Merz vor G7-Gipfel in Kanada "Unter Freunden kann und muss man offen reden"
Kanzler Merz hofft vor dem G7-Gipfel in Kanada auf Geschlossenheit der führenden Industrieländer. Wichtigste Themen werden die Eskalation in Nahost, der Krieg gegen die Ukraine und der Zollstreit mit den USA sein.
Bundeskanzler Friedrich Merz hofft trotz der Differenzen mit US-Präsident Donald Trump auf Geschlossenheit beim G7-Gipfel in Kanada. "Das wichtigste Ziel wird sein, dass die sieben größten Industrienationen der Welt sich einig sind und handlungsfähig sind", sagte er vor dem Abflug ins kanadische Kananaskis. Zum G7-Kreis gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.
Eines der wichtigsten Themen auf der Agenda wird der Konflikt im Nahen Osten sein. Merz bezeichnete das iranische Atomwaffenprogramm als eine existenzielle Bedrohung für Israel: "Iran darf keine Nuklearwaffen entwickeln und auch keine besitzen." Der Fortschritt des Iran auf dem Weg zur Atomwaffe habe dazu geführt, dass Israel am Freitag militärische Ziele im Iran angegriffen hat.
"Israel hat das Recht, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen", sagte Merz und bekräftigte seine Aussage, dass es keine Ausweitung des Konfliktes geben dürfe. "Teheran muss die Bombardierung ziviler Ziele in Israel sofort beenden. Weitere Staaten in der Region dürfen nicht zum Kriegsschauplatz werden."
Forderungen nach neuen Maßnahmen gegen Russland
Laut Merz wird auf dem Gipfel auch über den Krieg Russlands gegen die Ukraine beraten. Die Teilnahmen des ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj und des NATO-Generalsekretärs Mark Rutte seien ein klares Signal der Unterstützung für Kiew. Man wolle gemeinsam die von Trump angestoßenen Verhandlungen über einen Waffenstillstand voranbringen.
"Um Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen, braucht es zusätzlichen Druck", betonte der Kanzler mit Blick auf neue Sanktionen gegen Russland. "Die G7-Partner und insbesondere die USA wollen wir dafür gewinnen, ihrerseits an neuen Maßnahmen zu arbeiten."
Das forderte auch Selenskyj von den führenden Industrienationen. Es brauche Methoden, um die Umgehung der Sanktionen zu bekämpfen, teilte der ukrainische Präsident bei Telegram mit. Die G7-Länder könnten das bewerkstelligen. Es brauche Sanktionen gegen Banken und den Finanzsektor, die Russland wirklich schmerzten.
Merz wünscht sich auch Aussage zum Thema Migration
Auf dem G7-Gipfel solle es außerdem um eine klare Perspektive für eine Einigung im Zollstreit gehen, um Fragen der Wirtschaftssicherheit bei kritischen Rohstoffen sowie um die Zusammenarbeit bei neuen Technologien.
Er persönlich wünsche sich auch eine klare Aussage der G7 zum Thema Migration, sagte Merz. Er wolle noch keine abschließende Prognose abgeben, zu welchen Themen der Gipfel dann tatsächlich schriftliche Erklärungen verabschieden werde. "Aber klar ist auch, unter Freunden kann man und muss man offen reden", sagte er mit Blick auf Differenzen vor allem mit Trump.
Der Gipfel beginnt am Montag offiziell mit der ersten Arbeitssitzung. Der Kanzler wird auf der Reise von seiner Ehefrau Charlotte begleitet. In Kananaskis werden unter anderem US-Präsident Trump, Merz und der französische Präsident Emmanuel Macron erwartet.
