Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Keine Zinsfantasie Zurückhaltung an der Wall Street

Stand: 11.02.2025 22:25 Uhr

Die Aussicht auf eine schleppende Zinswende dämpfte in New York das Geschehen deutlich. Die Schwankungen der großen Aktienindizes blieben überschaubar. Star des Tages war dafür mal wieder der DAX.

Ohne die Aussicht auf eine rasche Zinswende tun sich sich die Anleger an der Wall Street weiter schwer. Die großen Indizes schlossen bei überschaubaren Handelsbandbreiten heute uneinheitlich. Während der Leitindex Dow Jones am Ende moderat um 0,28 Prozent auf 44.593 Zähler vorrückte, endete die Technologiebörse Nasdaq ebenso moderat um 0,36 Prozent im Minus. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,29 Prozent.

Der marktbreite S&P 500 schloss nahezu unverändert bei 6.068 Zählern. Am Anleihenmarkt gab es Kursverluste, die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 4,54 Prozent.

US-Notenbankchef Jerome Powell bestätigte heute vor dem Senatsausschuss des Kongresses, was sich zuletzt immer deutlicher abzeichnet hatte: Angesichts der rund laufenden Konjunktur hat die Fed keine Eile mit Zinssenkungen.

"Eine zu schnelle oder zu starke Lockerung" der Geldpolitik könne Fortschritten beim Kampf gegen die Inflation im Wege stehen, sagte Powell. Die Geldpolitik sei insgesamt gut aufgestellt, um mit Risiken und Unsicherheiten umzugehen.

Powell betonte bei der Anhörung vor dem Kongressausschuss in Washington, es sei nicht Aufgabe der Notenbank, die Zollpolitik zu kommentieren. Vielmehr gelte es, die neuen Maßnahmen zu berücksichtigen und entsprechend zu reagieren. Mit Blick auf frühere Äußerungen aus dem Jahr 2018 erklärte Powell:

"Das Standardargument für Freihandel, und all das ergibt logisch immer noch Sinn." Und: "Es hat nicht so gut funktioniert, wenn wir ein sehr großes Land haben, das sich nicht wirklich an die Regeln hält."

Bradley Saunders, Ökonom beim Analysehaus Capital Economics, zeigte sich skeptisch. "Obwohl Powell nicht auf die Zölle eingegangen ist, wird die unberechenbare Politik von US-Präsident Donald Trump die Währungshüter sicherlich beschäftigen."

Passend zu den Aussagen von Powell sagte die US-Notenbankerin Beth Hammack, die Chefin des Fed-Bezirks Cleveland, dass es "überaus wichtig" sei, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu drücken. Im Dezember hatten die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent zum Vorjahr zugelegt.

Die Bankerin will sich überdies die Zeit nehmen, um die Änderungen in der Regierungslinie unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zu prüfen. Morgen werden Verbraucherpreisdaten aus dem Januar erwartet, ein wichtiges Datum für die Börse.

Unter den Einzelwerten in den USA richtete sich nach McDonald's am Vortag der Blick auf Coca-Cola, denn der Getränkehersteller übertraf wegen höherer Preise im Schlussquartal die Gewinnerwartungen. Laut dem Konzern waren im vierten Quartal die Erlöse im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar (11,2 Mrd Euro) geklettert. Das bereinigte Ergebnis stieg auf vergleichbarer Basis von zuvor 49 auf 55 Cent je Aktie und damit stärker, als Analysten es auf dem Zettel hatten. Für die Aktie ging es gegen den Trend deutlich um 4,73 Prozent nach oben.

Die Kauflust der Anleger am deutschen Aktienmarkt ist ungebrochen. Während die deutsche Wirtschaft in der Krise steckt, eilt der DAX weiter von Rekord zu Rekord. Mittlerweile überwindet der deutsche Leitindex die Tausendermarken schon im Monatsrythmus. Erst im Dezember hatte er die Marke von 20.000 Punkten geknackt und im Januar war er über 21.000 Punkte gestiegen - nun also der nächste Rekord.

Am Ende schloss der DAX um 0,58 Prozent höher bei 22.038 Punkten und damit erstmals über der Marke von 22.000 Punkten. Das Tageshoch lag bei 22.046 Punkten nur leicht darüber. "Der DAX ist aktuell der Börsenstar des Jahres", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Diese "Rekordjagd ist eher unbefriedigend, da die meisten Branchen und Industrien diesem Trend nicht folgen können", erklärte der unabhängige Analyst Andreas Lipkow. Experten betonen, dass viele Konzerne im DAX wie SAP, Siemens und die Deutsche Telekom von ihren Geschäften im Ausland profitieren und damit nicht so stark von der binnenwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abhängen.

Der export- und industrielastige MDAX bot denn auch ein anderes Bild. Er fiel leicht um 0,14 Prozent auf 27.246 Punkte und lag heute meist im Minus. Er ist zudem weit weg von seinem Rekordhoch aus dem September 2021 bei 36.428 Punkten.

Zuletzt konnte sogar die Wall Street nicht mit dem deutschen Börsenbarometer mithalten. Während der DAX im Jahr 2025 von Rekordhoch zu Rekordhoch eilt und bisher rund zehn Prozent im neuen Jahr gestiegen ist, hat es unter den großen US-Börsenindizes bislang nur der S&P 500 zu einer historischen Bestmarke geschafft. Sowohl im Leitindex Dow Jones als auch in den Nasdaq-Indizes lassen neue Höchststände weiter auf sich warten. Der Dow Jones schaffte seit Jahresanfang weniger als die Hälfte des DAX-Gewinns.

Update Wirtschaft vom 11.02.2025

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 11.02.2025 09:00 Uhr

Experten setzen zudem das eine oder andere Fragezeichen hinter die Rekordjagd im DAX. So seien die Sorgen rund um die KI-Konkurrenz aus China sowie die Zollängste der Anleger nur vorübergehend in den Hintergrund gerückt.

Konkret hat US-Präsident Trump am Wochenende neue Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA in Höhe von 25 Prozent bekanntgegeben. Es werde keine Ausnahmen oder Befreiungen geben, hieß es. Zudem zögen die USA Sonderzölle auf Fahrzeuge, Computerchips und Pharmaprodukte in Betracht.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine entschlossene Reaktion an. Damit droht mehr denn je ein Wirtschaftskrieg, bei dem meist nur Verlierer gibt.

Der Kurs des Euro hat sich am Abend erholt. Im US-Handel wurden zuletzt 1,0363 Dollar für die Gemeinschaftswährung bezahlt. Am Morgen hatte er noch zeitweise unter 1,03 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0324 (Montag: 1,0320) Dollar fest.

Am Devisenmarkt gab es vorerst keine nennenswerte Reaktion auf Zölle, die US-Präsident Donald Trump in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten auf den Weg gebracht hat. Offenbar habe das Thema der Zölle aus Marktsicht einiges von seinem Schrecken verloren hat, heißt es in einer Analyse von Experten der Dekabank.

Dies gelte "zumindest so lange Trump pragmatisch agiert und Deals anbietet". Allerdings zeige ein dynamischer Anstieg des Goldpreises, dass trotz der vermeintlichen Ruhe am Devisenmarkt die Furcht vor Verwerfungen an den Finanzmärkten zunehme.

Der Goldpreis steigt und steigt derweil: Am Morgen kostete eine Feinunze des gelben Edelmetalls in der Spitze 2.942,71 Dollar. Tags zuvor hatte Gold erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 2.900 Dollar überwunden. Zuletzt fiel die Notierung aber wieder zurück.

Gold profitiert von den steigenden Unsicherheiten an den Märkten, gilt das Edelmetall doch als "sicherer Hafen" für Anleger. So hatten die jüngsten Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump die Sorgen der Anleger vor steigenden Inflationsraten und einem langsameren globalen Wirtschaftswachstum bestärkt. Zugleich geht am Markt die Furcht um vor neuen Zöllen der Trump-Regierung auf Rohstoffimporte - inklusive Goldbarren.

Doch wie weit kann der Goldpreis jetzt noch steigen? Aus technischer Perspektive reicht das Kurspotenzial aus, um nun Kurs auf die runde 3.000er-Marke zu nehmen. Auch Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus, hält einen Anstieg in Richtung der psychologisch wichtigen Marke für möglich.

Die Ölpreise sind heute erneut gestiegen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 1,1 Prozent mehr als am Vortag.

Am Markt wurde der Anstieg der Ölpreise mit Angebotssorgen begründet. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, hätten jüngste Daten zur Fördermenge in Russland gezeigt, dass die Produktion zuletzt erneut gesunken sei. Sie sei zudem weiter unter die von der Opec+ beschlossene Fördermenge für Russland gefallen. Die Angebotssorgen hätten die Furcht vor möglichen Folgen der US-Zollpolitik vorerst etwas überlagert, hieß es weiter.

Der Preis für europäisches Erdgas hat derweil heute den Höhenflug der vergangenen Handelstage fortgesetzt. Zwischenzeitlich stieg der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 59,39 Euro je Megawattstunde (MWh) und damit auf den höchsten Stand seit Februar 2023. Bereits zu Beginn der Woche hatte der Gaspreis ein Zwei-Jahres-Hoch erreicht.

Als Treiber gelten derzeit niedrige Temperaturen in Teilen Europas und vergleichsweise schwache Winde. Die Flaute führt zu einem geringen Angebot von Strom aus entsprechenden Kraftwerken und einem höheren Verbrauch von Erdgas zur Stromerzeugung. Darüber hinaus sind die Füllstände der Gasspeicher deutlich niedriger als vor einem Jahr.

Aktien aus der konjunktursensiblen Automobilbranche waren heute am deutschen Aktienmarkt nicht gefragt. Im DAX gehörten die Papiere von BMW & Co. mit Abschlägen von bis zu 1,7 Prozent zu den größten Verlierern. Denn US-Zölle auf importierte Autos könnten den Sektor stark treffen. Aktien der VW-Holding Porsche SE sowie die Papiere des ebenfalls zum VW-Konzern gehörenden Sportwagenbauers Porsche AG standen am DAX-Ende.

Die Deutsche Börse hat im vergangenen Jahr dank guter Geschäfte mit Dienstleistungen rund um die Kapitalmärkte und Übernahmen so viel verdient wie noch nie. Der Frankfurter DAX-Konzern rechnet zudem erwartungsgemäß mit weiteren Zuwächsen und kündigte den Rückkauf eigener Aktien für bis zu einer halben Milliarde Euro an.

Die Nettoerlöse zogen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent auf etwas mehr als 5,8 Milliarden Euro an. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent auf knapp 3,4 Milliarden Euro geklettert, teilte der Börsenbetreiber heute nach Börsenschluss in Frankfurt mit.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 1,95 Milliarden Euro und damit 13 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Aktionäre sollen eine um 20 Cent auf 4 Euro je Aktie erhöhte Dividende erhalten. Die Deutsche Börse kündigte zudem den Rückkauf eigener Aktien von bis zu 500 Millionen Euro an. Das Volumen des Aktienrückkaufs fällt überraschend hoch aus.

An der Börse waren die Nachrichten in Summe zunächst kein Treiber für die zuletzt gut gelaufene Aktie. Das Papier hatte im Tagesverlauf allerdings mit 243,90 Euro abermals ein Rekordhoch erreicht. Im bisherigen Jahresverlauf verteuerte sich der Titel um weitere neun Prozent, nachdem der Kurs bereits in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt hatte.

Aktien von SAP waren Tagessieger im DAX. Sie gewannen 2,4 Prozent und erreichten bei 278,35 Euro ein neues Rekordhoch. Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, entwickelt die Deutsche Börse einen zweiten DAX ohne Kappungsgrenze, der neben dem bisherigen Börsenindex laufen werde. Die SAP-Aktien könnten dadurch für einen größeren Kreis an Investoren attraktiver werden.

Als klares Schlusslicht im MDAX sackten die Papiere von TUI nach der Vorlage von Quartalszahlen um 10,8 Prozent ab. Analystin Chandni Hirani von Barclays sprach zwar von ermutigenden Resultaten des Reisekonzerns. Der Bereich Märkte und Airlines aber habe sich schwach entwickelt.

Geschäftszahlen und Ausblick von Salzgitter haben die Aktien des Stahlkonzerns heute unter dem Strich nur wenig bewegt. Nach zunächst stärkeren Schwankungen in beide Richtungen pendelte sich der Kurs rasch wieder auf dem schon vor der Zahlenvorlage erreichten Niveau ein. Zuletzt betrug das Minus gut ein Prozent auf 18,51 Euro.

Mit dem operativen Ergebnis habe man besser abgeschnitten als in der eigenen Prognose angepeilt und auch besser, als der Markt erwartet habe, hieß es vom Konzern. 2025 peilt Salzgitter ein nahezu stabiles Geschäft an.

Dass Anleger sich von der Zahlenvorlage und der Prognose nicht locken ließen, dürfte auch mit dem unlängst unterbreiteten Übernahmeangebot der Unternehmen GP Günter Papenburg und TSR Recycling über rund 18,50 Euro je Aktie zu tun haben. Über diesen Kurs kamen die Papiere von Salzgitter in den vergangenen Wochen kaum hinaus. Das Land Niedersachsen hatte allerdings mitgeteilt, seine Anteile nicht verkaufen zu wollen. Das Land ist mit 26,5 Prozent an dem Unternehmen beteiligt und damit dessen größter Aktionär.

An der Spitze des Nebenwerteindex SDAX schnellten die Anteilsscheine von Renk um über XX Prozent in die Höhe. Auftrieb gab der Ausbau der Beteiligung des Rüstungskonzerns KNDS, der jetzt mit einem Anteil von 25,1 Prozent größter Aktionär des Panzergetriebeherstellers ist und eine Sperrminorität hält. Damit solle die strategische Partnerschaft gestärkt werden, erklärten KNDS und Renk.

Die um die Commerzbank buhlende italienische Großbank UniCredit hat im vergangenen Jahr vor allem dank gestiegener Provisionseinnahmen mehr verdient. Der Gewinn stieg 2024 trotz Sonderkosten für den Konzernumbau im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf etwas mehr als 9,3 Milliarden. Damit übertraf die im EuroStoxx 50 notierte Bank einmal mehr die Erwartungen der Experten.

Unicredit könnte innerhalb der kommenden drei bis fünf Quartale über ein Kaufangebot für das Frankfurter Geldhaus entscheiden. Diesen Zeitrahmen nannte Unicredit-Chef Andrea Orcel heute bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Er sei optimistisch, dass man mit konstruktiven Gesprächen ein gutes Ergebnis erreichen könne, sagte der Bankchef. Im Fall eines Übernahmeangebots müsse man noch weitere neun Monate für den Abschluss des Deals hinzurechnen.

Bei der Entwicklung von KI-Funktionen für den wichtigen chinesischen Markt arbeitet Apple einem Bericht zufolge mit Alibaba zusammen. Die beiden Unternehmen hätten ihre Software zur Freigabe bei den Behörden eingereicht, schrieb das Nachrichtenportal The Information. Weder der iPhone-Anbieter noch der Online-Händler waren zunächst für einen Kommentar zu erreichen.

Apple steht unter hohem Druck, seine "Apple Intelligence" genannte Künstliche Intelligenz (KI) auch in der Volksrepublik auf den Markt zu bringen. Dabei geht es unter anderem um eine verbesserte Version des Sprachassistenten Siri. Die chinesischen Verbraucher sind technikaffin und fehlende KI-Funktionen der Hauptgrund für den Absatzeinbruch der iPhones. Alibaba gilt als einer der führenden KI-Entwickler in der Volksrepublik. Apple-Aktien legten zu.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. Februar 2025 um 09:00 Uhr.