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Mecklenburg-Vorpommern Geplantes LNG-Terminal in Rostock: Gas aus Russland?
Über das im Rostocker Überseehafen geplante LNG-Terminal könnte künftig russisches Gas nach Deutschland gelangen. Das zeigen Recherchen des unabhängigen Redaktionsnetzwerks "correctiv". Aus Reihen der Grünen wird die Forderung nach einem Stopp des Terminals laut.
Ursprünglich hatte das russische Unternehmen Novatec das LNG-Terminal-Projekt in Rostock ins Leben gerufen. Nun übernimmt der brandenburgische Tankstellennetz-Betreiber Barmalgas den Bau. Dieser plant noch in diesem Jahr den ersten Spatenstich. 800.000 Tonnen Flüssigerdgas sollen dann künftig über den Hafen importiert werden. Der Haken: Woher das Gas kommt, sagt Barmalgas nicht.
Correctiv: Barmalgas hat enge Beziehungen zu Russland
Laut Correctiv-Recherchen pflegt das Unternehmen enge Verbindungen nach Russland. Aktuellen Recherchen zufolge bezieht es seit mehr als zwei Jahren Gas von Cryogas - einer russischen Gesellschaft, die ihren Sitz laut Zolldaten in Kaliningrad haben soll. Laut den Recherchen wurde Cryogas 2011 von der Gazprombank übernommen. In Kaliningrad betreibt Cryogas demnach eine Verflüssigungsanlage für Erdgas.
Grüne: Kein Einfluss für Russland auf deutsche Energie-Infrastruktur
Russland dürfe keinen Einfluss mehr auf kritische Infrastruktur in Deutschland haben, meint der Grünen-Landtagsabgeordnete Hannes Damm gegenüber dem NDR. "Wir sollten das Terminal mit allen Mitteln verhindern", so Damm. Ursprünglich sei seine Partei dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen gewesen, aber anfangs habe es auch noch geheißen, dass über das Terminal perspektivisch Wasserstoff importiert werden könnte.
"Die Wasserstoff-Idee ist tot"
"Doch seit dem vergangenen Jahr hat sich einiges verändert", so Damm weiter. Aus den Genehmigungsunterlagen, die ihm vorliegen, gehe nicht hervor, dass die Anlage für Wasserstoff geeignet ist. "Die Wasserstoff-Idee ist tot. Wir Grüne sind dagegen, dass russische Unternehmen an kritischer Infrastruktur beteiligt sind oder Einfluss darauf haben."
Keine EU-Sanktionen auf russisches LNG
Im Zuge der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 sind zwar immer mehr Sanktionen auf die Einfuhr russischer Energieprodukte von der EU, den USA und Großbritannien beschlossen worden, allerdings fällt LNG nicht darunter. Nach Angaben der EU-Kommission wurden 2024 insgesamt 20 Milliarden Kubikmeter russisches LNG eingeführt, im Jahr zuvor waren es 18 Milliarden. Größere LNG-Importeure in der EU sind laut EU-Kommission Frankreich, Spanien, die Niederlande, Belgien und Italien. Von dort wird es auch nach Deutschland weitertransportiert. Umweltverbände fordern immer wieder ein EU-weites Embargo.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 08.02.2025 | 14:00 Uhr