Katholische Kardinäle zu Beginn der Weltsynode bei einer Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz (Archiv)

Wahl des neuen Papstes Wer könnte auf Franziskus folgen?

Stand: 21.04.2025 19:16 Uhr

Papst Franziskus ist tot. Die Suche nach einem neuen Kirchenoberhaupt beginnt. In Kirchenkreisen werden einige Namen immer wieder genannt - sowohl Vertraute als auch Kritiker von Franziskus. Ein Überblick möglicher Kandidaten.

"Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal." So bringt ein altes italienisches Sprichwort die simple Wahrheit auf den Punkt, dass niemand die geheime Wahl des katholischen Kirchenoberhaupts im Konklave vorhersagen kann. Oft schon gingen Kardinäle, die vor Beginn der Wahl im Mittelpunkt der Spekulationen standen, am Ende leer aus.

Alle 135 Kardinäle, die zum Zeitpunkt des Todes von Papst Franziskus noch keine 80 Jahre alt waren, können den Nachfolger wählen. Vermutlich kommt der nächste Pontifex aus einer Gruppe von etwa 20 Favoriten, die in Kirchenkreisen als "papabile" angesehen werden - also als Kandidaten, die dem höchsten Amt der katholischen Kirche gewachsen sind.

Franziskus hat während seines Pontifikats viele der Kardinäle berufen, die nun wahlberechtigt sind. Weil darunter eine Vielzahl an Kardinälen aus weit von der Machtzentrale in Rom entfernten Ländern ist, rechnen Beobachter mit einem vergleichsweise offenen Konklave.

Vertraute des Papstes in Schlüsselrollen

Einige der Kardinäle, mit denen Franziskus besonders eng zusammenarbeitete, zählen nun auch zu den Favoriten für seine Nachfolge. Dazu gehört der Italiener Pietro Parolin, der als Kardinalstaatssekretär formell an zweiter Stelle im Vatikan steht und damit als ranghöchster unter den wählenden Kardinälen das Konklave leiten wird. Der 70-Jährige galt als verlängerter Arm von Franziskus und unterstützte diesen unter anderem bei seiner Kurienreform.

Parolin war fast sein ganzes Leben lang in diplomatischen Rollen für die katholische Kirche tätig. Er vertrat diese als Botschafter in Venezuela und war der Hauptverantwortliche für die umstrittene Annäherung des Vatikans an China. Zu Abtreibung und Rechten von Homosexuellen vermied Parolin lautstarke Äußerungen - aber die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in vielen Ländern verurteilte er als "eine Niederlage für die Menschheit".

JD Vance (links) und Pietro Parolin (rechts)

Als Kardinalstaatssekretär übernimmt Pietro Parolin, hier mit US-Vizepräsident JD Vance, wichtige diplomatische Aufgaben.

Ein weiterer italienischer Kardinal mit einem diplomatischen Hintergrund ist Matteo Zuppi, der päpstliche Gesandte für den Ukraine-Krieg. Der 69-Jährige ist Erzbischof von Bologna, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz und ähnlich wie Franziskus als "Straßenpriester" bekannt, der sich auf Migranten und die Armen konzentriert und wenig um Prunk und Protokoll schert.

Auch Jean-Marc Aveline, der Erzbischof von Marseille, gilt als Verbündeter von Franziskus in Migrationsfragen und ist dem Argentinier in seiner volksnahen und humorvollen Art ähnlich. 2023 organisierte er eine wichtige Mittelmeerkonferenz mit Franziskus als Hauptgast in Marseille, wo der in Algerien geborene Aveline die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Sollte er gewählt werden, wäre der 66-Jährige der erste französische Papst seit dem 14. Jahrhundert.

Kontinuität oder Wandel?

Vielen der von Franziskus berufenen Kardinäle dürfte daran gelegen sein, seinen Kirchenkurs fortzusetzen. Ein Kandidat für diese Vision wäre auch der Erzbischof von Barcelona, Juan José Omella. Der 79-jährige Spanier lebt wie Franziskus trotz seines hohen Titels bescheiden und widmet seine kirchliche Karriere der Seelsorge und der Förderung sozialer Gerechtigkeit.

Dass zwei ähnliche Päpste direkt aufeinanderfolgen, ist in der Kirchengeschichte jedoch recht selten. Das könnte gegen Kardinäle sprechen, die Franziskus besonders nahestanden, und Kandidaten zugutekommen, die sowohl in konservativen als auch reformorientierten Lagern Unterstützer finden.

Der Malteser Mario Grech etwa hat sich vom Konservativen zum Reformfreund gewandelt. Besonders seine offenen Worte zur Einbindung von LGBT-Personen und modernen Familiensituationen sorgten für Aufsehen - und Applaus vom Papst selbst. Der 68-Jährige gilt als jemand, der Konsens sucht und hat als Generalsekretär der Bischofssynode eine Schlüsselposition im Vatikan inne.

Auch Jean-Claude Hollerich, der Erzbischof von Luxemburg, wird im Vatikan als einflussreich angesehen. Bei der Weltsynode im vergangenen Jahr trat der 66-Jährige als entscheidender Vermittler zwischen den Lagern auf, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab. Zudem leitet er die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten.

Eine Chance für Kritiker von Franziskus?

Als deutlich konservativer gilt Péter Erdö, der Erzbischof von Esztergom-Budapest. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitbewerber aus dem Lager der Franziskus-Kritiker hat der Ungar aber auch Brücken zur progressiven Welt des verstorbenen Papstes geschlagen. Der 72-Jährige verfügt über weitreichende Kontakte in Europa und Afrika und gilt als Pionier der Neuevangelisierung, die den katholischen Glauben in säkularisierten Industrienationen wiederbeleben soll. Für Kritik sorgte seine mutmaßliche Nähe zur Flüchtlingspolitik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban.

Für einen noch deutlicheren Kurswechsel würde Kardinal Raymond Burke aus den USA stehen. Der 76-jährige Konservative war einer der schärfsten Kritiker der Reformversuche Franziskus' und lehnt unter anderem Segnungen für homosexuelle Paare strikt ab. Die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Papst führte unter anderem dazu, dass der Vatikan Burke seine Dienstwohnung und Gehalt strich.

Péter Erdö (Archivbild: April 2021)

Péter Erdö aus Ungarn stünde für einen Kurswechsel in der katholischen Kirche.

Ein Papst aus Afrika - oder Asien?

Auch Fridolin Ambongo Besungu, der Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo, ist Teil des konservativen Lagers. Seit Längerem wird darüber spekuliert, ob auf den ersten Papst aus Lateinamerika ein Pontifex aus Afrika oder Asien folgen könnte. Als einer der prominentesten Vertreter der katholischen Kirche in Afrika zählt der 65-jährige Ambongo Besungu zu den aussichtsreichen Kandidaten. Reformbemühungen wie die Segnung homosexueller Paare kritisierte Ambongo Besungu als "kulturelle Kolonialisierung des Westens".

Wie Besungu, wäre Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson aus Ghana der erste Papst aus Subsahara-Afrika. Der 76-Jährige wurde 2009 von Papst Benedikt in den Vatikan berufen und zum Leiter des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt - dem Gremium, das sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Weltfrieden einsetzt.

Luis Antonio Tagle wird oft als "asiatischer Franziskus" bezeichnet, weil er sich wie der verstorbene Papst für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Er stieg zunächst zum Erzbischof von Manila auf und wurde dann 2019 von Franziskus zum Leiter des kirchlichen Missionswerks ernannt. Dies wurde als Schritt gewertet, dem 67-Jährigen Erfahrung im Vatikan zu verschaffen.

Ungewissheit bis zum Konklave

Pierbattista Pizzaballa wird ebenfalls zum Kreis der Anwärter auf das Papstamt gezählt. Der 60-jährige Italiener ist als Patriarch von Jerusalem der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land und setzt sich dafür ein, zwischen den Religionen zu vermitteln.

Wie auch Papst Franziskus, wurden viele der Kandidaten auf seine Nachfolge in der Vergangenheit für ihren Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch in der Kirche kritisiert. Ob dies bei der Entscheidung der Kardinäle im Konklave eine Rolle spielt, ist ungewiss.

Sollte das der Fall sein, könnte es Joseph Tobin, dem Erzbischof von Newark im US-Bundesstaat New Jersey zugutekommen. Der 72-jährige US-Amerikaner erhielt Lob für seinen Umgang mit einem der bekanntesten katholischen Skandale der letzten Jahre, den Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick. Tobin veröffentlichte unter anderem vertrauliche Vereinbarungen zwischen seiner Erzdiözese und McCarricks mutmaßlichen Opfern.

Um als Papst gewählt zu werden, muss ein Kandidat mehr als zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen und die Wahl annehmen. Erst wenn weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, gibt es Gewissheit, wer von diesen als möglicher Papst gehandelten Kandidaten das Konklave nicht als Kardinal, sondern als Nachfolger von Franziskus verlässt.

Mit Informationen der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. April 2025 um 18:00 Uhr.