Der Schriftzug "New York Stock Exchange" in goldenen Buchstaben unter einem klassizistschen Giebel.
marktbericht

Rätselraten über neue US-Zölle Wall Street auf Richtungssuche

Stand: 25.03.2025 21:36 Uhr

Die anhaltenden Sorgen über die US-Zollpolitik machen Anleger an der Wall Street nervös. Nach einem Plus zum Wochenstart verloren die US-Märkte an Schwung und pendelten zwischen minimalen Gewinnen und Verlusten.

Die US-Handelspolitik macht die Anleger an der Wall Street zusehends nervös. "Die Marktteilnehmer sind wie gelähmt - sie wissen nicht, was sie tun sollen, weil unklar ist, welche Maßnahmen letztlich umgesetzt werden", sagte Charles Ashley, Portfoliomanager beim Investitionsverwalter Catalyst Funds. "Man will sich so aufstellen, dass man für den schlimmsten Fall möglichst gut abgesichert ist - gleichzeitig hält man aber weiterhin Ausschau nach Chancen."

Entsprechend schaffte der Dow Jones Industrial nur ein Mini-Plus von 0,01 Prozent auf 42.587 Punkte. Der breite S&P 500 legte um 0,16 Prozent auf 5.776 Punkte zu. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 schaffte schließlich ein Plus und stieg um 0,53 Prozent auf 20.287 Zähler. Er schloss damit knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch.

US-Präsident Donald Trump scheine eine neue Waffe der wirtschaftlichen Staatskunst zu erfinden, indem er Ländern, die Öl aus Venezuela kauften, mit Zöllen von 25 Prozent drohe, hieß es aus dem Handel. Trump hatte zwar angedeutet, dass nicht alle von ihm angedrohten Zölle am 2. April eingeführt würden und einige Länder Ausnahmeregelungen erhalten könnten. Dies führte zum Wochenstart zu einer kräftigen Erholung an der Wall Street. "Aber nur weil ein Biss weniger heftig wird, heißt das nicht, dass es nicht wehtut", konstatierte Daniela Hathorn, Analystin bei der Handelsplattform Capital.com.

Die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten schlägt mittlerweile auch auf die Verbraucherstimmung: Die Stimmung der Verbraucher in den USA ist auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen. Der Konsumindikator sei um 7,2 Punkte auf 92,9 Punkte gesunken, teilte das Marktforschungsinstitut Conference Board mit. Dies ist der niedrigste Wert seit Anfang 2021.

Mit einem starken ifo-Index im Rücken hat sich der DAX in Richtung Rekordhoch nach oben bewegt. Mit einem Anstieg um 1,13 Prozent auf 23.109 Punkte näherte sich der deutsche Leitindex wieder etwas seiner Bestmarke von 23.476 Zählern, die er vor einer Woche erreicht hatte. Am Vortag war ein erster Erholungsversuch noch gescheitert.

"Die deutsche Wirtschaft zeigt erste Anzeichen von Frühlingsgefühlen", urteilte der ING-Ökonom Carsten Brzeski mit Blick auf das ifo-Geschäftsklima, das sich nach dem beschlossenen Finanzpaket wie erwartet verbesserte. Dem Experten zufolge deutet das Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft auf eine allmähliche konjunkturelle Erholung hin. Trotz drohenden US-Zöllen scheine es, als ob die positiven Aspekte die negativen überwiegen.

Für Unsicherheit sorgen allerdings weiterhin die Zollpläne von Donald Trump. Zwar rechne die Börse nach den jüngsten vagen Äußerungen des US-Präsidenten nicht mehr mit dem Schlimmsten, so Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Allerdings sei damit auch das Enttäuschungspotenzial gestiegen, und über allen Handelsplätzen schwebe das Damoklesschwert der nächsten US-Zollrunde kommenden Mittwoch.

Die EU verschärft unterdessen die Schutzmaßnahmen für die heimische Stahlindustrie. Wie die Europäische Kommission mitteilte, wurde beschlossen, eine vorgesehene Wiederausweitung von zollfreien Stahlimporten drastisch zu begrenzen. Zudem werden Regeln zum Umgang mit ungenutzten Importquoten geändert.

Die meisten Änderungen treten nach Kommissionsangaben am 1. April in Kraft, Änderungen an der so genannten Liberalisierungsrate sowie die Abschaffung der Übertragung bestimmter ungenutzter Import-Volumina am 1. Juli. "Die verschärften Maßnahmen sollen den EU-Stahlproduzenten Luft verschaffen, um ihre Produktion zu steigern und dadurch verlorene Marktanteile zurückzugewinnen", erklärte die EU-Kommission.

Positive Impulse lieferte der ifo-Geschäftsklimaindex. Demnach hat sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen im März spürbar gebessert. Das ließe auf eine Frühjahrsbelebung der Konjunktur hoffen, erklärt LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch.

Der Kurs des Euro hat im US-Handelsverlauf nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung kostete rund eine Stunde vor dem Börsenschluss an der Wall Street 1,0802 US-Dollar. Zeitweise war sie, wie bereits am Morgen, unter 1,08 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0825 (Montag: 1,0824) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9237 (0,9238) Euro.

Die Aussicht auf eine teilweise Waffenruhe im Ukraine-Krieg hat den Preisanstieg am Ölmarkt ausgebremst. Die Preise für die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI gaben jeweils leicht nach und lagen bei 72,97 und 68,93 Dollar je Fass (159 Liter).

Russland und die Ukraine sind zu einer teilweisen Waffenruhe bereit, die das Schwarze Meer und die Energieinfrastrukturen beider Länder umfassen soll. Das teilten die Regierungen in Moskau und Kiew mit. "Wenn es zu einem Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine kommt, könnte dies die Tür für eine Aufhebung der Sanktionen gegen russisches Öl öffnen", erläuterte Phil Flynn, Analyst beim Broker Price Futures Group. Zuvor hatten sich die Ölpreise um bis zu knapp einem Prozent verteuert. Grund dafür war die Sorge vor weiteren US-Zöllen und einem knapperen Angebot.

Gold hat seine frühen Gewinne ausgebaut. Die Feinunze Gold kostet derzeit 3.023 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr. Das gelbe Edelmetall behält damit das jüngste Rekordhoch bei 3.057,51 Dollar weiter im Blick.

Der Internetkonzern United Internet erwartet nach dem von Netzproblemen überschatteten Vorjahr für 2025 wieder mehr Umsatz und Gewinn. Man erwarte einen Umsatzanstieg auf etwa 6,4 (2024: 6,303) Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Der Ebitda-Gewinn solle auf rund 1,35 (1,295) Milliarden Euro zulegen. Für 2024 schlage das Unternehmen neben einer regulären Dividende von 0,40 Euro je Aktie eine einmalige Nachholdividende von 1,50 Euro je Aktie als Ausgleich für die "geschmälerten Dividendenzahlungen" der Jahre 2018 bis 2023 vor.

ProSiebenSat.1 verkauft seine Minderheitsbeteiligung an der Sport- und Wellness-Plattform Urban Sports Club und fokussiert sich damit weiter auf sein Kerngeschäft Unterhaltung. Der Anteil von 16,31 Prozent geht an Wellhub, eine Wellbeing-Plattform für Firmen, die die Übernahme von Urban Sports Club angekündigt hat, wie der deutsche Fernsehkonzern heute mitteilte. "Die Verkaufserlöse stärken unsere finanzielle Basis und helfen uns beim weiteren Ausbau unseres Kerngeschäfts Entertainment", sagte ProSiebenSat.1-Finanzchef Martin Mildner.

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall baut den nach eigenen Angaben größten deutschen Offshore-Windpark. Der auch in Deutschland breit aufgestellte Konzern teilte heute mit, die finale Investitions-Entscheidung für das Projekt Nordlicht 1 und 2 in der Nordsee sei getroffen. Der Baubeginn sei für beide Felder im kommenden Jahr geplant. Die Windparks sollen 2028 in Betrieb genommen werden.

Vattenfall kaufe auch die von BASF 2024 erworbenen Anteile am Nordlicht-Cluster zurück. BASF verbucht beim Ausstieg aus dem gemeinsam betriebenen Windpark-Projekt Nordlicht einen Veräußerungsverlust von 300 Millionen Euro. Dieser werde das Ergebnis im ersten Quartal belasten, teilte der Chemiekonzern mit.

Der Technologiekonzern Jenoptik lässt seine Aktionäre am Rekordjahr 2024 mit einer höheren Dividende teilhaben. Die Anteilseigner sollen für 2024 eine Ausschüttung von 0,38 Euro je Aktie erhalten - nach 0,35 Euro im Jahr davor. Der Nachsteuergewinn legte im vergangenen Jahr um 28,3 Prozent auf 94,2 Millionen Euro zu.

Die Hornbach-Gruppe hat zusammen mit ihrer Baumarktkette trotz allgemeiner Konsumzurückhaltung zugelegt. So stieg der Umsatz der Gruppe nach ersten Berechnungen in dem Ende Februar abgelaufenen Bilanzjahr 2024/25 leicht um 0,6 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg um sechs Prozent auf 270 Millionen Euro.

Der Reisekonzern TUI will die Profitabilität seines Kerngeschäfts mithilfe KI-gesteuerter globaler Vertriebsplattformen verbessern. Eine wichtige Rolle soll dabei die TUI App als wichtigster digitaler Vertriebskanal spielen. Dadurch werde die mittelfristig auf über drei Prozent steigen und damit das Vor-Pandemie-Niveau übertreffen, erklärte TUI auf einem Investorentag.

Der britische Ölkonzern Shell will in den kommenden Jahren stärker auf die Kostenbremse treten und zugleich die Ausschüttungen an seine Aktionäre steigern. So sollen bis zum Jahresende 2028 die strukturellen Ausgaben um insgesamt fünf bis sieben Milliarden Dollar sinken, während die Ausschüttungen an die Anteilseigner nun 40 bis 50 Prozent des operativen Barmittelflusses ausmachen sollen.

Die Verkaufszahlen des E-Autohersteller Tesla in Europa sind in den ersten beiden Monaten des Jahres um fast die Hälfte geschrumpft. Wie aus Zahlen des europäischen Autoherstellerverbands ACEA hervorgeht, verzeichnete das Unternehmen des umstrittenen US-Präsidentenberaters Elon Musk im Januar und Februar 2025 im Jahresvergleich einen Rückgang der Neuzulassungen um 49 Prozent.

Das Medienunternehmen von Präsident Donald Trump, die Trump Media & Technology Group, und die Kryptobörse Crypto.com wollen kooperieren, um börsengehandelte Fonds (ETF) auf den Markt zu bringen. Die Fonds sollen noch in diesem Jahr aufgelegt werden und international - einschließlich der USA, Europa und Asien - verfügbar sein.

Der südkoreanische Hyundai-Konzern plant massive Investitionen in den USA. Man wolle 21 Milliarden Dollar in den kommenden Jahren in den Vereinigten Staaten investieren, sagte Hyundai-Chef Euisun Chung bei einer Pressekonferenz mit Donald Trump. Der US-Präsident bezeichnete die Investitionen des südkoreanischen Autobauers ein klares Zeichen dafür, dass seine Zölle wirkten.