
Krieg in Nahost Netanjahu besucht Truppen in Gaza - und droht
Während Israel mit seiner Militäroffensive im Gazastreifen versucht, den Druck auf die Hamas zu erhöhen, hat Premier Netanjahu überraschend die Truppen vor Ort besucht. Dabei sprach er eine deutliche Drohung an die Hamas aus.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist überraschend in den nördlichen Gazastreifen gereist. Dabei lobte er das Militär seines Landes: "Sie schlagen den Feind und die Hamas wird weiterhin einen Schlag nach dem anderen einstecken", sagte er laut einer Erklärung seines Büros zu den Soldaten. "Wir bestehen darauf, dass sie unsere Geiseln freilassen und wir bestehen darauf, alle unsere Kriegsziele zu erreichen", fuhr er fort.
Demnach waren auch Verteidigungsminister Israel Katz und Generalstabschef Ejal Zamir bei dem Besuch dabei. Sie hätten dabei auch betont, wie wichtig es sei, den militärischen Druck auf die Terrororganisation aufrechtzuerhalten. Je länger die Hamas sich weigere, die Geiseln freizulassen, desto heftiger würden die Schläge, sagte Katz laut Netanjahus Büro während des Aufenthalts im Gazastreifen.
Israels Truppen sind derzeit dabei, im Norden des Küstengebiets eine sogenannte "Sicherheitszone" auszubauen. Verteidigungsminister Katz droht damit, Teile des Gazastreifens dauerhaft einzunehmen. Die israelische Regierung will damit eigenen Angaben nach auch den Druck auf die Hamas erhöhen, die Geiseln freizulassen.
Ex-Soldaten fordern Vorrang der Geiseln
In Israel riefen erneut Hunderte ehemalige Armeeangehörige dazu auf, der Freilassung der Geiseln Vorrang vor der Weiterführung des Gaza-Kriegs zu geben. 472 ehemalige Soldaten aus Spezialeinheiten, darunter aktive Reservisten, hätten einen entsprechenden Brief unterzeichnet, meldete die israelische Zeitung Haaretz.
In dem Schreiben hieß es demnach: "Die Freilassung der Geiseln ist heute das wichtigste moralische Gebot und hat Vorrang vor allen anderen Zielen." Dass noch immer Geiseln im Gazastreifen festgehalten würden, untergrabe die moralischen Grundlagen des Staates. Laut der Nachrichtenseite ynet sind 135 der Unterzeichner aktive Reservisten. In Israel mehren sich derzeit Aufrufe unter anderem aus den Reihen der Armee, die Kritik am Vorgehen Israels in dem Küstengebiet äußern, die Prioritäten der Regierung dabei hinterfragen oder gar ein Ende des Krieges fordern.
Laut der "Times of Israel" sprachen sich auch etwa rund 1.700 Künstler und Kulturschaffende für einen sofortigen Stopp der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln aus. In einem Schreiben der Gruppe hieß es demnach, der Gaza-Krieg, der Geiseln und Soldaten in Gefahr bringe und zu Tausenden Opfern sowie zu Leid auf beiden Seiten führe, diene politischen Interessen. Darüber hinaus forderten laut der Zeitung auch 350 israelische Autoren und Autorinnen ein Ende des Krieges.
Hamas: Kontakt zu Geisel-Bewacher abgebrochen
Die Terrororganisation Hamas hat unterdessen den Kontakt zu den Bewachern der israelisch-amerikanischen Geisel Edan Alexander verloren. Das sagte Abu Obeida, ein Sprecher des bewaffneten Flügels der militant-islamistischen Palästinenserorganisation. Ein direkter israelischer Angriff habe demnach den Ort getroffen, an dem Alexander festgehalten worden sei. Man versuche, die Einheit, die ihn bewacht habe, zu erreichen.
Die Hamas hatte vor wenigen Tagen ein Video des 21-jährigen Soldaten veröffentlicht, in dem dieser allem Anschein nach unter Zwang sprach. Er ist der letzte noch lebende Amerikaner in der Gewalt der Extremisten. Die Hamas ließ offen, wo im Gazastreifen sich der angebliche Angriff ereignete. Vom israelischen Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor.