Menschen in Myanmar stehen nach dem schweren Erdbeben zwischen Trümmern.

Nach schwerem Erdbeben US-Hilfen erreichen Myanmar auffällig langsam

Stand: 01.04.2025 10:22 Uhr

Leiden auch die Erdbebenopfer in Myanmar unter der USAID-Zerschlagung? Hilfsangebote des einst wichtigen Akteurs USA erreichen das Land nur langsam. Russland und China wollen die Lücke füllen.

Die Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID wirkt sich möglicherweise auch auf die Hilfe im Erdbebengebiet Myanmar aus: Statt wie üblich sofort Teams zu entsenden, läuft die amerikanische Unterstützung schleppend an.

Erst zwei Tage nach dem schweren Beben am Freitag wurden die USA konkret: Ein Team werde bis Mittwoch entsandt und finanzielle Hilfe in Höhe von zwei Millionen Dollar bereitgestellt, verkündete die US-Regierung. Die Gelder sollen an Hilfsorganisationen gehen.

China, Indien und Russland waren zu diesem Zeitpunkt längst vor Ort. Nach Erdbeben gelten die ersten 72 Stunden als besonders kritisch.

Ex-USAID-Mitarbeiter kritisiert langsamen Einsatz

Normalerweise schicke auch die US-Regierung bei Erdbeben binnen weniger Stunden ein Hilfsteam, sagte der frühere leitende USAID-Mitarbeiter Chris Milligan im Rundfunksender NPR. Beim Erdbeben in der Türkei 2023 seien 200 Hilfskräfte im Einsatz gewesen.

Das Beben vom Freitag mit der Stärke 7,7 mit Epizentrum in Myanmar hatte dramatische Schäden verursacht. Laut aktuellen Angaben der Militärjunta gibt es mindestens 2.719 Todesopfer, mehr als 3.000 Todesopfer seien wahrscheinlich.

Fällt die USA als wichtiger Player weg?

Den USA, und vor allem USAID, war bisher eine wesentliche Rolle im internationalen Katastrophenfall zugefallen. Doch Präsident Donald Trump begann bei seinem Amtsantritt fast umgehend damit, die Behörde zu zerschlagen. Auslandshilfen wurden eingefroren, der Großteil der Mitarbeiter entlassen. An dem Freitag, an dem in Myanmar die Erde bebte, kündigte US-Außenminister Marco Rubio die De-facto-Auflösung von USAID an.

Die US-Regierung beteuerte zwar, die Kürzungen hätten keine Auswirkungen auf die Fähigkeit, sofort Hilfe zu leisten. Dazu gebe es weiterhin ein Team von Fachleuten - die USA stünden bereit und warteten nur auf formelle Hilfsanfragen, hieß es. Dennoch war die Reaktion der Amerikaner deutlich langsamer als sonst.

"Die Zahl der Toten und Verletzten wird sich noch deutlich erhöhen", Florian Bahrdt, ARD Singapur, zzt. Mae Sot/Thailand, zur Situation nach dem Beben in Myanmar

tagesschau24, 01.04.2025 14:00 Uhr

"Andere Nationen haben mobilisiert, wir haben nicht, weil wir die Teile der Regierung mit der Fähigkeit zum Eingreifen stillgelegt haben", kritisierte der ehemalige USAID-Mitarbeiter Milligan.

Auf Nachfragen zur Präsenz anderer ausländischer Helfer und der Abwesenheit der Amerikaner sagte eine Sprecherin des Ministeriums, nicht in jedem Fall müssten eigene Leute vor Ort sein, um zu helfen. Man kooperiere auch mit Partnern in Myanmar.

Russland und China füllen die Lücke

Die Regierung in Peking schickte schon kurz nach dem Beben Hilfsteams - obwohl das eigene Land ebenfalls betroffen war. 12,7 Millionen Euro an Hilfsgeldern sollen fließen. China gilt als einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes. Myanmar liefert China wichtige Rohstoffe und ist auch Teil der "Neuen Seidenstraße".

Peking bringt sich schon länger als "Stimme des globalen Südens" in Position. Durch Investitionen in Südostasien, Afrika und Südamerika werden Länder durch Kredit abhängig von China.

Moskau unterhält gute Beziehungen mit Militär-Junta

Aus Russland kamen noch am Freitag zwei Flugzeuge mit 120 Helfern und Ausrüstung in Myanmar an. Auch ein Feldkrankenhaus mit Medizinern und Ausstattung soll errichtet werden. Auch der Kreml hat gute Beziehungen zur Junta: Deren Chef Min Aung Hlaing besuchte erst Anfang März Moskau.

Und auch Myanmars direkter Nachbar Indien will durch schnelle Hilfen die Beziehungen aufrechterhalten - trotz Militärregierung. Für Indien ist das Land auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Tor nach Südostasien - auch wenn es jetzt dabei ist, entlang der Grenze einen Zaun zu errichten. Zudem leben schätzungsweise bis zu zwei Millionen Menschen indischer Abstammung in Myanmar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. April 2025 um 10:00 Uhr.