Händler an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Vorsichtiges Aufatmen Anleger lassen Zoll-Schock vorerst hinter sich

Stand: 04.02.2025 22:12 Uhr

Das alles beherrschende Thema an den Börsen war erneut die Zollpolitik der Vereinigten Staaten. Zwar kehrte eine gewisse Erleichterung ein, doch die Verunsicherung über Trumps weiteres Vorgehen bleibt.

Die Anleger an der Wall Street haben die Angst vor einem Handelskrieg am Dienstag vorerst hinter sich gelassen. Der Dow Jones hat zugelegt. Der US-Standardwerteindex gewann 0,3 Prozent auf 44.556 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,4 Prozent auf 19.654 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte 0,7 Prozent auf 6.037 Stellen zu.

Experten zufolge hofften Investoren, dass Verhandlungen einen Handelskrieg nach der Einführung neuer US-Zölle abwenden könnten. Die Zollmaßnahmen gegenüber Mexiko und Kanada hatte US-Präsident Donald Trump im Gegenzug für Zugeständnisse bei der Grenzsicherung in letzter Minute aufgeschoben.

Nach Angaben des US-Präsidialamtes will er nun in den nächsten Tagen mit Chinas Staatschef Xi Jinping sprechen. Ein ähnlicher Kompromiss mit China, das in der Nacht Gegenzölle gegen US-Importe verhängte, dürfte sicherlich positiv aufgenommen werden, sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.

Denn während US-Präsident Donald Trump Zölle gegen Waren aus Kanada und Mexiko um einen Monat verschoben hat, teilte das Finanzministerium in Peking mit, es sollten Zusatzzölle in Höhe von 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA erhoben werden. Für Öl und landwirtschaftliche Maschinen soll danach ein Zusatzzoll von zehn Prozent gelten.

Das ist für die Anleger kein gutes Signal: Washington habe nicht vor den Zöllen für chinesische Importe zurückgeschreckt, und wenn Peking Vergeltung übe, steige das Risiko eines offenen Handelskriegs, stellt Ricardo Evangelista, leitender Analyst beim Broker ActivTrades fest. "Dieses Szenario wirft einen dunklen Schatten auf die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum."

Die kurzfristige Entspannung im US-Importstreit hat auch dem DAX heute eine Stabilisierung ermöglicht. Der deutsche Leitindex schloss 0,36 Prozent höher bei 21.505 Punkten. Das Börsenbarometer hatte bereits gestern die Verluste etwas eingedämmt, nachdem US-Präsident Donald Trump zunächst die Zölle auf Waren aus Mexiko vorerst ausgesetzt hatte.

Allerdings bleibe die Verunsicherung hoch, kommentierte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Denn im Moment ist nicht klar, wie es beim Thema Zölle weitergeht. Ob diese in 30 Tagen tatsächlich in Kraft treten oder ob Donald Trump bis dahin weitere Zugeständnisse der beiden Nachbarstaaten erreichen möchte, bleibt offen." In der EU sei es ebenfalls "für jedes Aufatmen zu früh", denn "auch hier bleiben US-Zölle jederzeit möglich", so Altmann weiter.

Die permanente Unsicherheit hat auch Folgen für die Finanzmärkte. Deshalb sollten sich die Anleger besser auf schwankende Kurse einstellen: "Die vergangenen 24 Stunden waren ein Paradebeispiel dafür, wie volatil die Märkte in Zukunft bleiben könnten", schrieben vor diesem Hintergrund die Experten von Index Radar.

Andere Fachleute sehen das ähnlich: "Kurzfristig halte ich weitere Rücksetzer für nicht unwahrscheinlich. Während des Handelskrieges mit China in Trumps erster Amtszeit setzte der Aktienmarkt mehrmals zurück. Damals folgten auf merkliche Kurseinbrüche häufig mildere Äußerungen aus Washington, woraufhin sich die Kurse wieder erholten - unter dem Strich legten US-Aktien zu", kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Der Euro hat sich am Dienstag im späteren US-Handel nur wenig bewegt. Nachdem er sich weiter von seinen jüngsten Verlusten erholt hatte, wurde er am Abend mit 1,0381 US-Dollar gehandelt. Im frühen europäischen Handel hatte die Gemeinschaftswährung noch unter 1,03 Dollar notiert.

Inzwischen hat sie die Verluste, die nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump eintraten, wieder weitergehend wettgemacht. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag in Frankfurt auf 1,0335 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9675 Euro.

Die neuen Sanktionspläne des US-Präsidenten Donald Trump gegen den Iran treiben den US-Energiesektor an. Die Titel der Öl- und Gasriesen ExxonMobil und Chevron klettern um jeweils rund 2,5 Prozent. Die Papiere der Raffinerieunternehmen PBF und HF Sinclair gewinnen gut acht und gut sechs Prozent. Die Ölpreise, die angesichts der jüngsten Zollsorgen der Anleger stark unter Druck geraten waren, bauen indes ihre Verluste ab.

Trump unterzeichnete am Dienstag ein sogenanntes Präsidialmemorandum, mit dem wirtschaftliche Sanktionen gegen die Islamische Republik verschärft werden. Ziel der Direktive sei es unter anderem, die iranischen Ölexporte und damit die Haupteinnahmequelle der Regierung zum Erliegen zu bringen.

Der Pharmakonzern Merck & Co setzt die Lieferungen seines HPV-Impfstoffs nach China bis mindestens Mitte 2025 aus, wie Merck & Co heute mitteilte. Grund ist eine schwache Nachfrage, die das Unternehmen auf wirtschaftliche Probleme in China sowie Pekings Anti-Korruptionskampagne im Gesundheitssektor zurückführt. Für 2025 rechnet Merck nun mit einem Umsatz zwischen 64,1 und 65,6 Milliarden Dollar - deutlich unter den Analystenerwartungen.

Der US-Pharmakonzern Pfizer hat nach einem überraschend starken Schlussquartal 2024 seinen Ausblick für das neue Jahr bestätigt. Das Management um Konzernchef Albert Bourla peilt 2025 einen Umsatz von 61 bis 64 Milliarden US-Dollar sowie einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie von 2,80 bis 3,00 Dollar an. 2024 legten die Erlöse um 7 Prozent auf 63,6 Milliarden Dollar zu.

Für die Digitalisierung der Bundeswehr hat Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag an Land gezogen. Man sei nun als Generalunternehmer für den Aufbau eines digitalen Kommunikationsverbundes verantwortlich, teilte das Unternehmen mit. Das Volumen des zehn Jahre geltenden Rahmenvertrages für ein Managementsystem zur Kommunikation und zum Richtfunk liege bei mehreren Milliarden Euro.

Spotify hat mit seiner Gewinnprognose die Markterwartungen deutlich übertroffen. Der Musik-Streamingdienst rechnet im ersten Quartal mit einem operativen Ergebnis von 548 Millionen Euro, wie Spotify heute mitteilte - deutlich mehr, als von Analysten erwartet. Gestützt werden die Zahlen von einem stetigen Nutzerwachstum, Preiserhöhungen und gleichzeitigen Kostensenkungen. So verbuchte Spotify im Schlussquartal einen Zuwachs von zwölf Prozent bei den monatlich aktiven Nutzern.

Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone hat im dritten Quartal zugelegt, musste dabei allerdings Einbußen im größten Einzelmarkt Deutschland verkraften. Der Umsatz stieg in der Gruppe um fünf Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) kletterte um 2,2 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Vodafone bekräftigte seine Jahresziele, die ein bereinigtes Ebitda von elf Milliarden Euro vorsehen.

Der japanische Elektronikkonzern Nintendo kappt den Ausblick für das operative Ergebnis für das im März auslaufenden Geschäftsjahr 2024/25 um 22,2 Prozent auf 280 Milliarden Yen (1,75 Milliarden Euro). In den Monaten bis Dezember brach der Gewinn fast um die Hälfte auf 247,6 Milliarden Yen ein. Nintendo bringt die neue "Switch" in diesem Jahr auf den Markt, deshalb halten sich Kunden mit Käufen der alten Version zurück - auch die Absatzprognose für das alte Model wurde nach unten korrigiert.

Der US-Zahlungsdienstleister PayPal erwartet für 2025 einen bereinigten Gewinn zwischen 4,95 und 5,10 Dollar je Aktie, wie PayPal heute mitteilte. Im ersten Quartal dürfte der bereinigte Gewinn zwischen 1,15 und 1,17 Dollar je Aktie liegen, im von den Feiertagen getriebenen Schlussquartal standen 1,19 Dollar je Aktie in der Bilanz.

Infineon ist etwas besser als erwartet durch das erste Quartal seines neuen Geschäftsjahres gekommen. Dennoch sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 3,4 Milliarden, weil die Nachfrage in allen wichtigen Bereichen schwächelte. Der Gewinn stürzte im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als die Hälfte auf 246 Millionen Euro ab, aber es gab keinen Verlust wie im vierten Geschäftsquartal 2024. 

Tesla hat im vergangenen Jahr einen Absatzeinbruch in Kalifornien erlitten. Die Neuzulassungen für die Fahrzeuge des E-Autobauers fielen in dem US-Bundesstaat 2024 um zwölf Prozent, wie aus Daten des Verbands von Neuwagen-Händlern in Kalifornien hervorging.

Die französische Großbank BNP Paribas hat im letzten Quartal des vergangenen Jahres dank florierender Geschäfte im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen einen Gewinnsprung hingelegt. Der Nettogewinn des größten Geldhauses der Euro-Zone nach Bilanzsumme kletterte im Schlussviertel 2024 um 15,7 Prozent auf 2,32 Milliarden Euro. Die Aktionäre können sich auf eine um 4,1 Prozent erhöhte Dividende von 4,79 Euro freuen. Zudem plant BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé einen Aktienrückkauf im Volumen von 1,08 Milliarden Euro.

Die Schweizer Bank UBS hat Ende 2024 mehr verdient als vor einem Jahr. Im vierten Quartal habe der Gewinn vor Steuern bei etwas mehr als einer Milliarde Dollar gelegen, unterm Strich machte die UBS im vierten Quartal einen Gewinn von 770 Millionen US-Dollar. Die Bank erhöhte die Dividende zudem stärker als zuletzt in Aussicht gestellt und kündigte einen weiteren Aktienrückkauf an.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. Februar 2025 um 09:00 Uhr.