Ein Arzt und eine Patientin sitzen sich an einem Schreibtisch gegenüber.

Thüringen Mangelware Hausarzt: Kassenärztliche Vereinigung verzeichnet neuen Rekord

Stand: 09.02.2025 13:44 Uhr

Kilometerlange Wege zum nächsten Hausarzt, lange Schlangen vor der Praxis: In Thüringen spitzt sich das Problem des Ärztemangels immer weiter zu. Vor allem in ländlichen Regionen bleiben Arztpraxen immer häufiger unbesetzt. So auch in Artern im Kyffhäuserkreis.

Von Ria Weber, MDR THÜRINGEN

Torsten Blümel (Linke) ist Bürgermeister von Artern und wie viele andere auch gerade auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. Erst vor wenigen Monaten war schon sein Zahnarzt in den Ruhestand gegangen. Neu unterzukommen wird aber selbst für den Politiker nicht so leicht: "Geht mein Hausarzt im Juni in den Ruhestand", schätzt er, "kommen auf die verbleibenden zwei Hausärzte 8.000 Einwohner."

Immer mehr offene Hausarzt-Praxen

Alexander Peschka ist einer der Allgemeinmediziner. „Ich behandele aktuell 1.600 Patienten, das sind deutlich mehr als im Thüringer Landesdurchschnitt“, sagt er.

In ganz Thüringen gibt es einen neuen Rekord freier Hausarzt-Sitze: Aktuell sind es 112, rund 30 mehr als vor zwei Jahren. Besonders viele Hausärzte fehlen mit 18 offenen Sitzen im Raum Greiz, gefolgt vom Wartburgkreis mit 13 und dem Altenburger Land mit zwölf.

Ein Mann schaut an einem Schreibtisch auf Computerbildschirme.

Bürgermeister Torsten Blümel (Linke) sucht derzeit sowohl einen neuen Haus- als auch einen Zahnarzt.

"Masterplan Gesundheit" für den Kyffhäuserkreis

Der Kyffhäuserkreis, in dem Torsten Blümel und Alexander Peschka leben, steht mit nur sechs offenen Arztstellen sogar noch vergleichsweise gut da. Trotzdem hat der Kreistag hier schon im Juni 2023 einstimmig einen "Masterplan Gesundheit" auf den Weg gebracht. Der umfasst ein Budget von 145.000 Euro jährlich und enthält elf Punkte.

Einer davon ist der Einsatz von Sylvia Fonfara. Als Arztlotsin kümmert sie sich vor allem um das Anwerben von Ärzten und medizinischem Personal. Um schon Medizin-Studenten die Region schmackhaft zu machen, vermittelt sie diese für Praktika in die Praxen. Dabei arbeitet Sylvia Fonfara eng mit den Kommunen, den niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und der Kassenärztlichen Vereinigung zusammen.

Neue Hilfe durch Arztassistenten

Gleichzeitig setzt der "Masterplan Gesundheit" auf Hilfen zur Weiterbildung. Etwa zum neuen Beruf des "Physician Assistant". Dabei erwerben medizinische Fachangestellte in einem Bachelor-Studium den Abschluss als Arztassistent. Arztassistenten dürfen selbstständig Anamnesen erheben, Patienten aufklären, körperlich Untersuchen und können die Ärzte auch bei der Verwaltungsarbeit entlasten.

Ein Mann und zwei Frauen sitzen zusammen.

Sylvia Fonfara (links) kümmert sich seit einem Jahr als Arztlotsin des Landkreises um die Nachbesetzung frei gewordener Hausarztsitze.

Dieses innovative Konzept verfolgt jetzt auch Alexander Peschka und schickt eine seiner Medizinischen Fachangestellten zum Studium. Der "Masterplan Gesundheit" sieht auch dafür eine Förderung vor.

Torsten Blümel hat unterdessen wieder etwas Mut gefasst: In den vergangenen Tagen hat ein Mediziner Interesse am freiwerdenden Sitz seines Hausarztes angemeldet. Vielleicht findet seine und die Suche weiterer über 1.000 Patienten damit ein glückliches Ende.

MDR (nir)