
Mecklenburg-Vorpommern Gefährlicher Alkohol - Wo finden Suchtkranke Hilfe?
Seit Jahren führt Mecklenburg-Vorpommern die Statistiken beim Thema Alkohol an, Suchterkrankungen sind hier deutlich häufiger als in anderen Bundesländern. Doch es gibt Wege aus der Sucht.
Mecklenburg-Vorpommern trinkt. So viel, dass es besorgniserregend ist. 42.000 Menschen waren im Nordosten im vergangenen Jahr wegen Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Das zeigt eine Studie der Krankenkasse Barmer. Schon zum siebten Mal in Folge liegt Mecklenburg-Vorpommern damit vor allen anderen Bundesländern und deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland. Dabei ist sogar noch mit einer enormen Dunkelziffer zu rechnen, nur ein Teil der Betroffenen sucht Hilfe.
Warum ist Alkohol ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern ein so großes Problem? Hinweise gibt es: geringe Einkommen, ein Flächenland mit weiten Wegen, Einsamkeit, Überalterung. Der Norden hat außerdem eine Alkohol-Tradition. Es gibt Belege, dass hier schon vor mehr als 150 Jahren statt Wein und Bier vor allem Hochprozentiges getrunken wurde.
Der Weg aus der Sucht braucht Unterstützung
Wolfgang Reggentin ist seit 30 Jahren trocken. Er erzählt im Podcast "MV im Fokus - Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern" davon, dass sein Schritt aus der Sucht der Beginn eines neuen Lebens war. Lange hat er mit viel Erfindungsreichtum versucht, sein Trinken zu verbergen. Doch am Ende verlor er fast alles, seine Familie drohte zu zerbrechen an der Sucht. Heute hilft er in einer Selbsthilfegruppe in Waren (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) anderen Betroffenen.
Ohne Unterstützung ist es fast unmöglich, mit dem Trinken aufzuhören. Menschen wie Andreas Dencker stehen Alkoholkranken und ihren Angehörigen zur Seite. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Sozialpädagoge in der Suchtberatung, leitet die Beratungsstelle in Waren. Jede Therapie beginne mit Zuhören, sagt er. Alkohol ist alltäglich und überall präsent, Sucht aber wird als Makel empfunden und meist verheimlicht. Dabei hilft es, Sorgen auszusprechen, wenn Menschen aus dem eigenen Umfeld zu häufig zur Flasche greifen. Suchtberater Dencker schildert im Podcast auch, was er von Staat und Gesellschaft im Umgang mit dem gefährlichen Zellgift Alkohol erwartet.

Seit mehr als 20 Jahren steht Andreas Dencker Suchtkranken in Waren zur Seite.
Bereits kurze Alkohol-Auszeiten sind gut für die Gesundheit
Viele Menschen haben im Januar keinen Alkohol getrunken. Experten wie der Alkoholforscher Helmut Seitz von der Universität Heidelberg bescheinigen, dass ein trockener Monat der Gesundheit guttut, unserer Leber, unserem Schlaf und unserem ganzen Wohlbefinden. Der Verzicht hilft auch, sich selbst zu hinterfragen. Ist das eigene Trinkverhalten schon bedenklich? Wie viel ist zu viel, was führt in die Alkoholsucht und vor allem, was hilft dabei aufzuhören? "Gefährlicher Alkohol", die aktuelle Podcastfolge von "MV im Fokus - Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern" - zu hören in der ARD Audiothek und in der NDR MV App.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! | 06.02.2025 | 06:00 Uhr