Börsenhändler auf dem Parkett der New Yorker Börse schaut auf einen Monitor.
marktbericht

Wall Street im Wartemodus Zurückhaltung vor Zollgesprächen

Stand: 09.05.2025 22:20 Uhr

Anders als in Europa zeigten sich die Anleger an der Wall Street sehr viel reservierter. Vor den Zollgesprächen mit China am Wochenende gingen sie keine großen Risiken mehr ein.

Die großen Aktienindizes der Wall Street fanden zum Wochenschluss bei geringen Schwankungen keine klare Richtung. Anleger warteten nach der vorherigen Erholungsjagd ab, wie am Wochenende die ersten hochrangigen Gespräche im Handelskonflikt zwischen den USA und China ausgehen.

Dazu wollen sich Vertreter beider Länder in der Schweiz treffen. US-Finanzminister Scott Bessent und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer kommen dafür in Genf mit dem chinesischen Vize-Regierungschef He Lifeng zusammen, der für Handelsfragen zuständig ist. Die Gespräche sind bis Sonntag angesetzt. Schon tags zuvor hatten die US-Börsen zwar erfreut, aber nicht euphorisch auf das Handelsabkommen der USA mit Großbritannien reagiert.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging am Ende bei 41.249 Punkten um 0,29 Prozent moderat schwächer aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 sowie der Index der Technologiebörse Nasdaq kämpfen lange mit ihren Schlusskursen. Der S&P 500 verlor letztlich leicht 0,1 Prozent auf 5.659 Punkte, an der Nasdaq bewegte sich mit einem Plus von 0,1 Prozent ebenfalls nicht viel. Gleiches galt für den Auswahlindex Nasdaq 100.

Besonderer Fokus lag auf dem jüngsten Statement von US-Präsident Donald Trump. Er hatte Zölle auf chinesische Waren in Höhe von 80 Prozent ins Spiel gebracht. Das wäre zwar weniger als aktuell, aber immer noch ein großes Handelshemmnis.

"Ob die Zölle nun 140 Prozent oder 80 Prozent betragen, die Zahl hört sich nach einem Unterschied an, aber wenn es immer noch 80 Prozent Zölle gibt, werden die meisten Leute keine Waren kaufen", sagte Michael Matousek, leitender Händler bei US Global Investors.

Am steigenden Goldpreis zeigte sich, wie angespannt die Stimmung an den Börsen weiter ist. "Offensichtlich bleibt die insgesamt anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der Zölle wahrscheinlich der wichtigste Faktor für den Goldpreis", sagte David Meger, Leiter Metallhandel bei High Ridge Futures. Die Feinunze des als Krisenwährung genutzten Edelmetalls verteuerte sich zuletzt um 0,6 Prozent auf 3337 Dollar.

Der DAX hat heute von neuer Bewegung im Zollstreit der USA mit Europa und China profitiert. Der deutsche Leitindex legte im Schlepptau des gestern verkündeten Handelsabkommens zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien um 0,63 Prozent auf 23.499 Punkte zu. Dabei erreichte er im Verlauf bei 23.543 Punkten ein neues Allzeithoch. Schon seit ein paar Tagen hatte der deutsche Leitindex seine alte Bestmarke von 23.476 Zählern im Visier.

Die neue Bewegung im Zollstreit war nun der Auslöser dafür, dass der bisherige Rekordstand überwunden wurde. Auf Wochenbasis ergibt sich damit ein Zuwachs von knapp 1,8 Prozent an. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte 0,6 Prozent zu.

Anfang April war der DAX noch bis auf knapp 18.490 Punkte abgesackt, weil US-Präsident Donald Trump massive Zollpakete bekannt gegeben und China mit Gegenmaßnahmen reagiert hatte. Seitdem hat sich der Leitindex kräftig erholt und in einer V-förmigen Aufwärtskurve rund 5.000 Punkte nach oben bewegt, was es so in dieser Form noch nie gegeben hat.

Nach der Vereinbarung mit Großbritannien blicken auch die heimischen Finanzmärkte gespannt auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China. "Für den exportstarken DAX sind das durchaus positive Signale. Eine Entschärfung globaler Handelsrisiken würde sich überdurchschnittlich positiv auf deutsche Aktien auswirken", sagt Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Broker eToro.

Update Wirtschaft vom 09.05.2025

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 09.05.2025 09:00 Uhr

Die europäische Gemeinschaftswährung hat heute einen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder wettgemacht. Im US-Handel wurden zuletzt 1,1254 Dollar für die Gemeinschaftswährung bezahlt. Gestern hatte der Dollar von der Aussicht auf eine weitere Entspannung im globalen Zollkonflikt sowie anhaltend hohen Zinserwartungen profitiert; im Gegenzug war der Euro unter Druck geraten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1252 (Donnerstag: 1,1297) Dollar fest.

Die Commerzbank ist überraschend mit einem Gewinnzuwachs in das Jahr gestartet. Das von der italienischen UniCredit umworbene Geldhaus hat im ersten Quartal einen Nettogewinn von 834 Millionen Euro erwirtschaftet - ein Zuwachs von 11,7 Prozent und zugleich der höchste Quartalsgewinn seit 2011. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 698 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie führte heute den DAX mit einem Tagesgewinn von knapp vier Prozent an.

Unter den Einzelwerten im DAX gingen Gewinne und Verluste ansonsten quer durch alle Branchen. Allianz standen am DAX-Ende, allerdings wurde das Papier mit einem Dividendenabschlag von 15,40 Euro gehandelt. Ohne den Abschlag hätte die Aktie ebenfalls zu den Gewinnern im Leitindex gehört.

SDAX-Mitglied Borussia Dortmund hat im dritten Geschäftsquartal bis Ende März den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Das Konzernergebnis nach Steuern erreichte laut einer Mitteilung von heute auf Basis vorläufige Zahlen 26,9 Millionen Euro - nach einem Verlust von 21,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Bei einem Umsatzanstieg um gut die Hälfte auf 148,8 Millionen Euro erreichte das operative Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) demnach 29,6 Millionen Euro. Vor einem Jahr stand hier noch ein Minus von 1,8 Millionen Euro.

Das Ergebnis aus Transfergeschäften verdoppelte sich in etwa auf 12,6 Millionen Euro, während der Personalaufwand von gut 66 auf 81 Millionen Euro stieg.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Mai 2025 um 09:00 Uhr in "Update Wirtschaft".