
Erneut Festnahmen Die Türkei geht weiter hart gegen Protest vor
Der Protest gegen die Inhaftierung des populären Oppositionspolitikers İmamoğlu geht weiter - für Samstag ist eine Großkundgebung geplant. Wieder gab es Festnahmen: Es traf einen Anwalt İmamoğlus sowie ausländische Journalisten.
Mehr als eine Woche nach der Festnahme des beliebten Oppositionspolitikers Ekrem İmamoğlu geht die türkische Regierung weiter hart gegen dessen Unterstützer vor.
Am Vormittag wurde einer seiner Anwälte vorübergehend festgenommen worden. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß - darf das Land aber nicht verlassen, wie die Nachrichtenagentur Anandolu meldete. Dem Anwalt wird Geldwäsche vorgeworfen.
Journalisten im Visier
Auch Journalisten geraten zunehmend ins Visier der türkischen Behörden. Der Chefredakteur der schwedischen Zeitung "Dagens ETC", Andreas Gustavsson, berichtet, dass einer seiner Mitarbeiter nach der Landung in Istanbul zum Verhör abgeholt worden sei. "Ich weiß nicht, wo er ist. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Nicht, ob er verhört wird. Auch nicht, ob er abgeschoben wird", so Gustavsson.
Am Donnerstag war ein Journalist des britischen Senders BBC festgenommen und aus der Türkei abgeschoben worden. Er hatte sich nach Angaben des Senders mehrere Tage in der Türkei aufgehalten, um über die anhaltenden Proteste gegen die Inhaftierung und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu zu berichten. Das türkische Kommunikationsdirektorat sagte, er sei nicht im Besitz einer gültigen Presseakkreditierung gewesen.
Behörden: Fast 2.000 Festnahmen
Laut dem türkischen Innenministerium wurden seit Beginn der Proteste fast 1.900 Menschen vorübergehend festgenommen, unter ihnen zahlreiche Journalisten.
Opposition ruft zu Großdemo auf
Die Opposition will den Druck auf Präsident Recep Tayyip Erdoğan unterdessen weiter erhöhen: İmamoğlus Partei CHP hat für Samstag zu einer Großkundgebung in Istanbul aufgerufen. Die Demonstration soll im Stadtteil Maltepe auf der asiatischen Seite der Millionenstadt stattfinden.
In der Türkei gehen seit İmamoğlus Festnahme am 19. März täglich zahlreiche Demonstranten auf die Straße. Der in Untersuchungshaft genommene und von seinem Amt suspendierte Bürgermeister von Istanbul ist der wichtigste politische Rivale von Präsident Erdoğan. Dieser hat die Proteste mehrfach als "Show" bezeichnet und mit rechtlichen Konsequenzen für Demonstranten gedroht.