Besucher in einer Ausstellung

Thüringen Seltene Kriegsbilder in Weimar ausgestellt

Stand: 21.02.2025 17:43 Uhr

Das Weimarer Stadtmuseum zeigt aktuell "Spuren des Krieges". Freitagabend wurde eine Ausstellung mit Fotos aus dem Sommer 1945 eröffnet. Auf den hochauflösenden Bildern ist ein zerstörtes Weimar zu sehen.

Von MDR THÜRINGEN

Es sind nicht nur Fotos, die die Kuratoren Christian Handwerck und Florian Kleiner ausgestellt haben. Auch eine bislang unbekannte Erkennungsmarke, Wrackteile eines Flugzeuges und eine zerschellte Bombe haben die Historiker des Flugplatz Nohra e.V. aufgetan. Im Mittelpunkt der Ausstellung aber stehen die Bilder. Obwohl frei im Internet verfügbar, wurden sie noch nie so gezeigt. "Es gehört einiges an Rechercheaufwand dazu, die Fotos überhaupt zu finden. Es sind seltene Schrägluftaufnahmen. Anders als die Bilder, die wir gewohnt sind. Sie zeigen Weimar nicht direkt von oben, sondern aus einer anderen Perspektive", erklärt Kurator Handwerck.

Fotos zeigen Weimar, daneben steht ein Modell eines amerikanischen Flugzeugs.

Die Fotos sind von guter Qualität, es sind viele Details zu erkennen. Neben den Fotos gibt es verschieden Artefakte, wie hier beispielsweise ein Modell eines amerikanischen Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg.

Gestochen scharfe Bilder - "unglaublich viele Details" sind zu sehen

Aufgenommen wurden die Bilder Mitte Juni 1945 von alliierten Luftaufklärern. Die Kameras haben gestochen scharfe Bilder gemacht. "Die Qualität der Negative war derart gut, dass man sie sehr groß ziehen und damit unglaublich viele Details erkennen kann", so Florian Kleiner. Kleiner hat eine Medienstation installiert, an der die Besucher in jedes einzelne der rund 60 Fotos einzoomen können. "Sie können Kleinigkeiten entdecken. Wir waren selbst überrascht, was auf den Fotos alles zum Vorschein kommt. Wir haben zum Beispiel auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers ein Denkmal gesehen. Das war vorher in noch keinem Dokument vermerkt." Es sind abgedeckte Hausdächer, Splitterschäden und Bombenkrater auf den Feldern zu sehen.

"Es ist wirklich so - ein Bild sagt mehr als tausend Wort. Die Fotos haben mich sehr beeindruckt. Sie zeigen das Ausmaß der Zerstörung vor allem im Norden der Stadt. Und sie erinnern uns, wie sinnlos doch Kriege sind", so der Direktor des Stadtmuseums Dr. Alf Rößner.

Ein Tag der Zerstörung: Der "schwarze Freitag" in Weimar

Auf den Norden der Stadt hatten es die Alliierten abgesehen. Sie wollten das Rüstungswerk "Fritz Sauckel" zerstören, trafen dabei aber auch vor allem bei ihrem Angriff am 9. Februar 1945, Teile der Innenstadt. Schlechte Sicht hat die Bomber fehlgelenkt. So wurden auch Theater, Marktplatz und Herderkirche zerstört.

Reste einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Auch Reste einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg befindet sich unter den Ausstellungsobjekten.

Allein an diesem "schwarzen Freitag" kamen mehr als 1.100 Menschen in Weimar ums Leben, viele von ihnen Zwangsarbeiter und Häftlinge des KZs Buchenwald, die im Rüstungswerk schuften mussten. Die Fotos vermitteln aber auch einen Funken Hoffnung. Zoomt man hinein, erkennt man Kinder, die den Flugzeugen zuwinken und Frauen, die im Vorgarten Wäsche aufhängen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme - im Sommer 1945 - kehrte so langsam ein Stück Normalität und Hoffnung zurück.

Die Ausstellung "Spuren des Krieges: Weimar im Sommer 1945. Seltene Schrägluftbilder der US-Army" ist bis zum 31. August im Stadtmuseum Weimar zu sehen. Begleitend gibt es Führungen und Vorträge. Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.

MDR (cma/lh)