Frisch gegossene Goldbarren.

Preise auf Rekordhoch Warum Gold immer noch so wichtig ist

Stand: 26.03.2025 11:22 Uhr

Ein Gold-Investment gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Aber welche Rolle spielt das Edelmetall in der Finanzwelt? Wer legt wie die Preise fest - und was bedeutet das für private Anleger?

Von Lilli-Marie Hiltscher , ARD-Finanzredaktion und Joscha Bartlitz , HR

Es ist ein Symbol von Macht, seit Jahrtausenden mit Reichtum verbunden: Gold. "Schon Könige und Adlige haben sich mit einer Goldkrone gekrönt. Gold ist schon immer mit etwas Positivem verbunden", erklärt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management.

Und auch heute noch gilt Gold als beliebtes Luxusgut: Rund die Hälfte des heutzutage geförderten Goldes wird zu Schmuck verarbeitet. Wird das Edelmetall zu seltenen Schmuckstücken verarbeitet, können diese einen hohen Sammlerwert haben, seltene Luxusuhren sogar exorbitante Wertsteigerungen erleben. Doch in der Regel ist Goldschmuck als Investment ungeeignet.

Denn obwohl Gold draufsteht, ist nicht nur Gold drin. Schmuck ist in den meisten Fällen kein Feingold, sondern eine Legierung - also eine Zusammenschmelzung verschiedener Metalle. Der Goldanteil in Ohrringen, Ketten oder Armbändern kann so auf 58,5 Prozent sinken.

Rekordhoch: 3.057,51 Dollar

Hinzu kommt, dass es auf Goldschmuck oft einen hohen Aufpreis gibt, etwa für die Kosten der Verarbeitung und die Gewinnmarge des Juweliers. All das sorgt dafür, dass Schmuck als Geldanlage weniger geeignet ist als Goldmünzen oder Goldbarren.

Goldmünzen bestehen in der Regel aus Feingold, also 99,9 Prozent Gold. Der Wert dafür wird in Feinunzen angegeben. Aktuell kostet eine Feinunze Gold - 31,1 Gramm - etwas mehr als 3.000 Dollar, das jüngste Allzeithoch, welches im März dieses Jahres erreicht wurde, liegt bei 3.057,51 Dollar. Vor 30 Jahren, im März 1995, lag der Goldpreis noch bei rund 390 Dollar.

Experte Stotz relativiert diesen Anstieg im neuen Finanzformat der ARD, 50k, auf YouTube: "Wenn man sich den Chart von Gold über einen längeren Zeitraum anschaut, dann sieht man wenig starke Anstiege des Goldpreises." Dass Gold innerhalb von 30 Jahren so stark gestiegen ist, hat auch mit der Inflation zu tun: Inflationsbereinigt müsste man für etwas, das vor 30 Jahren 390 Dollar gekostet hat, heute rund 816 Dollar zahlen.

Damit ist der Goldpreis zwar stärker gestiegen als die Inflation, aber "im Prinzip gab es nur zwei bis drei" starke Preissteigerungen bei Gold, so Experte Stotz: "Daraus abzuleiten, dass Gold wirklich ein Inflationsschutz ist, würde mir als Wissenschaftler ein bisschen schwer fallen." Zumal er betont, dass auch der Goldpreis kurzfristig stark schwanken kann.

Symbolisches Festlegen des Preises

Der Goldpreis selbst wird aber nicht erst seit 30 Jahren bestimmt, sondern schon seit dem 17. Jahrhundert festgelegt, damals am Bullion Market in London. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es auch eine Marktstruktur für Gold, diese wurde vom sogenannten Londoner Goldfixing am 12.September 1919 geschaffen. Seitdem legen die wichtigsten Goldhändler zwei Mal am Tag den Goldpreis fest - immer werktags um 10:30 Uhr und um 15 Uhr. Und das gilt bis heute noch.

"Das hat natürlich eine gewisse Symbolkraft", erklärt Stotz im ARD-Finanzformat 50k. Er betont aber auch: "Es wird genauso elektronisch gehandelt. Dort kann man dann sekündlich, minütlich einen Goldpreis feststellen."

Besondere Eigenschaften

Dass Gold so wertvoll ist und eine Unze heute mehr als 3.000 Euro kostet, liegt unter anderem an seinen Eigenschaften: Gold leitet Strom, ist leicht zu verarbeiten und nahezu unkaputtbar - denn im Gegensatz zu einigen anderen Rohstoffen zerfällt Gold auch über die Zeit nicht.

Das macht es auch zu einem wichtigen Rohstoff für die Elektronik. So sind etwa in einem Smartphone ungefähr 30 Milligramm Gold verbaut. Und auch in der Zahnmedizin spielt das Edelmetall eine Rolle: Gold-Zahnfüllungen und Goldzähne werden genutzt, weil sie von Säuren im Mund und in Speisen nicht angegriffen werden können.

Goldrausch bei den Zentralbanken

Starker Symbolwert, ertragreicher Rohstoff, viele Anwendungsbereiche im Alltag: All diese Eigenschaften machen Gold für die heutige Wirtschaft noch zu einem wichtigen Gut. Und sorgen dafür, dass die Menschheit immer mehr Gold abbaut. Allein im Jahr 2024 wurden laut der US Geological Survey weltweit rund 3.300 Tonnen Gold gefördert. Nach China sind Australien, Russland und Nordamerika mit den USA und Kanada die größten Förderländer hinsichtlich der geförderten Goldvorkommen.

Laut dem World Gold Council wurden seit dem ersten Goldrausch insgesamt schon mehr als 200.000 Tonnen Gold gefördert. Das meiste besitzen die Zentralbanken, insgesamt rund 37.000 Tonnen. Und dort herrscht ein moderner Goldrausch: Allein im ersten Halbjahr 2024 kauften die Zentralbanken weltweit mit 483 Tonnen eine Rekordmenge Gold.

Deutschland auf Platz zwei

Die größte Goldreserve hatten Ende des Jahres 2024 die USA mit 8.133,5 Tonnen. Das geht aus Daten des World Gold Council hervor. Deutschland hat im weltweiten Vergleich mit 3.351,5 Tonnen die zweitgrößte Goldreserve. Danach folgen Länder wie Italien, Frankreich, Russland und China. Allerdings erfasst das World Gold Council Käufe und Bestände nur anhand freiwilliger Angaben - die tatsächlichen Bestände könnten also höher liegen.

Dass viele Länder Goldreserven haben, liegt laut dem World Gold Council daran, dass sie ihre Abhängigkeit vom Dollar reduzieren wollen. Denn geopolitische Spannungen oder Krisen können Währungen erschüttern und die Inflation anheizen. Wenn eine Währung in einer Krise ist und stark geschwächt wird, dienen die Goldreserven als Absicherung, um den Wechselkurs wieder zu stabilisieren - etwa, indem gezielt fremde Währungen an- oder verkauft werden.

Investments in Gold an der Börse

Und auch für Privatpersonen, die sich nicht wie die Zentralbanken Goldbarren in den Safe legen wollen, gibt es Möglichkeiten, am modernen Goldrausch teilzuhaben. So kann man etwa in Gold-Investmentfonds, Gold-Zertifikate, Gold-ETFs, Gold-ETCs und Goldminenaktien investieren.

In Gold-Fonds und ETFs sind neben physischem Gold auch beispielsweise Aktien von Minenbetreibern enthalten, um das Risiko zu reduzieren. Mit einem Gold ETC ("Exchange Traded Commodity") - einem Wertpapier, dass Investments in Rohstoffe ermöglicht - können Anlegerinnen und Anleger direkt in Gold investieren. ETCs können in Deutschland genau wie ETFs einfach über die Börse ge- und verkauft werden, und in der Regel ist dabei das Investment physisch mit echten Goldbarren hinterlegt.

Auch ein Investment in Goldminenaktien ist möglich. Zu den größten börsennotierten Minenbetreibern gehören zum Beispiel Newmont Mining aus den USA und Barrick Gold aus Kanada. Allerdings ist das Risiko bei Investments in Einzelaktien deutlich höher - etwa, weil eine Goldminengesellschaft pleite geht oder den Betrieb einstellt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. Februar 2025 um 09:00 Uhr.