Ein Zug fährt ein in der U-Bahn-Station Wall Street, New York City.
marktbericht

Solide Gewinne Wall Street nimmt wieder Fahrt auf

Stand: 13.02.2025 22:19 Uhr

Trotz der Ankündigung neuer Zölle zeigten sich die Anleger an der Wall Street zuversichtlich. Die Aussicht auf ein Ende des Ukraine-Krieges kam gut an. Zuvor hatte auch der DAX stark zugelegt.

An der Wall Street haben die großen Aktienindizes nach verhaltenem Handelsstart unisonso zugelegt und am Ende höher geschlossen. Der Leitindex Dow Jones rückte um 0,77 Prozent vor auf 44.711 Punkte, der marktbreite S&P 500-Index gewann gut ein Prozent auf 6.115 Zähler. Am volatilsten war mal wieder die Technologiebörse Nasdaq, die 1,5 Prozent zulegte, der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,43 Prozent.

Wie zuvor schon an den europäischen Börsen wurden Signale bezüglich möglicher Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges positiv aufgenommen. Nach Worten von US-Präsident Donald Trump haben der russische Präsident Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in getrennten Telefongesprächen mit ihm am Mittwoch ihren Wunsch nach Frieden geäußert.

Einige Experten mahnten aber zur Vorsicht. "Der Optimismus ist wahrscheinlich etwas verfrüht", sagte Kyle Rodda, Chefanalyst beim Broker Capital.com. Grund sei die zu erwartende Bedingung, dass die Ukrainer Territorium aufgeben und nicht mehr auf eine NATO-Mitgliedschaft drängen. "Ein solches Zugeständnis ist eine große Forderung."

Präsident Trump brachte zudem eine neue Runde weitreichender Zölle auf den Weg. Es handle sich um wechselseitige Zölle auf Waren aus diversen Ländern, teilte der Republikaner mit und unterschrieb eine entsprechende Anordnung. Zölle auf Fahrzeuge sollen bald kommen. Die Details sollen demnach innerhalb der kommenden Monate ausgearbeitet werden. 

Wechselseitige, sogenannte reziproke Zölle bedeuten im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. Trump hatte in der Vergangenheit betont, mit diesen Zöllen das Handelsungleichgewicht korrigieren zu wollen.

Auch das Thema Inflation, das gestern die Aktienkurse gedrückt hatte, ließ die Anleger nicht los. Die Erzeugerpreise in den USA sind im Januar deutlich gestiegen, was ein weiterer Beweis dafür ist, dass die Teuerung wieder anzieht. Das bestärkte Börsianer in der Annahme, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 2025 senken wird. Zur Wochenmitte hatte schon ein überraschend starker Anstieg der US-Verbraucherpreise neue Inflationssorgen verursacht und die Wall Street ausgebremst.

Auch hier zur Erinnerung: Noch zum Jahresende 2024 waren die US-Investoren von bis zu vier Zinssenkungen im Jahr 2025 ausgegangen. Mittlerweile schließen erste Stimmen sogar Zinserhöhungen nicht mehr aus, sollte die Inflation weiter so hartnäckig bleiben wie zuletzt. Auch bei diesem Thema bleibt Trumps Zollpolitik die große Unbekannte, sorgen doch Zölle laut Lehrbuch für höhere Importpreise und damit steigende Inflationsrisiken.

Unter den Einzelwerten in New York standen Cisco im Fokus, deren Aktien 2,09 Prozent zulegten. Der anhaltende Boom Künstlicher Intelligenz (KI) bescherte dem Netzwerkausrüster erneut ein überraschend starkes Quartalsergebnis. Die Umsätze stiegen im abgelaufenen Quartal um neun Prozent auf 14 Milliarden Dollar. Der Gewinn lag mit 0,94 Dollar je Aktie über den Erwartungen. Für das gesamte Geschäftsjahr peilt Cisco nun Erlöse von 56 bis 56,5 statt 55,3 bis 56,3 Milliarden Dollar an. Die Quartalsdividende wird um drei Prozent auf 0,41 Dollar je Aktie angehoben.

Der vierte Gewinntag an der Frankfurter Aktienbörse in Folge war in dieser Woche bisher der spektakulärste. Der DAX stieß nach Meldungen, dass Trump und Putin miteinander telefoniert haben in Sachen Ukraine-Krieg, in neue Höhen vor. Der US-Präsident kündigte an, dass es bald Verhandlungen geben werde. Das kam bei den Investoren gut an.

Der deutsche Leitindex legte kräftig zu auf 22.612 Punkte, ein Tagesgewinn von 2,09 Prozent. Das neue Allzeithoch markierte der Index dabei bei 22.625 Zählern knapp darüber. Damit hat der Index seit Anfang letzter Woche über 1.300 Punkte zugelegt.

Gestern war er mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 22.148 Punkten aus dem Handel gegangen, im Handelsverlauf hatte er bei 22.193 Punkten ein Allzeithoch markiert. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte zog deutlich um 2,11 Prozent und damit in der gleichen Größenordnung an.

"Die Rally bleibt politisch getrieben. Diesmal ist es die Hoffnung auf einen schnellen Frieden, die die Kurse treibt", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Update Wirtschaft vom 13.02.2025

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 13.02.2025 09:00 Uhr

Zur Erinnerung: Am Monatsanfang hatten Trumps Zollankündigungen noch Schockwellen durch die Märkte geschickt. Auch diese Schwankungen waren natürlich politisch begründet, zumal ein Ende des besonders für deutsche Exportwirtschaft gefährlichen Zoll-Problems keinesfalls vom Tisch ist. Es trat zuletzt in den Hintergrund, ehe Trump am Abend neue Zölle ankündigte.

Trotz der bevorstehenden Gespräche über die Zukunft in der Ukraine, sollten die Anleger die Zollpolitik Trumps im Blick behalten, da sie einen erheblichen Einfluss auf Europa haben könnte, meint Beate Meyer, Head of Wholesale Deutschland bei UBS-AM. "Wir rechnen mit volatileren Märkten. Die wirtschaftliche Zukunft Europas und die transatlantischen Beziehungen stehen vor wegweisenden Veränderungen."

Fundamental wurden die DAX-Gewinne durch zuletzt überwiegend solide Unternehmensbilanzen gestützt, so auch durch die heutigen Zahlen des Technologiekonzern Siemens. Die Münchener haben dank des Verkaufs ihrer Tochter Innomotics zum Jahresauftakt deutlich mehr verdient.

Nach Steuern stieg das Ergebnis in den drei Monaten bis Ende Dezember auf 3,9 Milliarden Euro. Durch den Verkauf flossen Siemens dabei 3,1 Milliarden Euro zu. Im Vorjahr betrug der Gewinn noch knapp 2,6 Milliarden Euro. Operativ verzeichnete Siemens wegen der anhaltenden Schwäche im Automationsgeschäft jedoch einen Rückgang.

Das Siemens-Papier stieg in der Spitze auf 228,15 Euro und markierte damit ein weiteres Rekordhoch. Zuletzt stand die Aktie als DAX-Tagessieger 7,2 Prozent höher bei 227,45 Euro.

Vom deutschen Leitindex DAX gibt es für Investoren ab sofort drei Versionen. Damit kommt die Deutsche Börse Wünschen von Investoren nach, die den Index passiv oder aktiv nachbilden - und dem DAX-Schwergewicht SAP. Der maßgebliche Index soll laut der Deutsche-Börse-Tochter und Index-Betreiberin Stoxx Ltd. aber der herkömmliche DAX bleiben.

Der Unterschied der drei Indizes liegt im maximal zulässigen Gewicht, das ein Unternehmen in dem Index haben darf. Geregelt wird dies durch eine Kappungsgrenze. "Das DAX-Produktangebot bietet Anlegern nun die Möglichkeit, bestimmte Kappungsgrenzen zu beachten oder den vollen Einfluss der größten Werte abzubilden", sagte heute Veronika Kylburg von der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx Ltd.

Daher gibt es jetzt neben dem allseits bekannten Börsenbarometer DAX, dem sogenannten Blue-Chip-Index, mit einer Kappungsgrenze von 15 Prozent für Einzelwerte zwei weitere: Den "DAX 20% Capped", bei dem das Gewicht erst gekappt wird, wenn es über 20 Prozent steigt, und den "DAX Uncapped", also ohne Gewichtsbegrenzung. Die Kappungsgrenze regelt, wie viel Gewicht ein Unternehmen im DAX haben darf. Im Blue-Chip-Index Dax wird das Höchstgewicht der Unternehmen während der alle drei Monate stattfindenden Index-Überprüfung gecheckt.

Am Devisenmarkt ging die Erholung des Euro heute weiter und verstärkte sich noch im US-Handel. Zuletzt wurden dort 1,0460 Dollar bezahlt. Auch am Währungsmarkt dominierte das Thema Ukraine.

"Die zunehmenden Erwartungen auf ein mögliches Kriegsende in der Ukraine dominieren das Marktgeschehen in Europa", hieß es in einem Kommentar der Dekabank. Mit der stärkeren Risikoneigung der Anleger geriet der als sicher geltende US-Dollar unter Druck, während der Euro weiter zulegen konnte. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0390 (Mittwoch: 1,0370) Dollar fest.

Zu den Gewinnern am Devisenmarkt zählte auch das britische Pfund bei aktuell 1,2554 Dollar nach unerwartet starken Konjunkturdaten. Im Schlussquartal 2024 war die britische Wirtschaft leicht gewachsen, während Analysten von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung ausgegangen waren. Vor allem im Dezember hatte sich die britische Wirtschaft überraschend stark gezeigt.

Die Commerzbank will sich im Abwehrkampf gegen die italienische UniCredit mit dem Abbau Tausender Jobs Luft verschaffen. Etwa 3.900 Vollzeitstellen werden bis Ende 2027 abgebaut, 3.300 davon in Deutschland, wie der DAX-Konzern mitteilte. Außerdem soll der Gewinn wachsen: Nach knapp 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr solle der Überschuss bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen. Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn jedoch auf 2,4 Milliarden Euro sinken, weil der Stellenabbau zunächst Geld kostet.

Die Aktien des Rüstungsherstellers Rheinmetall sanken heute zeitweise auf unter 700 Euro. Im Gefolge haben es sich die Anleger wieder anders überlegt, die Titel legten letztlich kräftig zu.

Denn auch nach einem möglichen Ende des Ukraine-Krieges dürften die Rüstungsausgaben in Europa deutlich steigen. Seit Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 hatten die Aktien sich im Zuge der "Zeitenwende" in der europäischen Verteidigungspolitik bis zuletzt mehr als verachtfacht.

Der Sportwagenbauer Porsche AG will bis 2029 rund 1.900 Stellen in der Region Stuttgart streichen. Betroffen sind das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen und der Standort in Weissach. Das teilte das zum VW-Konzern gehörende DAX-Unternehmen heute mit.

Insgesamt will Porsche den Angaben nach seine Belegschaft bis 2029 um 15 Prozent reduzieren. Begonnen worden sei damit mit dem Auslauf von 1.500 befristeten Stellen im vergangenen Jahr. Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner begründete die Einsparungen mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat einen durchwachsenen Geschäftsjahresauftakt verzeichnet. So blieb die Nachfrage im Stahl- und Automotive-Geschäft sowie im Handel mau. Ein Lichtblick war das Marinegeschäft TKMS, das deutlich zulegte. Vor allem das Neugeschäft entwickelte sich stark. Dank der Milliardenaufträge dort konnte Thyssenkrupp seinen Auftragseingang insgesamt steigern. Das laufende Restrukturierungsprogramm wirkte sich positiv auf das operative Ergebnis aus. Unter dem Strich schrieben die Essener jedoch erneut rote Zahlen.

Im Stahlgeschäft kommt möglicherweise zu einer Bewegung in den festgefahrenen Streit zwischen Management und Arbeitnehmervertretern über den geplanten Kapazitäts- und Stellenabbau. Die Parteien würden sich in "Informationsaustauschrunden" unterhalten, um sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, sagte Thyssenkrupp-Finanzvorstand Jens Schulte in einer Telefonkonferenz.

An der Börse kamen die Resultate gut an, lagen doch das operative Ergebnis und die von Analysten viel beachteten Mittelflüsse deutlich über den Erwartungen. Die im MDAX notierte Aktie zog um mehr als vier Prozent an und setzte damit ihren Erholungskurs der vergangenen Monate fort. So kommt die in den vergangenen Jahren stark gebeutelte Aktie im laufenden Jahr bislang auf ein Plus von fast 30 Prozent.

Der Zusammenschluss der japanischen Unternehmen Nissan und Honda ist gescheitert. Die beiden Konzerne sagten ihre Fusionsgespräche heute ab. Honda-Chef Toshihiro Mibe sagte, es sei "enttäuschend", dass die Gespräche gescheitert seien. Sein Unternehmen wolle nun Möglichkeiten ausloten, sich mit anderen Autobauern zusammenzuschließen.

Honda und Nissan hatten im Dezember angekündigt, eine Fusion im Wert von umgerechnet 60 Milliarden Dollar auszuloten. Dabei wäre der viertgrößte Autobauer weltweit entstanden - nach Toyota, Volkswagen und Hyundai.

Steigende Kosten für Rohstoffe und Marketing sowie ein schrumpfender Umsatz haben dem Nahrungsmittelriesen Nestlé 2024 einen Gewinnrückgang eingebrockt. Unter dem Strich verdiente der Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat 10,9 Milliarden Franken, ein Minus von 2,9 Prozent. Weil die Verbraucher nicht mehr in gleichem Ausmaß bereit waren, Preiserhöhungen zu schlucken, ging das Umsatzwachstum aus eigener Kraft auf 2,2 (Vorjahr 7,2) Prozent zurück.

Nestle-Aktien kletterten im Züricher SMI-Index trotzdem um 6,2 Prozent. Denn die Anleger applaudierten den Plänen des neuen Konzernchefs, der den Lebensmittel-Weltmarktführer mit Investitionen zurück auf den Wachstumspfad führen will. Nestle hat von allen börsenotierten Unternehmen die mit Abstand höchste Gewichtung im Schweizer Leitindex.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Februar 2025 um 09:00 Uhr.