Syrer gehen durch das zerstörte Duma.

Chemiewaffenexperten in Syrien Tauziehen um OPCW-Team

Stand: 16.04.2018 23:29 Uhr

Bislang kann das OPCW-Team nicht nach Duma. Am Mittwoch, heißt es nun von russischer Seite. Die britische Premierministerin May warf Russland vor, die Untersuchungen zum mutmaßlichen Giftgasangriff vertuschen zu wollen.

Die Experten der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) sollen am Mittwoch ins syrische Duma reisen können. Dies kündigte der russische Botschafter Alexander Schulgin bei einer Pressekonferenz in der russischen Botschaft am OPCW-Sitz in Den Haag an. Das russische Militär will den Ort für Inspekteure sichern, versprach Generalmajor Juri Jewtuschenko.

Bislang hatten die Ermittler noch keinen Zugang zu dem Ort. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Angaben. Westliche Diplomaten erklärten zunächst, Syrien und Russland hätten die Experten nicht nach Duma gelassen. Später hieß es, die beiden Länder hätten keine Garantie für die Sicherheit des OPCW-Teams gegeben.

Das Team ist in Syrien, um den vermuteten Giftgasangriff in Duma zu untersuchen, bei dem mindestens 40 Menschen getötet worden sein sollen. Es traf einen Tag vor dem Militärschlag der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf syrische Chemiewaffeneinrichtungen in Damaskus ein.

Sitz der OPCW in Den Haag

Die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen tagt in Den Haag.

"Erfindung der Briten"

Moskau dementierte den Vorwurf, den Experten den Zugang verwehrt zu haben. "Das ist eine weitere Erfindung der Briten", sagte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow. Die OPCW-Experten hätten ihre Untersuchungen wegen der Raketenangriffe der USA, Großbritanniens und Frankreichs bislang nicht aufnehmen können. "Die Folgen der illegalen und rechtswidrigen Handlungen verhindern das", sagte Rjabkow. Die Reise sei gescheitert, weil die Sicherheitsabteilung des UN-Sekretariats sie nicht genehmigt habe.

May muss sich im Parlament verteidigen

Die britische Premierministerin Theresa May warf Syrien und ihrem Unterstützer Russland vor dem Unterhaus in London vor, zu versuchen, die Umstände des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs zu vertuschen.

"Weil es das Richtige war"

Gleichzeitig verteidigte May die britische Beteiligung an dem Militärschlag. "Wir haben das nicht getan, weil uns Präsident Trump darum gebeten hat, sondern weil es das Richtige war, was zu tun war - und wir sind nicht alleine", sagte sie.

Schnell zu handeln sei wesentlich gewesen, um weiteres menschliches Leid zu verhindern und die Sicherheit der beteiligten Streitkräfte zu gewährleisten, sagte sie. Bei den Militärschlägen ging es May zufolge darum, die Fähigkeit der syrischen Regierung einzuschränken, Chemiewaffen zu verwenden. "Es gab keine praktikable Alternative zur Anwendung von Gewalt."

Einige britische Parlamentarier hatten kritisiert, May hätte das Unterhaus zunächst um Zustimmung für den Schlag bitten müssen. Oppositionsführer Jeremy Corbyn kritisierte die Luftangriffe als "rechtlich fragwürdig".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. April 2018 um 20:00 Uhr.