Straßencafés und -restaurants in Hamburg.

Attraktives Freizeiterlebnis Was sich Menschen für die Innenstädte wünschen

Stand: 12.02.2025 11:03 Uhr

Trotz Online-Shopping kommen viele Menschen weiter gerne in die Innenstadt, auch jüngere. Woran das liegt und was noch besser gemacht werden kann, zeigt eine neue Studie.

Auch wenn es heutzutage viele Möglichkeiten gibt, im Internet einzukaufen, sich zu treffen und auszutauschen, kommen die Menschen weiter gerne in die Innenstadt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH. Was Innenstädte und Einkaufsstraßen besonders beliebt und attraktiv macht, zeigt die Studie auch.

Die Innenstädte sind nicht nur bei älteren Besuchern beliebt. Das Durchschnittsalter ist seit 2020 von 47,5 auf 46,1 Jahre gesunken. Der Anteil der Unter-26-Jährigen ist zuletzt zwar niedriger gewesen als bei früheren Befragungen, dafür gibt es deutlich mehr Passanten zwischen 26 und 50.

"Der Rückgang von jungen Menschen in der Stadt ist aktuell gestoppt. Die Innenstädte sind ein Ort für alle. Sie sind nach wie vor ein gesellschaftliches Zentrum, wo sich Menschen aller Altersklassen treffen", sagt IFH-Geschäftsführer und Studienautor Boris Hedde.

Was Menschen derzeit in die Innenstadt lockt

Einkaufen ist nach wie vor das häufigste Besuchsmotiv (61 Prozent), um in die Innenstadt zu kommen. Restaurants, Cafés und Bars gewinnen aber an Bedeutung. Laut Umfrage steuern 40 Prozent der Passanten die Innenstädte wegen der gastronomischen Angebote an. Der Anteil ist deutlich gestiegen: 2022 lag er noch bei 35 Prozent, 2020 bei 26 Prozent.

"Die Nachfrage nach Gastronomie in Innenstädten ist größer geworden, das gilt insbesondere bei jüngeren Menschen. Das liegt auch daran, dass der Wunsch nach Treffen und persönlichem Austausch stärker ausgeprägt ist", sagt Hedde.

Positiv bewertet werden Gastronomie- und Dienstleistungsangebote wie Friseur, Bank oder Reinigung. Aber auch die vielen unterschiedlichen Einzelhändler aus den Bereichen Körperpflege, Kosmetik und Drogerie sowie Bücher und Lebensmittel finden positiven Anklang.

Welche Innenstädte beliebt sind

Die Durchschnittsnote der teilnehmenden Städte liegt bei 2,5 und damit auf demselben Niveau der vorherigen Befragungen. Besonders gut abgeschnitten haben Chemnitz, Erfurt, Leipzig, Arnsberg-Neheim, Bocholt, Lüneburg, Brühl, Freiberg (Sachsen) und Landsberg am Lech.

Im Jahr 2024 waren laut Hystreet 1,5 Prozent mehr Passanten in den Innenstädten unterwegs als im Vorjahr. Großstädte wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München legten etwas stärker zu. Im Januar 2025 war die Kaufingerstraße in München mit 1,92 Millionen Besuchern Spitzenreiter.

Was besser gemacht werden kann

Bei den Befragten der Studie stechen zwei Themen heraus, die verbessert werden müssten. Von vielen werden Maßnahmen gegen leerstehende Läden und Brachflächen gefordert. "Wo Geschäfte leer stehen und veröden, zieht es niemanden hin. Die Menschen wollen eine hohe Aufenthaltsqualität", sagt Hedde.

Viele Menschen wünschen sich, dass die Infrastruktur verbessert wird, etwa das Toilettenangebot. Wer nicht sicher sein könne, dass er saubere Toiletten vorfinde, der gehe ungern in die Stadt, so Hedde. Zahlreiche Besucher fordern zudem, dass Fußgängerzonen und Plätze ausgebaut und aufgewertet sowie die Innenstädte grüner gestaltet werden.

Vorzeige Einkaufsstraßen

Wie sich Umbauten lohnen können, zeigt sich etwa in der Düsseldorfer Schadowstraße. Hier zählte das Datenportal Hystreet seit 2019 einen Anstieg der Besucherzahlen um 43 Prozent. Vorausgegangen war ein großer städtebaulicher Umbau. Der begrünte Gebäudekomplex Kö-Bogen 2 wurde fertiggestellt, der Verkehr beruhigt, die Einkaufsstraße erweitert.

An der Kölner Ehrenstraße legten die Frequenzen in den vergangenen fünf Jahren um 34 Prozent zu. Die Straße wurde 2022 für Autos gesperrt und kann seitdem nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Aus Parkplätzen wurden Bänke und Sitzgelegenheiten. Für Handelsexperte Hedde ist die Straße ein Musterbeispiel dafür, "dass eine bessere Aufenthaltsqualität Menschen in die Stadt zieht".

Für die alle zwei Jahre durchgeführte Studie "Vitale Innenstädte" wurden im Herbst vergangenen Jahres knapp 69.000 Personen in 107 deutschen Städten repräsentativ befragt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 20. Mai 2024 um 08:33 Uhr.