf, die Versicherungsprämien steigen. Zu groß ist die Angst, dass die Tanker bei einer Blockade im Golf feststecken. Das Öl, es bleibt ein geopolitischer Faktor im Nahen Osten.