Eis schwimmt vor der grönländischen Hauptstadt Nuuk im Meer. (Archivbild vom 26. März 2025)

Geschichte der US-Ansprüche Immer wieder Grönland

Stand: 28.03.2025 18:44 Uhr

Trump will, dass die USA Grönland besitzen - mit aller Macht. Entsprechend groß ist die Unruhe auf der Insel und in Dänemark, zu dem Grönland gehört. Dabei sind die Begehrlichkeiten des US-Präsidenten nicht neu.

Von Julia Wäschenbach , ARD Stockholm

Es ist 2019, ein Sommer mitten in Donald Trumps erster Amtszeit als US-Präsident. Und in den Abendnachrichten des US-Senders CBS News läuft diese Meldung: "CBS News hat bestätigt bekommen, dass der Präsident nach einem großen Immobiliendeal gefragt hat", sagt der CBS-Sprecher. "Wie wäre es, wenn die USA Grönland kaufen würden? Die weltgrößte Insel."

Grönland kaufen? Was für eine absurde Idee! So haben die Dänen das Kaufangebot des US-Präsidenten damals abgetan. Sie dachten, das Thema wäre damit vom Tisch. So kann man sich irren.

Kurz vor Antritt seiner zweiten Amtszeit bringt Trump eine Übernahme Grönlands wieder ins Spiel. Unmittelbar vor Weihnachten 2024 verkündet er, was er in den Monaten darauf bei jeder Gelegenheit wiederholen wird: "Grönland ist ein wunderbarer Ort", sagte der gerade erneut gewählte Trump. "Wir brauchen die Insel für unsere internationale Sicherheit. Und ich denke, wir werden sie bekommen - so oder so." Es handele sich dabei um keine Provokation, "sondern um Freundlichkeit".

Trump Junior verteilt "MAGA"-Kappen in Nuuk

Der Ton ist dabei aggressiver als beim ersten Mal - und bestimmter. Grönländer wie Dänen fürchten sich, dass es dieses Mal nicht bei einer verrückten Idee des Republikaners bleiben könnte. Trump scheint es ernst zu meinen. Spätestens als sein Sohn Donald Trump Jr. Anfang Januar Grönland besucht, macht sich Unruhe auf der Insel breit.

Bei seinem Kurzbesuch in Nuuk verteilt Trump Junior "Make America Great Again"-Kappen. Dänische Medien berichten zudem, dass er wohnungslose Menschen zum Essen eingeladen haben soll. In die USA kehrt er mit der Botschaft zurück: Die Grönländer wollen zu uns gehören. Die meisten Inselbewohner sehen das jedoch ganz anders. Der grönländische Regierungschef sieht sich zu einer Richtigstellung genötigt. In einem Interview mit Fox News sagt er: "Wir wollen keine US-Amerikaner sein, wir wollen Grönländer sein."

Donald Trump Junior mit Begleitern in Grönland.

Donald Trump Junior während seines Besuchs in Grönland.

Argument der militärischen Kontrolle laut Experten nicht plausibel

Grönland ist weitgehend autonom, gehört aber offiziell zum Königreich Dänemark. Finanziell ist die größte Insel der Welt stark von den Dänen abhängig. Die Mehrheit der etwa 56.000 Grönländer wünscht sich die Abtrennung von Dänemark. Dafür braucht das autonome Territorium aber Geld. Viele hoffen unter anderem auf die wertvollen Rohstoffe, die unter dem Eis schlummern. Auf die könnte es auch US-Präsident Trump abgesehen haben, meinen Experten.

Um militärische Kontrolle könne es ihm dagegen kaum gehen, sagt der Forscher und Grönland-Experte Ulrik Pram Gad: "Die USA und Dänemark haben seit 1951 ein Abkommen, das Grönland 2004 unterschrieben hat", sagt der Wissenschaftler. "Vereinfacht gesagt gibt es den USA das Recht, das grönländische Territorium zur eigenen Verteidigung zu nutzen, wie sie wollen. Deshalb ist es etwas schwer zu verstehen, was Trump in diesem Zusammenhang eigentlich braucht."

Trump: "Werden so weit gehen, wie wir gehen müssen"

Für Grönländer und Dänen ist der Druck aus Washington pure Provokation. Befeuert werden die Spannungen durch den Besuch von US-Vizepräsident JD Vance und seiner Frau. Kurz vor Ankunft von Vance hatte Trump seine Rhetorik noch einmal verschärft. "Wir werden so weit gehen, wie wir gehen müssen", sagte der US-Präsident. "Wir brauchen Grönland. Und die Welt ist darauf angewiesen, dass wir Grönland haben. Auch Dänemark. Dänemark muss uns Grönland überlassen."

Will der US-Präsident die Insel tatsächlich mit Macht an sich reißen? In Dänemark hält man das inzwischen nicht mehr für unmöglich. "Ich finde, das sind gewaltige Aussagen, die einem US-amerikanischen Präsidenten nicht gut zu Gesicht stehen, wenn es um einen engen Verbündeten wie Dänemark geht", sagt der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen.

Ob das deutliche Stopp aus Dänemark den US-amerikanischen Präsidenten aufhalten wird? Daran zweifeln viele.

Karte: Grönland, Dänemark und USA

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 28. März 2025 um 18:23 Uhr im Deutschlandfunk.