Eine Pflegekraft schiebt eine Person im Rollstuhl in einem Flur in einem Alten- und Pflegeheim.

Altenpflege Schon fast 3.000 Euro für einen Heimplatz

Stand: 06.02.2025 08:57 Uhr

Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sind Heimplätze in Deutschland erheblich teurer geworden. Binnen eines Jahres stieg die Eigenbeteiligung um rund 300 Euro. Dabei gibt es große regionale Unterschiede.

Die Unterbringung pflegebedürftiger Personen in einer Einrichtung kommt diese selbst und ihre Angehörigen immer teurer zu stehen. So sind die selbst zu zahlenden Anteile für Pflegebedürftige im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Das zeigt eine Auswertung des Ersatzkassenverbands, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Hunderte Euro Unterschied beim Eigenanteil

Demnach stieg die Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige im ersten Jahr des Heimaufenthalts im Bundesschnitt binnen eines Jahres um rund 300 Euro - von durchschnittlich 2.687 auf 2.984 Euro Anfang 2025.

Bemerkenswert sind dabei die regionalen Unterschiede, die mehrere Hundert Euro betragen können: Am höchsten war der Wert in Bremen mit 3.456 Euro, am niedrigsten in Sachsen-Anhalt mit 2.443 Euro.

"Ständiger Aufwärtstrend"

Der Verband der Ersatzkassen (vdek), zu dem etwa die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit gehören, spricht von einem "ständigen Aufwärtstrend". Weder von der Pflegekasse gezahlte Zuschläge noch eine Erhöhung der Pflegeleistungen zu Jahresbeginn hätten diesen abbremsen können.

Zum 1. Januar sind die Pflegeleistungen um 4,5 Prozent gestiegen. So sind etwa die sogenannten Pflegesachleistungen, also die Gelder für professionelle häusliche Hilfe für Pflege, Betreuung und Haushaltsdienste in häuslicher Umgebung, beim höchsten Pflegegrad 5 von 2.200 auf 2.299 Euro gestiegen. Der Betrag für vollstationäre Pflege stieg bei Grad 5 von 2.005 auf 2.096 Euro.

Beitragssatz für Pflegeversicherung gestiegen

Auch der Beitragssatz der Pflegeversicherung ist zum Jahreswechsel angehoben worden - um 0,2 Prozentpunkte. Der Beitragssatz reicht von 2,6 Prozent für Menschen mit fünf Kindern oder mehr bis zu 4,2 Prozent für jemanden ohne Kinder.

Für ein Kassenmitglied mit einem Kind liegt er bei 3,6 Prozent, bei zwei Kindern sind es 3,35 Prozent. Bei drei Kindern beläuft sich der Beitragssatz auf 3,1 Prozent, bei vier Kindern auf 2,85 Prozent.

Kassen wollen von den Ländern Milliarden

Gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl forderte die vdek-Vorsitzende Ulrike Elsner die Parteien zum Worthalten auf. Wer dann regiere, müsse die Pflege verlässlich und bezahlbar halten. Die Belastungen der Menschen seien "zu hoch", die Eigenbeteiligung gehöre klar begrenzt.

Dazu forderte Elsner die Länder unter anderem zur vollen Finanzierung von Bau und Instandhaltung der Heime auf. Scharf kritisierte die Verbandschefin die Praxis, die Kosten auf die Pflegebedürftigen umzulegen. Die Länder hätten für diesen Bereich 2022 nur 876 Millionen Euro gezahlt, die Pflegebedürftigen rund 4,4 Milliarden Euro.

Allein eine Kostenübernahme dieser Posten durch die Länder würde die Pflegebedürftigen nach vdek-Berechnung um im Schnitt 498 Euro im Monat entlasten. Generell müssten aber die Leistungsbeträge jährlich dynamisiert und an volkswirtschaftlichen Kenngrößen ausgerichtet werden.

800.000 Menschen werden in Heimen gepflegt

Seit Jahren fordern Expertinnen und Experten weitere Reformen im Pflegesystem. Hintergrund ist die steigende Zahl der Pflegebedürftigen. So waren im Dezember 2023 in Deutschland knapp 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig - nach knapp 5,0 Millionen im Dezember 2021.

Der starke Anstieg lag laut Statistischem Bundesamt unter anderem an nachlaufenden Auswirkungen einer Reform von 2017. Seither werden Menschen eher als pflegebedürftig eingestuft als zuvor, etwa Demenzkranke. Knapp neun von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen stieg von Dezember 2021 bis 2023 leicht um 6.000 auf knapp 800.000.

Eva Ellermann, ARD Berlin, tagesschau, 06.02.2025 09:08 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Januar 2025 um 23:05 Uhr.