Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Vor Nvidia-Zahlen Viel Nervosität an der Wall Street

Stand: 24.02.2025 22:22 Uhr

Mit gemischten Gefühlen blicken die Anleger in New York auf die Zahlen von KI-Platzhirsch Nvidia, die am Mittwoch anstehen. Haben die Märkte im KI-Rausch womöglich über das Ziel hinaus geschossen?

Nach den deutlichen Kursverlusten vom Freitag haben die US-Börsen sich zum Wochenstart nur bedingt stabilisiert und uneinheitlich geschlossen. Vor allem im späten Geschäft kam dabei noch vermehrt Abgabeneigung auf.

Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, erholte sich am Ende nur noch leicht um 0,1 Prozent und ging bei 43.461 Zählern aus dem Handel. Der Index war am Freitag um 1,7 Prozent auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar abgerutscht. Es war der größte Tagesverlust des Dow seit Mitte Dezember vergangenen Jahres.

Nicht auf die Beine kam die technologielastige Nasdaq. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor erneut deutlich 1,21 Prozent. Er hatte vor dem Wochenende sogar zwei Prozent verloren. Auch der Composite-Index gab in der gleichen Größenordnung nach. Der marktbreite S&P 500, der sowohl Standard- als auch Technologieaktien beinhaltet, rang fast den ganzen Tag mit seinem Schlusskurs und endete letztlich bei 5.983 Zählern noch um 0,5 Prozent im Minus und wieder unter der Marke von 6.000 Punkten.

Kritisch beäugt werden derzeit die Resultate des US-Technologieriesen Nvidia, die am Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlicht werden und von denen die Investoren sich Hinweise auf die künftige Nachfrage nach Technologien für künstliche Intelligenz erhoffen. Im Vorfeld der Zahlenvorlage schwankten Nvidia-Aktien zunächst von knapp minus drei Prozent bis plus drei Prozent. Am Ende stand ein Verlust von 3,1 Prozent auf 130,28 Dollar. Auch die meisten anderen Chipaktien gaben nach.

Microsoft habe die Mietverträge für umfangreiche Rechenzentrumskapazitäten in den USA gekündigt, was auf ein potenzielles Überangebot an KI-Infrastruktur hinweise, konstatierten die Analysten von TD Cowen zuletzt in einer Notiz.

Im Januar hatte die Nachricht von der Einführung von kostengünstigen KI-Modellen des chinesischen Unternehmens DeepSeek die Tech-Branche aufgewühlt und Zweifel daran geweckt, ob US-Unternehmen zu viel für die Technologie ausgeben und die künftige Nachfrage überbewerten.

"Es scheint, als sei dieser Sektor zu weit und zu schnell gegangen, und dennoch hört man von vielen dieser Unternehmen, dass sie immer noch Ausgaben tätigen", sagte Aktien-Experte Joe Saluzzi von Themis Trading.

Die Aktien von Berkshire Hathaway standen heute bei Anlegern positiv im Rampenlicht. Das Investment-Konglomerat von Starinvestor Warren Buffett hatte am Wochenende Geschäftszahlen vorgelegt und dabei für das vierte Quartal einen 71 Prozent höheren Betriebsgewinn ausgewiesen. In der Folge zogen die für Anleger erschwinglichen Aktien der B-Gattung um 4,1 Prozent an und erreichen bei 503,96 Dollar ein neues Rekordhoch. Die bisherige Bestmarke lag bei bei 491,67 Dollar.

Ebenfalls börsengehandelt werden die A-Aktien, die allerdings mit einem Kurs von zuletzt 747.485 Dollar nicht für jedermann als Investition in Frage kommen. Bei 755.968 Dollar markierte auch die A-Gattung heute ein Rekordhoch. Für diese erhöhte die UBS ihr Kursziel auf gut 836.000 Dollar.

Die Holdinggesellschaft habe das Jahr stark beendet und mit ihrem operativen Ergebnis die Erwartungen übertroffen, schrieb der Experte Brian Meredith. In dem aktuell von Unsicherheit geprägten Marktumfeld sei Berkshire eine attraktive Geldanlage.

Papiere des iPhone-Riesen Apple legten gegen den Trend 0,66 Prozent zu. Denn der Konzern stellt nach Donald Trumps Ankündigung von Importzöllen eine Investition von mehr als 500 Milliarden Dollar in den USA in Aussicht. Der iPhone-Konzern will dabei in den kommenden vier Jahren mehr als 20.000 Beschäftigte einstellen und unter anderem gemeinsam mit Partnern Hochleistungsserver für Künstliche Intelligenz in Texas herstellen.

Trump hatte kurz nach seinem Amtsantritt als US-Präsident zusätzliche Zölle auf Waren aus China angekündigt. Das könnte auch iPhones und andere Apple-Geräte treffen. Allerdings zeigte sich Trump traditionell bereit zu Entlastungen bei Investitionen in den USA. Er hatte bereits nach einem Treffen mit Apple-Chef Tim Cook vergangene Woche von einer Investitionszusage des Konzerns in Höhe von hunderten Milliarden Dollar gesprochen. Apple baute in den vergangenen Jahren zwar auch die Produktion in Indien und Vietnam aus - doch der Großteil der Geräte des Konzerns wird nach wie vor in China gebaut.

Mit Zuversicht reagierten die Anleger auf das Wahlergebnis vom Sonntag, denn der Sieg der Union bei der Bundestagswahl nährt die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufbruch in Deutschland. Im Verlauf flachte die erste Euphorie aber nach einer schwachen Wall-Street-Eröffnung wieder ab, gegen Ende der Sitzung erholte sich der Markt dann wieder. Am Ende rückte der DAX um 0,62 Prozent auf 22.425 Punkte vor, die Bandbreite heute lag dabei zwischen 22.240 und 22.512 Zählern.

"Die Anleger hoffen nun, dass eine neue Regierung schnell die wirtschaftlichen Probleme anpacken wird", erklärt Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG.

Der MDAX, in dem die eher mittelgroßen Unternehmen notiert sind, gewann deutlicher um 1,52 Prozent auf 27.918 Punkte und holte damit im Vergleich zum DAX weiter auf. Bereits im Vorfeld der Wahl war der Index schon angesprungen, nachdem er sich in der Vergangenheit lange schlechter entwickelte als der Leitindex.

Er spiegelte damit die Lage der mittelgroßen Unternehmen wider, die stärker von Deutschlands Wirtschaft abhängen und deshalb auch stärker unter dem wirtschaftlichen Abschwung Deutschlands gelitten haben als die global aufgestellten Unternehmen im DAX. Die Hoffnung auf eine sich aufhellende Konjunktur helfe den mittelgroßen und etwas kleineren Unternehmen, sagten Marktbeobachter.

Seit Jahresanfang liegt der MDAX nun mit fast zehn Prozent im Plus, der DAX kommt auf einen Zuwachs von rund 13 Prozent. Auch der Nebenwerteindex SDAX legt am Nachmittag stärker rund 0,7 Prozent zu.

In Deutschland steht angesichts des Wahlsiegs von CDU/CSU und einer wahrscheinlichen Zweier-Koalition mit der SPD womöglich schon bis Ostern eine neue Regierung bereit, um vor allem die wirtschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Die letzte Bundesregierung war die erste, die aus drei Parteien bestanden hatte, entsprechend schwierig war oft die Entscheidungsfindung, was letztlich zum Zusammenbruch der alten Regierung geführt hatte.

Die Chancen auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und für stabile politische Verhältnisse stünden jetzt nicht schlecht, erläuterte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Das Wahlergebnis wird die ersten zarten Erholungstendenzen in der deutschen Konjunktur unterstützen."

Doch unter die optimistischen Stimmen mischen sich auch skeptische Töne, die vor zu hohen Erwartungen an die neue Bundesregierung warnen. Union und SPD hätten in vielen Bereichen der Wirtschaftspolitik deutlich unterschiedliche Meinungen - etwa in der Steuer-, Sozial- und Klimapolitik, gibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zu bedenken.

Sozial- und Wirtschaftsverbände fordern zügige Regierungsbildung

André Kartschall, RBB, tagesschau, 24.02.2025 10:00 Uhr

Verhaltene Signale kamen unterdessen am Morgen vom ifo-Index, dem wichtigsten Frühindikator für die deutsche Wirtschaft. Das ifo-Geschäftsklima verharrte im Februar auf 85,2 Punkten, Volkswirte hatten im Schnitt einen leichten Anstieg auf 85,8 Punkte erwartet.

Nach Einschätzung des Analysten Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg machen die Daten deutlich, dass sich "die deutsche Wirtschaft im Tief festgefressen hat und wachstumsfreundliche Reformen dringend nötig sind".

Der Euro hat sich am Abend im späten US-Devisenhandel kaum noch bewegt. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0465 Dollar und damit etwa so viel wie zum Ende des europäischen Währungsgeschäfts. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0466 (Freitag: 1,0465) Dollar festgesetzt.

Im frühen europäischen Handel war der Euro nach dem Sieg der Union bei der Bundestagswahl auf ein Tageshoch von 1,0528 Dollar gestiegen. Es besteht die Möglichkeit, eine Regierung von Union und SPD zu bilden, nachdem klar wurde, dass nach der FDP auch das BSW nicht im Bundestag vertreten ist. Dies hatte den Euro jedoch nur anfangs gestützt

An den Rohstoffmärkten erreichte der Goldpreis heute bei 2.956 Dollar ein neues Rekordhoch. An der Börse gehandelte und mit physischem Gold besicherte Fonds (Gold-ETFs) hatten in der vergangenen Woche die höchsten Mittelzuflüsse seit dem Jahr 2022.

Steigende Sorgen angesichts der Handels- und Weltpolitik von US-Präsident Donald Trump kurbelten die Nachfrage an, hieß es am Markt. Vor allem die Übernahme von russischen Positionen im Ukraine-Krieg hatte die Märkte verunsichert. Zuletzt hatte Goldman Sachs die Preisprognose deutlich angehoben. Auch wegen der Goldkäufe durch Zentralbanken erwartet die US-Investmentbank den Preis für das Edelmetall zum Ende des Jahres bei 3.100 Dollar je Feinunze.

Derweil ging hierzulande die Rüstungsrally der vergangenen Wochen auch am dritten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine weiter. Rheinmetall gewannen als DAX-Spitzenreiter deutlich über sechs Prozent. Hier gehen die Anleger von einer weiteren Erhöhung der Verteidigungsausgaben aus, auch wenn die fiskalischen Spielräume der neuen Regierung wegen der in der Verfassung festgeschriebenen Schuldenbremse begrenzt sein dürften. Zudem profitiert die Aktien von einem positiven Analystenkommentar der UBS.

Auch der Rüstungselektronik-Experte Hensoldt im MDAX sowie im SDAX Renk, Hersteller von Panzer-Getrieben, waren gefragt

Neben Banken und Versorgen zählten auch Immobilienwerte zu den Gewinnern. So gewannen im DAX Vonovia rund 3,2 Prozent, Hypoport im MDAX sogar gut fünf Prozent. Anleger setzen auf neuen Schwung aus Berlin. So bei Hypoport: Die Experten der Berenberg Bank rechnen durch die neue Regierung mit viel Schwung für den B2B-Kreditmarktplatz Europace. Die Rückkehr auf alte Neubauniveaus würde die Volumina hier um bis zu einem Viertel antreiben, hieß es.

Am DAX-Ende rangiert die Aktie von Siemens Energy mit einem Minus von rund vier Prozent. Ein Händler führt die Verluste auf einen Bericht der US-Investmentbank TD Cowen zurück, wonach Microsoft dabei ist, seine KI-Rechenzentrumskapazitäten zu reduzieren. Der Boom der energieintensiven Technologie hatte den Windkraftsektor zuletzt kräftig angetrieben.

Volkswagen und CATL arbeiten in China bei Batteriezellen für Elektroautos zusammen. Die beiden Unternehmen hätten eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, teilte CATL mit. Dabei gehe es nicht nur um Entwicklung und Produktion von Batterien, sondern auch um Bereiche wie Batterierecycling, Batteriewechselsysteme oder die Transparenz der Rohstoff-Lieferkette.

Die Ankündigung der niederländischen Beteiligungsfirma Prosus, Just Eat Takeaway übernehmen zu wollen, beflügelte im MDAX zunächt die Aktie von Delivery Hero. Das Papier des Essenslieferanten hat allerdings anfangs höhere Gewinne von rund acht Prozent nicht halten können und rutschtenoch ins Minus. Einige Investoren sähen den Deal als einen ersten Schritt, um einen Zusammenschluss mit Delivery Hero voranzutreiben, erklärt ein Börsianer.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die Wirtschaft vor acht am 23. Februar 2025 um 19:55 Uhr.