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Lilium vor dem Börsengang Flugtaxi-Anbieter in den Startlöchern
Einer der deutschen Hersteller für Flugtaxis sammelt bald Millionen auf dem Kapitalmarkt ein. Lilium plant seinen Börsengang in den kommenden Wochen. Die Zukunftsbranche hofft auf gewaltige Umsätze.
Der bayerische Flugtaxi-Entwickler Lilium will sein Börsendebüt gewissermaßen durch die Hintertür schaffen: Über einen leeren Börsenmantel, einen so genannten Spac (special purpose aquisition company), der eigens für diesen Zweck geschaffen wurde, geht das Unternehmen an die US-Technologiebörse Nasdaq.
Nach der Verschmelzung mit dem Mantelunternehmen Qell Acquisition wird Lilium nach derzeitiger Bewertung an der Börse rund 3,3 Milliarden Dollar wert sein. Dem Unternehmen aus Oberpfaffenhofen bei München fließen nach eigenen Angaben durch den Börsengang insgesamt rund 830 Millionen Dollar zu. Geld, das Lilium in das große Ziel investieren will: Bis 2024 in den kommerziellen Betrieb einzusteigen - und Menschen eine Alternative anzubieten, um Staus zu entfliehen. Bei Lilium sind als Investoren der chinesische Technologiekonzern Tencent, Baillie Gifford, und der Fonds Atomico von Skype-Gründer Niklas Zennström an Bord.
Schnell leise, umweltfreundlich
Flugtaxis haben das Zeug dazu, den Verkehr in Ballungsräumen zu revolutionieren, meinen etwa die Experten des Fraunhofer Instituts. Sie können Schienen- und Autoverkehr in dicht besiedelten Gebieten entlasten, sind leiser und umweltfreundlicher als Hubschrauber, schneller als das Auto und können schnell Flughäfen mit Bahnhöfen verbinden.
Der Hoffnungsträger bei Lilium ist ein hubschrauberähnlicher Senkrechtstarter, der über einen Elektroantrieb verfügt. Neu ist, dass die Münchner neben ihrem Fünfsitzer auch an einer Maschine mit sieben Sitzen arbeiten, die laut Lilium mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern wirtschaftlich am rentabelsten ist und als erstes Modell in die Serienfertigung gehen soll.
Deutsche und US-Unternehmen mit Ambitionen
Eine ganze Reihe anderer Unternehmen verfolgt ähnliche Ziele. Diese beschaffen sich ebenfalls frische Mittel für den Aufbau einer Flugtaxi-Flotte. So hatte das badische Startup Volocopter bei Investoren im März rund 200 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Geld soll die Zulassung des VoloCity, eines elektrischen Flugtaxis für große Städte, beschleunigt werden. An Volocopter sind unter anderen die Logistiktochter der Deutschen Bahn DB Schenker, Intel und Daimler beteiligt.
Die Branche und ihre Investoren bringen sich in Stellung, um Flugtaxis möglichst bald marktreif zu machen. Dazu gehört auch der US-Anbieter Joby, an dem Uber und Toyota beteiligt sind. Auch er hat seinen Börsengang jüngst geschafft. Das gilt auch für einen weiteren US-Mitbewerber: Archer Aircraft hat im Februar sein Börsendebüt gegeben und kann sogar schon einen Auftrag von der US-Fluggesellschaft United Airlines vorweisen. Der ist allerdings an die Bedingung geknüpft, dass das Archer-Fluggerät von den US-Behörden zugelassen wird.
Auf grünes Licht der Behörden, aber auch Aufträge aus der Industrie dürften auch die Flugzeugbauer Airbus und Boeing warten. Airbus hat mit dem Cityairbus ein Projekt für ein Flugtaxi in der Entwicklung. Bei Boeing hatte bereits 2019 sein "passenger air vehicle" (PAV) abheben lassen. Die Entwicklung stockt allerdings derzeit.
Langer Atem gefragt
Wann die Fluggeräte allerdings wirklich über Testflüge in großem Maßstab hinauskommen und kommerziell genutzt werden, darüber herrscht derzeit noch keine Klarheit. In den kommenden Jahren müssen nicht nur die Flugtaxis selbst marktreif und für die Massenproduktion geeignet sein. Laut den Fraunhofer-Forschern müssen auch gesetzliche Vorgaben, die Steuerung der neuen Art des Flugverkehrs und eine Infrastruktur an Landeplätzen vorhanden sein.
Die Unternehmensberatung Roland Berger geht in einer aktuellen Studie davon aus, dass erste Anbieter ab 2025 den Markt erobern können. Erst ab 2030 rechnen sie mit einem starken Marktwachstum. Erst 2050, so die Experten, werde mit jährlichen Erlösen von bis zu 90 Milliarden Dollar zu rechnen sein. Und auf dem Weg dorthin werde es einen harten Verdrängungswettbewerb unter den Anbietern geben.