Wladimir Putin schüttelt die Hand mit Robert Fico.

Gäste bei Putins Parade Fico, Vucic und Dodik provozieren die EU

Stand: 09.05.2025 13:01 Uhr

Die EU warnte Mitgliedstaaten oder Beitrittskandidaten davor, Vertreter zum Weltkriegsgedenken nach Moskau zu schicken. Drei europäische Politiker reisten trotzdem zu Putins Parade - mit ganz eigener Agenda.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas fand deutliche Worte: Die EU-Kommission und die meisten Mitgliedsstaaten lehnen es ab, dass EU-Mitglieder oder EU-Beitrittskandidaten an Putins Siegesparade in Moskau teilnehmen, so Kallas.

"Jegliche Teilnahme wird von europäischer Seite nicht auf die leichte Schulter genommen, denn man muss bedenken, dass Russland einen vollumfänglichen Krieg in Europa führt", sagte Kallas. In der Propaganda von Russlands Präsident Wladimir Putin wird der Sieg über den Faschismus von Hitler-Deutschland oft zur Rechtfertigung des eigenen Angriffskriegs gegen die Ukraine missbraucht.

Drei Regierungschefs aus Europa reisen an

Konkrete Konsequenzen nannte sie jedoch nicht. Kallas ermunterte die EU-Staaten, ihre Vertreter zur alternativen Veranstaltung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu schicken. Die vier Putin-affinen Regierungschefs in Europa verhielten sich unterschiedlich.

Während Ungarns Premier Viktor Orban weder an der russischen noch an den ukrainischen Feierlichkeiten teilnahm, sind die anderen drei nach Moskau gereist: der slowakische Ministerpräsident Robert Fico - als einziger EU-Vertreter, der serbische Präsident Aleksandar Vucic und der Präsident des serbisch dominierten Landesteils von Bosnien und Herzegowina, Milorad Dodik.

Milorad Dodik geht eine Treppe in Moskau hinauf.

Auch Milorad Dodik war in Moskau zu Gast. Der Serbenführer betreibt seit Jahren die Abspaltung der Republika Srpska vom bosnischen Staat. Erst vor einem Monat verhängte Deutschland ein Einreiseverbot gegen ihn.

"Ich gehe einfach zu den Feiern"

Der slowakische Regierungschef Fico zeigte sich trotzig: "Ich würde Frau Kallas und den anderen empfehlen, sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Ich gehe einfach zu den Feiern des 80. Jahrestags. Punkt. Ich erweise Ehre und Respekt einer Nation, die die entscheidende Rolle gespielt hat bei der Beseitigung Hitlers, zwischen den Jahren 1941 bis 1945 - einer Nation, die am meisten gelitten hat."

Fico scheint eines bewusst auszublenden: Bei der Nation handelte es sich damals um die Bürger der Sowjetunion, zu denen auch die Ukrainer gehörten. Auf dem Roten Platz in Moskau ist es aber eine Militärparade des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Und das russische Militär ist in die Ukraine einmarschiert und führt dort einen zerstörerischen Angriffskrieg.

Vucic gibt Interview vor den Mauern des Kremls

Auch Vucic, Präsident des EU-Beitrittskandidaten Serbien, will sich damit offenbar nicht auseinandersetzen. Er hat sich kurz nach seiner Ankunft in Moskau vor die Mauer des Kremls gestellt und dem serbischen Fernsehen ein Interview gegeben - ein für ihn typisches Interview. Bei Kritik von internationaler Seite nimmt Vucic gerne die Opferrolle ein und verknüpft das mit dem serbischen Narrativ, dass man dem Land den Kosovo weggenommen habe.

Serbiens Präsident führte aus: "Es wäre logisch und normal, dass man sich uns gegenüber nachsichtig verhält. Denn sie haben dem kleinen Land Serbien großes Unrecht getan, indem sie es bombardiert und ihm den Kosovo weggenommen haben, 14 Prozent seines Territoriums. Was wollen Sie denn noch von dem kleinen stolzen Volk der Serben, dass sie niederknien?" Vucic kritisierte in Richtung der EU:

Jetzt haben sie Ihre Interessen und sagen: 'Hey, fahrt nicht nach Moskau und sprecht nicht mit dem und dem.' Und wenn wir sagen, sie sollen die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen, dann sagen sie, das sei eine abgeschlossene Sache. Wir sollen nicht in die Vergangenheit schauen, sondern in die Zukunft.
Serbiens Präsident Vucic

Auch Vucic blendet einiges aus - wie die Verbrechen der Serben im Kosovo-Krieg und zuvor im Bosnien-Krieg, die dafür gesorgt haben, dass die NATO eingriff und Serbien bombardierte.

Wladimir Putin schüttelt die Hand mit Aleksander Vucic.

Russlands Präsident Wladimir Putin traf auch auf Serbiens Aleksander Vucic.

Einige EU-Staaten verweigerten Vucic Überflugrechte

Vucic erzählte noch, wie schwierig es für ihn war, von Serbien nach Moskau zu fliegen, denn einige EU-Staaten wollten da nicht mitspielen und verwehrten ihm die Überflugrechte.

"Polen gibt keine Korridore frei, um über Belarus zu fliegen. Also war klar, dass wir über Litauen fliegen müssen, und die haben das nicht erlaubt. Dann hatten wir Überflugrechte von Deutschland und Schweden, aber Lettland hat es verboten und dann sind wir über Bulgarien, die Türkei, Aserbaidschan und Georgien geflogen."

Der EU-Beitrittskandidat Serbien beteiligt sich zum ersten Mal auch an der Organisation der Militärparade in Moskau und ließ dort auch eine serbische Militäreinheit mit aufmarschieren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. Mai 2025 um 17:00 Uhr.