
Bombardierung im Zweiten Weltkrieg Dresden gedenkt der Zerstörung vor 80 Jahren
Auf Friedhöfen, in Kirchen, in der Altstadt, in Debatten mit Schülern, beim gemeinsamen Singen: Dresden erinnert am 13. Februar an die Bombardierung der Stadt und die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Heutige und künftige Generationen müssten sich stets aufs Neue damit auseinandersetzen, heißt es von den Initiatoren. Es gibt Gesprächsrunden, Konzerte, Aktionen und Versammlungen.
- Landtagspräsident Dierks: Nationalsozialisten haben Inferno entfacht.
- OB Hilbert, Herzog von Kent und Ministerpräsident Kretschmer appellieren an Jugend, wachsam zu sein.
- 40 Jahre nach ihrer Wiedereröffnung stand die Semperoper im Mittelpunkt des Gedenkens
- Wegen Versammlungen und Protesten gibt es tagsüber Verkehrseinschränkungen und Parkplatzsperrungen in der Innenstadt.
Mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert die Stadt Dresden am Donnerstag an die Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren. Auftakt war am Morgen auf den Friedhöfen der Stadt. Traditionell hat der 13. Februar auch in diesem Jahr mit dem Totengedenken und einer Schweigeminute sowie der Kranzniederlegung um 9 Uhr auf dem Nordfriedhof begonnen.
Landtagspräsident: Krieg kehrte 1945 vollends nach Deutschland zurück
Das sächsische Parlament gedachte im Plenum aller Opfer des Zweiten Weltkrieges mit einer Schweigeminute. "Nicht vergessen sollten wir allerdings, dass die Nationalsozialisten das Inferno, das diese Stadt am 13. und 14. Februar erlebte, mit Worten und Taten selbst entfacht hatten", sagte Landtagspräsident Alexander Dierks (CDU). Sie führten seit dem 1. September 1939 "einen apokalyptischen Vernichtungskrieg" mit Millionen von Toten. "Spätestens im Jahr 1945 kehrte dieser Krieg vollends dann nach Deutschland zurück."
Nicht vergessen sollten wir allerdings, dass die Nationalsozialisten das Inferno, das diese Stadt am 13. und 14. Februar erlebte, mit Worten und Taten selbst entfacht hatten. Alexander Dierks (CDU) | Landtagspräsident
Hilbert appelliert an Jugend: "Bleibt wachsam, hinterfragt kritisch"
Um die "Zukunft durch Erinnern" ging es am Nachmittag bei der offiziellen Gedenkveranstaltung. Gegen 14 Uhr hatte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) im Rathaus Schüler aus Dresden und den Partnerstädten zu einem Dialog begrüßt. An der Runde hatten auch der Herzog von Kent, Großcousin des britischen Königs Charles III., sowie Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) teilgenommen.
Hilbert forderte die Jugendlichen auf, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Er appellierte an die jungen Gäste: "Bleibt wachsam, hinterfragt kritisch, mischt euch ein, übernehmt Verantwortung, aber vor allem, haltet die Erinnerungen derer, die die Zeit erlebt haben, lebendig!" Kanäle und Formen, "um die Vergangenheit in die Zukunft zu tragen", wählten sie selbst – Social Media, Podcast, Dialog oder etwas anderes.
So planen Ewiggestrige, unsere Stadt und damit das Gedenken an den 13. Februar 1945 zu missbrauchen; das nehmen wir nicht unwidersprochen hin! Dirk Hilbert (FDP) | Oberbürgermeister Dresden
Semperoper als mahnendes Symbol, TU-Rektorin: "Nie wieder ist jetzt"
Im Mittelpunkt des Gedenkens stand auch die Semperoper. Vor 40 Jahren ist die im Februar 1945 zerstörte Semperoper in Dresden wiedereröffnet worden. Daran erinnern eine Videoinstallation am Opernhaus und eine Ausstellung.
Auf dem Theaterplatz vor der Oper hatte am späten Nachmittag das mahnende Erinnern mit der Menschenkette begonnen, die um 18 Uhr einen Ring um die Altstadt bildete. Dieser führte vom Theaterplatz aus über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz. Die Elbbrücken waren dieses Jahr nicht Teil der Strecke.

Die Semperoper stand bei der Menschenkette im Mittelpunkt. Sie begeht das 40. Jubiläum ihrer Wiedereröffnung.
Angemeldet hatte die Menschenkette die Rektorin der TU Dresden, Ursula M. Staudinger. Sie betonte, dass die Erinnerung wachgehalten und in die Bildung investiert werden müsse. "Angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus, die zur Bombardierung Dresdens vor 80 Jahren führten, stellen wir uns heute wieder gemeinsam schützend vor unsere freiheitlich-demokratische Rechtsordnung. Nie wieder ist jetzt!"
Auch das Sinfoniekonzert am Donnerstagabend gehört zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Aufgeführt wird Giuseppe Verdis "Messa da Requiem". Eine erste Aufführung des Konzerts hatte es bereits am Mittwochabend gegeben.
Kerzen entzünden vor der Frauenkirche
Kerzen entzünden und schweigend gedenken konnten Besucher auch seit 16 Uhr vor und in der Frauenkirche. Auf dem Neumarkt wurde die Form einer großen Kerze als Abstellfläche für kleine Kerzen vorbereitet. Der Zulauf war zunächst geringer als erwartet. In Dresden herrschte ab dem Nachmittag dichtes Schneetreiben.

Tausende Kerzen für ein großes Kerzenlicht: So soll die Lichtinstallation vor der Frauenkirche auch am Donnerstagabend wieder in die Nacht leuchten. (Archivfoto vom 13. Februar 2023)
Nach 18 Uhr: Gedenkweg durch die Altstadt
Nach der Menschenkette waren die Besucher eingeladen, den "Dresdner Gedenkweg - unterwegs zur Versöhnung" zu gehen. Er führt über mehrere Stationen durch die Altstadt. An authentischen Orten werden Worte über Ursachen und Folgen des Missbrauchs politischer Macht und von Krieg und Zerstörung zu hören sein.
Solche Orte sind laut Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden das Denkmal "Großer Trauernder Mann" gegenüber der Synagoge auf dem Georg-Treu-Platz, an der Frauenkirche das Trümmerstück der Frauenkirchen-Kuppel, auf der Südseite des Altmarkts das Denkmal "Verbrennungsstätte", die "Trümmerfrau" am Rathausplatz, an der Südseite der Kreuzkirche das Denkmal "Steine des Anstoßes" und der Denkraum in der Sophienkirche.
"Nacht der Stimmen" erinnert an Frieden
Der Donnerstagabend endet wie in den vergangenen Jahren mit der "Nacht der Stimmen". Wenn kurz nach 22 Uhr das Geläut aller Dresdner Kirchenglocken verklungen ist, lädt die Stiftung Frauenkirche in die Unterkirche ein. Dazu schreibt die Stiftung: "Mit Wort und Musik wollen wir einen Akzent setzen, der die Brücke vom Erinnern zum Eintreten für den Frieden heute und in der Zukunft schlägt."
Parallel zu den genannten Veranstaltungen gibt es sehr viele mehr in der Stadt. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.
Versammlungen gegen Geschichts-Klitterung
Zudem wurden mehr als 30 Versammlungen für den Donnerstag im Stadtgebiet angemeldet. Aktionsbündnisse, Vereine, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen wehren sich damit gegen die Vereinnahmung des Gedenkens und den Missbrauch überzogener Opferzahlen von rechtsextremistischer Seite. Am Abend zogen rund 1.000 Gegendemonstranten durch die Innenstadt, mit lauter Musik und "Nazis raus"-Rufen.
Am frühen Abend hieß es zunächst von der Dresdner Polizei, dass es ein bislang sehr ruhiger Tag war.
Laut Sicherheitsbehörden wird in der rechts- und linksextremistischen Szene bundesweit massiv für den 13. und 15. Februar mobilisiert. Das Landesamt für Verfassungsschutz rechnet mit Anreisen von Rechtsextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland sowie Linksextremisten im Gegenprotest - vor allem am Sonnabend. Beim sogenannten Gedenkmarsch von Rechtsextremisten am Sonnabend seien Konfrontationsversuche, Störungen und Blockaden entlang der Aufzugstrecke "ein mögliches Szenario".
Eine Übersicht der Versammlungsbehörde dazu lesen Sie hier.

Mehr als 30 Versammlungen sind für den 13. Februar in Dresden angemeldet. Die Polizei hat neuralgische Punkte abgesperrt um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.
Einschränkungen im Straßenverkehr
Die Polizei und Stadtverwaltung Dresden weisen auf Einschränkungen auf Parkplätzen, im ÖPNV und Straßenverkehr hin. Vor allem rings um den Theater- und Postplatz und in der Wilsdruffer Straße könne es ab dem späteren Donnerstagnachmittag zu Behinderungen und Sperren kommen. Die Stadt empfiehlt allen, das Stadtzentrum weiträumig zu umfahren.
Folgende Straßen und Parkplätze sind gesperrt (zum Ausklappen):
- Am Donnerstag und Sonnabend sind die Parkplätze Schießgasse, Pirnaischer Platz und Reitbahnstraße gesperrt.
- Am Donnerstag beginnt um 17 Uhr die Auftaktkundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper.
- Vom Theaterplatz aus soll sich ab 18 Uhr eine rund vier Kilometer lange Menschenkette über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz bilden. Die Elbbrücken sind dieses Jahr nicht Teil der Strecke.
- Am Donnerstag ist die Wilsdruffer Straße ab 18 Uhr gesperrt.
- Gegen 19 Uhr starten zwei Versammlungsaufzüge vom Fritz-Foerster-Platz und von der Löbtauer Straße aus gen Innenstadt. Es wird kurzfristige Straßensperrungen geben.
- Besucher sollten die Umleitungen wegen der teileingestürzten Carolabrücke Richtung Albertbrücke (B170) beachten und dass das Terrassenufer gesperrt ist.
MDR (kk/dkö)/dpa