
Millionenspende für Uni Potsdam Hasso Plattner und "seine" Stadt
Die Stadt Potsdam erhält ein Millionengeschenk. Software-Milliardär Hasso Plattner finanziert den Umbau des alten Landtages zum Unistandort. Das ist auch ein Signal in Richtung Amerika.
Das rote Backsteingebäude ist vom Potsdamer Hauptbahnhof aus gut zu erkennen. Auf dem sogenannten Brauhausberg thront das alte Gebäude des ehemaligen Landtages, das seit Jahren leersteht und zunehmend verfällt. Ein Brand vor zwei Jahren hat Teile des Dachs komplett zerstört.
Da, wo heute Gipsplatten von der Decke fallen und die Natur sich das Gelände zurückerobert hat, sollen in einigen Jahren Tausende Studenten ein und aus gehen. Denn nun soll der Bau komplett saniert werden, neue Gebäude sollen dazu kommen. Entstehen soll ein neuer, moderne Unicampus im Herzen Potsdams.

Zur Zeit noch ausgebrannt und sanierungsbedürftig, bald schon Uni-Campus: das Gebäude auf dem Potsdamer Brauhausberg.
Kindheitserinnerungen als Motivation
"So eine finanzielle Zuwendung von privater Seite an eine Hochschule gab es in Europa bisher noch nie", sagt der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther. Finanziert wird das Ganze von Hasso Plattner und seiner Stiftung. Der 81-jährige ist Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP. 1998 gründete er das Hasso-Plattner-Institut - ein privat finanziertes IT-Institut für Softwaresystemtechnik.
Nachdem der gebürtige Berliner jahrzehntelang in Baden-Württemberg lebte, zog es ihn Ende der 1990er-Jahre nach Potsdam. "Ich hab immer eine heimliche Liebe für Potsdam gehabt" sagt der Mäzen. "Als ich klein war, hatten meine Eltern ein Segelboot, und wir sind damit noch bis nach Potsdam gefahren."
Diese Zuneigung zu Potsdam unterstrich Plattner, indem er bereits in diverse Großprojekte der Stadt investierte. Immer sind es historische Gebäude; oft Bauwerke, die kurz vor dem Abriss standen.

Bereits mehrere Gebäude saniert
Als die Brandenburger Landregierung in den 2000er-Jahren einen neuen Standort suchte, war es Hasso Plattner, der die Millionen zur Verfügung stellte, um das zerstörte und komplett von der Bildfläche verschwundene barocke Stadtschloss wieder aufbauen zu lassen.
Plattner war es auch, der in direkter Nachbarschaft des Stadtschlosses - und heutigen Landtages - das Palais Barberini wieder aufbauen ließ. Heute gehört das "Barberini" mit seinen wechselnden Ausstellungen und der permanenten Präsentation von Impressionisten (aus Plattners Privatbesitz als Dauerleihgabe) zu den bestbesuchten Privatmuseen Deutschlands.
Auch das aus DDR-Zeiten stammende ehemalige Terassen-Restaurant "Minsk" am Brauhausberg nahm Plattner unter seine Fittiche. Der 1960er-Jahre-Bau stand lange leer, dann drohte der Abriss. Hasso Plattner machte daraus ein Museum für DDR-Kunst.

Ein Mäzen und seine Stadt: Mit Potsdam verbindet SAP-Mitbegründer Hasso Plattner viele schöne Kindheitserinnerungen.
"Eine Stiftung muss investieren"
Nun wendet Plattner seine Aufmerksamkeit also dem Backsteinbau auf dem Brauhausberg zu. Eine dreistellige Millionensummer wird für den Um- und Ausbau veranschlagt.
Eine Stiftung müsse investieren, so Plattner: "Die Stiftung ist deswegen steuerfrei, damit sie eben mehr Geld hat und das in Projekte investieren kann, die dem Gemeinwohl dienen." Der Bau einer Universität sei ein Lebenstraum, sagt Plattner, der sich jetzt zumindest teilweise erfülle. "Der Stiftungszweck von meiner Stiftung ist Ausbildung, höhere Ausbildung."
Geplant ist, dass die Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Potsdam auf den neuen Brauhausberg-Campus ziehen. "Was immer uns das kosten wird: Die Stiftung wird das finanzieren." verspricht Hasso Plattner.
KI soll ein Schwerpunkt sein
Durch den Umzug werden Gebäude frei - das Hasso-Plattner-Institut (HPI) kann massiv erweitert werden. Die Zahl der Studierenden soll sich auf 2.000 verdoppeln, die Zahl der Professuren auf 70 steigen.
Ziel ist, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufzuholen. Plattner will das HPI auf eine Stufe mit den führenden Informatikstandorten in Deutschland - Karlsruhe, Darmstadt, München - heben. Auch international soll Potsdam als Standort freier, sicherer Wissenschaft wahrgenommen werden. Das HPI wolle dabei helfen, Europa digital souveräner und damit sicherer zu machen; es brauche Menschen, die die IT-Sicherheit der Bürger gewährleisten und daran forschen.
Botschaft an Forscher in den USA
Das ist nicht zuletzt ein Signal an Forscherinnen und Forscher in den USA. Für sie breitet das HPI die Arme weit aus: Es schafft eine Anlaufstelle in Potsdam für US-Wissenschaftler und Studenten, die in den USA durch die Trump-Regierung unter erheblichen Druck gesetzt werden. So hatte die US-Regierung sowohl die staatliche Unterstützung von namhaften Universitäten eingestellt als auch ausländischen Studierenden die Studienerlaubnis in den Staaten entzogen.
Potsdams Universitätspräsident Günther berichtet bereits von etlichen Kontakten in die USA: "Wir bekommen entsprechende Anfragen, und ich bin jede Woche mit Leuten am Telefon, die sich überlegen, ins deutsche System zu kommen."
"Wir haben eine historische Chance"
Plattner, der auch in den USA lebt, beschreibt die Entwicklung in den USA als belastend. "Aber was mich noch viel mehr bedrückt: dass 37 Prozent der Amerikaner das für gut befinden und nach wie vor voll unterstützen." Er könne es überhaupt nicht verstehen. Was der "große Mann in Washington" so mache mit den Hochschulen sei fürchterlich, aber es sei auch eine Chance für Deutschland.
"Wir haben eine historische Chance, die nächsten dreieinhalb Jahre aufzuholen. Und es gibt keinen Grund, dass wir nicht auch so gut Hochschule machen können", gibt sich Plattner zuversichtlich. Man wolle mindestens in die Liga der englischen Hochschulen kommen.
Abhängig von einem einzelnen Milliardär?
Als "Leuchtturmprojekt für Bildung und Forschung" bezeichnete Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) das Vorhaben. Auch BSW, CDU und AfD äußerten sich positiv - letztere mit dem Zusatz, es sei bedauerlich, dass solche Großprojekte nur noch mit privater Hilfe realisierbar seien.
Deutliche Kritik kommt von der Linken. Die Bundestagsabgeordnete Isabelle Vandre warnt vor einer "dauerhaften Abhängigkeit" der Universität vom Willen eines einzelnen Milliardärs. Die Linke sieht im Rückzug des Landes aus der Finanzierung des Campus einen "politischen Skandal".
Noch steht das Projekt ganz am Anfang. Optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass in vier Jahren der neue Unicampus fertig sein könnte. Das setzt aber schnelle Genehmigungsverfahren voraus. In Potsdam rechnet man deshalb eher mit zehn Jahren, bis der Brauhausberg wieder mit Leben gefüllt sein wird.