Händler dem Parkett der New Yorker Börse.
marktbericht

Dow & Co. Wall Street kommt nicht in die Gänge

Stand: 07.02.2025 22:13 Uhr

Die Wall Street hat zum Wochenschluss den Rückwärtsgang eingelegt. Zolldrohungen von Präsident Trump, aber auch neue Konjunkturdaten haben die Anleger verunsichert.

An der Wall Street sind die großen Aktienindizes zum Wochenschluss allesamt mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Nach zögerlicher Eröffnung weiteten sich die Abgaben im Verlauf aus, wobei vor allem die Technologiebörse Nasdaq stärker betroffen war. Der Composite-Index gab am Ende 1,36 Prozent nach, der Auswahlindex Nasdaq 100 rutschte um 1,3 Prozent ab.

Auch der Leitindex Dow Jones gab stärker um 0,99 Prozent auf 44.303 Zähler nach, der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,9 Prozent auf 6.025 Stellen.

Neue Konjunkturzahlen zeichneten ein eher unklares Bild, dämpften aber am Ende Hoffnungen auf eine schnelle Zinswende der Notenbank Federal Reserve (Fed). Auch neue Äußerungen von Präsident Trump zur Zoll- und Handelspolitik setzten dem Markt ebenso zu wie der schwächer als erwartet ausgefallene Ausblick des Tech-Riesen Amazon vom Vorabend.

Zentrales Thema heute waren wie stets die neuesten Daten vom Arbeitsmarkt, die gemischt ausfielen, dabei aber Zinssenkungshoffnungen dämpften.

Konkret kamen im Januar nur 143.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Befragte Volkswirte hatten mit 170.000 gerechnet, nach überraschen kräftig aufwärts revidierten 307.000 (ursprünglich 256.000) im Vormonat. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im Januar allerdings - und zwar auf 4,0 von 4,1 Prozent im Dezember. Dies ist der zweite Rückgang in Folge und die niedrigste Quote seit Mai vergangenen Jahres. Analysten hatten im Schnitt eine Stagnation bei 4,1 Prozent erwartet. Zudem trübte sich die von der Universität Michigan ermittelte Verbraucherstimmung ein.

Laut Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sind die Jobdaten aus den USA schwer zu deuten, denn die Zahl der neu geschaffenen Stellen enttäusche. Doch sei der Dezember-Zuwachs nach oben revidiert worden, und die Arbeitslosenquote sei den zweiten Monat in Serie gefallen.

Insgesamt verfestigte sich im Handelsverlauf nach einem zweiten Blick auf die Daten die Ansicht, dass der US-Arbeitsmarkt weiter in guter Verfassung sei, die Notenbank es mithin nicht eilig haben sollte mit der Zinswende. Eine Erkenntnis, die so mancher Marktteilnehmer nicht unbedingt hören will.

Für schlechte Stimmung sorgten auch die jüngsten Nachrichten aus der US-Handelspolitik. Präsident Trump will nächste Woche Gegenzölle für viele Länder ankündigen. Das sagte der Republikaner in einer Rede im Weißen Haus an der Seite des japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba. Damit würde Trump sein Wahlkampfversprechen einlösen, Importe mit Zöllen zu belegen, die den Zöllen entsprechen, die seine Handelspartner auf amerikanische Exporte erheben. Einem Bericht der Financial Times zufolge will die Europäische Union niedrigere Zölle auf US-Autos anbieten.

"Willkommen bei Trump 2.0. Es ist genauso wie bei Trump 1.0: Jeden Tag gibt es eine neue Schlagzeile und jeden Tag gibt es schwankende Kurse am Markt", kommentierte Thomas Hayes, Vorsitzender der Private-Equity-Firma Great Hill Capital.

Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt eine abwartende Haltung eingenommen, um zu sehen, wie inflationstreibend die Maßnahmen Trumps sein werden. "Die gängige Meinung, dass Zölle tatsächlich zu Inflation führen, ist aber nicht unumstritten", sagten die Strategen von Marcard, Stein & Co.

Der US-Tech-Gigant Amazon enttäuschte zudem die Börse mit seiner Prognose für das laufende Quartal. Die Aktie, die am Vorabend schon im nachbörslichen US-Handel unter Druck geraten war, verlor am Ende deutlich vier Prozent auf 229,15 Dollar. Für das laufende Quartal sagte Amazon einen Umsatz zwischen 151 und 155,5 Milliarden Dollar voraus. Analysten waren im Schnitt von über 158 Milliarden Dollar ausgegangen.

Amazon will derweil in diesem Jahr rund 100 Milliarden Dollar in Infrastruktur investieren - größtenteils in den Ausbau von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz. Die Nachfrage der IT-Kunden nach Ressourcen dafür sei so groß, dass die Cloud-Sparte AWS auf Kapazitätsengpässe treffe, sagte Amazon-Chef Andy Jassy bei Vorlage der Quartalszahlen. Amazon ist nicht nur der weltgrößte Online-Händler, sondern auch der führende Anbieter von Cloud-Infrastruktur.

Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten belasteten auch US-Anleihen merklich, die Rendite zehnjähriger Anleihen stieg im Gegenzug auf 4,48 Prozent.

"Das ist einmal mehr ein solides Zahlenwerk", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Je besser es um die US-Wirtschaft bestellt ist, desto länger bleiben die Zinsen auf einem hohen Niveau", schreibt Gitzel. "Die Fed könnte sogar gezwungen werden, die Daumenschrauben wieder anzuziehen."

Zum Wochenschluss hat so mancher heimischer Anleger seine Positionen noch glatt gestellt und damit den jüngsten Rekordlauf des deutschen Leitindex etwas gebremst. Der DAX startete am Morgen noch mit einer neuen Bestmarke bei 21.945 Zählern, kam danach aber nicht mehr voran und blieb somit unter der Marke von 22.000 Punkten.

Am Ende schloss der Index bei 21.787 Punkten um 0,53 Prozent tiefer. Dies auch, weil von der Wall Street nach den neuen, robusten Daten vom Arbeitsmarkt kein Rückenwind kam. Der MDAX der mittelgroßen Werte stand am Ende um 0,31 Prozent im Minus.

Trotzdem zeigte der Index in dieser Woche erstaunliche Nehmerqualitäten. Denn trotz des US-Zollschocks zum Wochenstart, der den DAX bis auf 21.252 Punkte drückte, erwies sich der Leitindex im Gefolge erstaunlich robust und holte nicht nur die Verluste fast komplett wieder auf, sondern markierte gleich eine ganze Reihe neuer Rekordstände. Im Wochenvergleich ergibt sich ein leichter Gewinn von 0,25 Prozent.

Damit bleibt die Marke von 22.000 Punkten im Visier, auch wenn jederzeit vom neuen US-Präsidenten Donald Trump Störfeuer kommen kann. Schon länger haben Anleger die Befürchtung, dass Trump in puncto Zölle auch die Europäische Union ins Visier nimmt.

"Der DAX zeigt den Anlegern in diesen Tagen, dass nicht Politik die Kurse bewegt, sondern die Gewinne der Unternehmen", sagte der CMC-Markets-Experte Jochen Stanzl. "Sei drinnen, um zu gewinnen - nach diesem Motto kaufen die Anleger scheinbar jetzt, um sich erst später wieder mit Trump zu beschäftigen", ergänzte er.

Update Wirtschaft vom 07.02.2025

Antje Erhard, HR, Update Wirtschaft, 07.02.2025 09:00 Uhr

Am Devisenmarkt fiel der Euro nach den US-Daten zurück und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0331 Dollar gehandelt. Im Tagestief war es bis auf 1,0300 Dollar bergab gegangen. Experten bewerten den US-Jobreport trotz des Rückgangs zum Jahresstart als weiterhin sehr robust, was die Chancen für Zinssenkungen der Notenbank dämpft.

"Die Zahl neuer Stellen verfehlt zwar die Konsensschätzung, der Vormonatswert ist aber deutlich nach oben revidiert worden. Der Arbeitsmarkt ist damit unverändert in einer guten Verfassung und die US-Notenbank dürfte sich bezüglich möglicher Zinssenkungen weiter vorsichtig und zurückhaltend positionieren. Die Zinssenkungserwartungen bleiben gedämpft", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba.

Generell spielen Arbeitsmarktdaten eine wichtige Rolle bei Zinsentscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve und könnten daher die Kurse am Devisenmarkt bewegen. In der vergangenen Woche hatte die Fed die Leitzinsen stabil gehalten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0377 (Donnerstag: 1,0360) Dollar fest.

Gemischte Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Konjunkturfront. Im Dezember sank die Produktion in der deutschen Industrie im Monatsvergleich um 2,4 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,7 Prozent gerechnet. Es war zugleich der stärkste Produktionsdämpfer seit vergangenem Juli. Die Industrie bleibe "der größte konjunkturelle Schwachpunkt der deutschen Wirtschaft", resümiert Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

Bei den deutschen Exporten zeigte der Trend im Dezember dagegen überraschend nach oben: Zum Jahresschluss wuchsen die Ausfuhren um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Minus von 0,6 Prozent gerechnet.

Die Ölpreise stiegen zwar zum Wochenschluss, bleiben aber auch in dieser Woche unter Druck. Nach Ansicht von Analysten geht dies vor allem auf die Zollpolitik von US-Präsident Trump zurück. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zuletzt um 0,5 Prozent auf 74,59 Dollar je Barrel (159 Liter). Seit Trumps Amtsantritt am 20. Januar ist der Weltmarktpreis für Rohöl der Sorte Brent um mehr als acht Prozent eingebrochen.

Der Goldpreis zog heute bis auf 2.870 Dollar je Feinunze an, zuletzt stand er bei 2.861 Dollar. Das gelbe Edelmetall bleibt damit in Reichweite seines in dieser Woche bei 2.882 Dollar aufgestellten Rekordhochs.

Die Aktie der Porsche AG war heute mit einem Minus von über sieben Prozent der größte Verlierer im DAX. Der Stuttgarter Sportwagenbauer legt nach einem Gewinneinbruch ein Spar- und Investitionsprogramm auf und nimmt dafür in diesem Jahr weitere Ergebniseinbußen von rund 800 Millionen Euro in Kauf. Unter anderem sollen wieder mehr Porsche-Modelle mit Verbrennungs- oder Plug-in-Hybridmotoren ausgestattet und gebaut werden, nachdem das Geschäft mit Elektro-Sportwagen schleppend läuft.

An der DAX-Spitze stand dagegen die Rheinmetall-Aktie mit einem Plus von knapp zwei Prozent. Der Rüstungskonzern hat einen neuen Auftrag zur Digitalisierung der Bundeswehr bekommen und mit dem Bund einen Rahmenvertrag zur Nachbeschaffung von Soldatensystemen geschlossen. Die Systeme vernetzen Soldaten etwa mit Panzern, die als Kommunikationsknoten dienen. Der Rahmenvertrag habe ein maximales Volumen von 3,1 Milliarden Euro.

Adidas im DAX und Puma SE im DAX mussten im Zuge eines enttäuschenden Ausblicks des US-Schuhherstellers Skechers Federn gelassen. Adidas verloren zuletzt rund 2,2 Prozent, Puma sackten im MDAX gut 4,6 Prozent ab.

Skechers brachen in New York deutlich um XX Prozent ein. Zudem waren am Vortag in New York Nike sehr schwach. Analysten schrieben nach einem Gespräch mit der Führungsspitze von Nike, dass der Konzern Fortschritte mache, aber noch einiges tun müsse und die Wende Zeit brauche.

Im MDAX stiegen Gerresheimer-Aktien um fast zehn Prozent und standen damit an der Indexspitze. Der Verpackungshersteller hat am Nachmittag einen Agenturbericht über einen möglichen Verkauf an Finanzinvestoren bestätigt. Gerresheimer arbeite mit Beratern und versuche, das Interesse einzuschätzen, berichtete zuvor die Agentur Bloomberg.

Die Investoren Warburg Pincus, EQT und KKR hätten sich mit dem Düsseldorfer Unternehmen beschäftigt, hieß es. Einige Investoren hätten aber angesichts der aktuellen Bewertung von Gerrseheimer abgewunken. Von Gerresheimer war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Um das Unternehmen gibt es immer wieder Übernahmespekulationen. Knapp 90 Prozent der Gerresheimer-Aktien befinden sich den Angaben zufolge im Streubesitz.

Der Versicherungskonzern Talanx hat seine Gewinnprognose übertroffen und schon 2024 an der Zwei-Milliarden-Euro-Marke gekratzt. Der Nettogewinn stieg um ein Viertel auf 1,98 Milliarden Euro. Erst im November hatte die Firma das Ziel von 1,7 auf 1,9 Milliarden Euro geschraubt. Im laufenden Jahr sollen es 2,1 Milliarden Euro werden. Der größere Teil des Gewinns von Talanx kommt weiterhin von der Tochter Hannover Rück, dem weltweit drittgrößten Rückversicherer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 im Update Wirtschaft am 07. Februar 2025 um 09:00 Uhr.