Thüringen Antworten, sonst Bußgeld: Thüringen verschickt verpflichtende Wohn-Abfrage

Stand: 06.06.2025 09:13 Uhr

2.600 zufällig ausgewählte Thüringerinnen und Thüringer erhalten dieser Tage Post vom Statistischen Landesamt. Werden die Fragen zur Wohnsituation nicht beantwortet, droht Strafe. Mit der Befragung sollen neue Methoden für den Zensus getestet werden.

Von MDR THÜRINGEN

In Thüringen erhalten in diesen Tagen zufällig ausgewählte Einwohner Post vom Statistischen Landesamt. Hintergrund ist eine Wohnsitzanalyse, bei der bundesweit 100.000 Menschen befragt werden.

In Thüringen betrifft das nach Informationen der "Thüringer Allgemeinen" (€) 2.600 Personen. Die Teilnahme ist verpflichtend. Wer also ein solches Schreiben erhält, darf es nicht einfach weglegen, sondern muss antworten. Anderenfalls drohen Zwangs- oder Bußgelder. Gefragt wird nach der jeweiligen Hauptwohnung zum Stichtag 15. Mai 2022. Die Angeschriebenen haben bis zum 25. Juni Zeit für ihre Antwort. Ende August sollen die Angaben ausgewertet werden.

Alle Informationen rund um die Wohnsitzanalyse finden Sie im FAQ des Landesamtes für Statistik.

Zensus soll verbessert werden

Die Statistischen Ämter von Bund und Ländern testen mit der Umfrage einen neuen Weg der Bevölkerungszählung. Den sogenannten Registerzensus. Zukünftig sollen laut Thüringer Statistikamt die wichtigen Informationen so weit wie möglich direkt von den Verwaltungen und Behörden abgeleitet werden. Dadurch müssen auch weniger Menschen direkt befragt werden. 

Bislang wurden für den Zensus Daten aus den Melderegistern der Gemeinden und Städte sowie andere Methoden wie Haushaltsbefragungen kombiniert.

Immer wieder Streit

Der Zensus ist immer wieder Auslöser für Streit zwischen Landesregierungen und Kommunen. In Thüringen hatten beispielsweise insgesamt 18 Städte und Gemeinden die Ergebnisse des Zensus 2022 zu den Einwohnerzahlen angezweifelt und Widerspruch eingelegt. Grund ist, dass sich eine geringere Einwohnerzahl auf die Kassen der Kommunen auswirkt, weil etwa Zuwendungen des Landes davon abhängen.

Schmalkalden kündigt Klage an

Erst in dieser Woche hatte die Stadt Schmalkalden angekündigt, gegen die Ergebnisse von 2022 zu klagen. Gemeinsam mit Eisenach und Bad Salzungen (Wartburgkreis) will die Stadt juristisch vorgehen. Sie argumentiert, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den offiziell vom Zensus ermittelten Einwohnerzahlen und den Zahlen der Einwohnermeldeämter gibt. Laut der Stadtverwaltung hat Schmalkalden über 1.000 Einwohner mehr, als vom Zensus ermittelt.

Wofür wird der Zensus durchgeführt?
Das Bundesinnenministerium erklärt den Zensus so: "Gibt es genügend Wohnungen? Brauchen wir mehr Schulen, Studienplätze oder Altenheime? Wo muss der Staat für seine Bürgerinnen und Bürger investieren? Um diese und andere Fragen zu beantworten, führt Deutschland alle zehn Jahre einen Zensus - auch Volkszählung genannt - durch. Im Rahmen des Zensus werden grundlegende Daten über die Bevölkerung und die Wohnungssituation in Deutschland erhoben. Auf Basis der ermittelten Bevölkerungszahlen werden zum Beispiel die Wahlkreise eingeteilt und die Stimmenverteilung der Länder im Bundesrat festgelegt. Auch der Länderfinanzausgleich, die Berechnungen für EU-Fördermittel und die Verteilung von Steuermitteln beruhen auf den Zensusdaten."

MDR (kuk/dst)