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Bundestagswahl 2025 ++ Erste Zahlen zur Wahlbeteiligung in Ländern ++
Aus mehreren Bundesländern liegen erste Zahlen zur Wahlbeteiligung vor. Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Potsdam seine Stimme für die Bundestagswahl abgegeben.
Die wichtigsten Entwicklungen:
Die Spitze der SPD wirft dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz vor, das Land zu spalten. "Friedrich Merz macht auf den letzten Metern des Wahlkampfes die Gräben in der demokratischen Mitte unseres Landes nochmals tiefer", kritisierte SPD-Chef Lars Klingbeil. Generalsekretär Matthias Miersch sprach vom Tiefpunkt des Wahlkampfes. "Statt zu einen, entscheidet sich Friedrich Merz, noch einmal richtig zu spalten. So spricht niemand, der Kanzler für alle sein will - so spricht ein Mini-Trump."
Merz hatte in München beim Wahlkampfabschluss seiner Partei gesagt: "Links ist vorbei. Es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland." Er werde Politik für die machen, die gerade denke und "alle Tassen im Schrank" habe - und nicht "für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt". Er kritisierte auch die zahlreichen Demos gegen Rechtsextremismus, zu denen in den vergangenen Wochen Hunderttausende Menschen in Dutzenden Städten gegangen waren.
"Wahl läuft ohne größere Probleme an"
Die Bundestagswahl ist laut ARD-Korrespondent Martin Polansky ohne besondere Vorkommnisse angelaufen. Zwar gab es bereits gestern einen Stromausfall in Cottbus, davon war die Wahl heute aber kaum betroffen. Lediglich die mit Strom betriebenen Heizungen seien in einigen Wahllokalen ausgefallen, berichtet der rbb.
Da zwei Demos in Berlin angemeldet sind, stehen etwa 1.400 Sicherheitskräfte in der Hauptstadt bereit. Der Protest richtet sich gegen eine mögliche Zusammenarbeit von CDU und AfD.
Aus einigen Bundesländern liegen Zahlen zur bisherigen Wahlbeteiligung vor. In Niedersachsen lag die Wahlbeteiligung am Vormittag bei etwa 13,8 Prozent, teilte die Landeswahlleitung mit Stand 10.00 Uhr mit. Bei der Bundestagswahl 2021 waren es zur selben Zeit mit 14,3 Prozent etwas mehr.
In Schleswig-Holstein hatten bis 11.00 Uhr nach Angaben des Landeswahlleiters 21,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der Wahl 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt 23,8 Prozent gewesen. In Hamburg lag die Beteiligung um 11.00 Uhr laut Landeswahlleiter bei 45 Prozent. 2021 hatten zu diesem Zeitpunkt 49,8 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuze gemacht.
Anders das Bild in Sachsen: Hier lag die Beteiligung bis 12 Uhr bei 27,1 Prozent. Das teilte der Landeswahlleiter mit. Sie ist damit leicht höher als bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 (25,9 Prozent). Außerdem hätten schätzungsweise 25,5 Prozent der Menschen ihre Stimme per Briefwahl abgegeben, so der Landeswahlleiter. 2021 waren es 26 Prozent.
Bundesweite Zahlen zur Wahlbeteiligung sollten erst am Nachmittag bekanntgegeben werden.
Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hat seine Stimme zur Bundestagswahl am Vormittag in einem Wahllokal im ostsächsischen Gablenz abgegeben. Er zeigte sich zuversichtlich, dass seine Partei "ein sehr starkes Ergebnis mit über 20 Prozent" erreichen werde. Vor allem im Osten werde die AfD sehr viele Direktmandate holen. "Ich denke, das ist eine klare politische Aussage der Bürger und der Wähler." Die Co-Vorsitzende der AfD, Alice Weidel, hatte sich für die Briefwahl entschieden.
Zur Bundestagswahl werden in sozialen Medien verschiedene Falschinformationen gepostet, die bereits zu vorherigen Urnengängen verbreitet worden waren. So wird erneut behauptet, das einzelne Stimmzettel entwertet wurden, indem die obere rechte Ecke abgeschnitten wurde.
Tatsächlich ist dies jedoch bei allen Stimmzetteln der Fall. Die Maßnahme stellt eine Hilfe für sehbehinderte Wahlberechtigte dar, die das Blatt so leichter in eine Stimmzettelschablone einlegen können.
Weiterhin gibt es die Behauptungen, dass in einigen Wahllokalen zum Ausfüllen lediglich Bleistifte ausgelegt werden, damit die Stimmzettel im Nachhinein verändert werden können. Auch nicht dokumentenechte Stifte gelten als Schreibstifte im Sinne der Bundeswahlordnung.
Nach Angaben der Bundeswahlleiterin ist eine Verletzung der Grundsätze des Wahlrechts trotzdem nicht zu befürchten: Die einzelnen Wahlvorstände sind mit Mitgliedern der verschiedensten Parteien besetzt und die Auszählung der abgegebenen Stimmen ist öffentlich, so dass eine Manipulation durch Dritte ausgeschlossen ist. Jedem Wähler ist zudem erlaubt, einen eigenen, dokumentenechten Stift zu verwenden.
Sicherheitsbeamte haben am Samstag eine Protestaktion am Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe verhindert. Wie die Bundespolizei in Karlsruhe mitteilte, konnte verhindert werden, dass drei Menschen das Dach des Gerichts erklimmen und ein Banner ausrollen konnten. Die Tatverdächtigen im Alter von 21, 23 und 24 Jahren hatten sich einen Lastwagen mit Hebebühne gemietet, um am Samstagmorgen auf das Dach des Bundesgerichts zu gelangen. Bevor sie ihr Banner ausrollen konnten, griffen Beamte der Bundespolizei ein und nahmen das Trio vorläufig fest. Das mitgeführte Plakat wurde sichergestellt.
Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe bestätigte am Sonntag auf Anfrage, dass es sich um eine Aktion des "Kunstkollektivs für Demokratie" gegen die CDU gehandelt habe. Auf dem Plakat übergibt Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel einen Schlüssel. Darüber steht "Unsere Demokratie Faschisten überreichen?"
Gut drei Wochen vor der Bundestagswahl hatte es Friedrich Merz als Chef der Unionsfraktion in Kauf genommen, dass ein CDU/CSU-Antrag zur Asylpolitik mit AfD-Stimmen im Parlament beschlossen wurde. Zwei Tage später jedoch fand ein Gesetzentwurf zum sogenannten "Zustrombegrenzungsgesetz" keine Mehrheit. Gegen die Karlsruher Protestierer wird nun laut Polizei ermittelt wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Wenige Tage zuvor hatte das Kollektiv das gleiche Plakat in Berlin an dem zum Bundestag gehörenden Paul-Löbe-Haus angebracht.
Viele haben sich schon für Briefwahl entschieden oder beim Wahlamt vor Ort gewählt. Doch die meisten Wahlberechtigen wählen heute. Nicht alle gehen dafür in die Schulen oder Hallen. Manche vergeben ihre Stimmen auch in einem Wohnzimmer, im Bettenladen, in einer Eishalle, im Kleingartenverein - oder in der Sauna.
In Leverkusen beispielsweise verwandelt sich das Wohnzimmer von Familie Fabrizius seit Jahren an Wahltagen in ein Wahllokal - inklusive Urne, Stimmkabine und Wahlhelfern. Seit 2009 können die Wahlberechtigten im Bezirk 344 schon im Wohnzimmer der Familie wählen. Fabrizius und seine Frau Sybille packten bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 am Wahltag selbst als Wahlhelfer mit an. Ebenfalls in Leverkusen kann in der Gaststätte "Zur Delle" gewählt werden. Wo sich im Sommer Menschen im Biergarten zum gemeinsamen Trinken versammeln, kommt es heute also zu demokratischen Wahlen.
Im Lino Club kann in der Zirkushalle die Stimme abgegeben werden. Einer der Hauptgründe für die Auswahl des Zirkus' durch die Stadt ist laut Betreiber wohl, das die Zirkushalle barrierefrei ist. Auch die Kölner Eissporthalle im Lentpark im Agnesviertel wurde bereits bei der Landtagswahl 2022 und bei der Europawahl im vergangenen Jahr genutzt. "Die Idee entstand aus einem unverbindlichen Austausch zwischen der Betriebsleitung des Lentparks und einem Mitarbeitenden des Wahlamts der Stadt Köln", erklärt eine Sprecherin der zuständigen KölnBäder. Weil die Wahl dieses Jahr im Winter stattfindet, soll diesmal aber im Saunabereich des Lentparks gewählt werden. Noch mehr ungewöhnliche Wallokale gibt es hier.
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat an seinem Wohnort im Hochsauerlandkreis gewählt. In der Schützenhalle nahe seines Hauses im Ortsteil Arnsberg-Niedereimer gab der gemeinsame Kandidat von CDU und CSU am Vormittag seine Stimme für die Bundestagswahl ab. Bei strahlendem Sonnenschein war er in Begleitung seiner Frau Charlotte Merz zu Fuß gekommen. Auf dem Weg begrüßte er viele Wähler und Bekannte und betrat dann das Wahllokal. Ein Statement für die wartenden Journalisten gab er nicht. Im Anschluss wollte Merz nach Berlin reisen.
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Kanzlerkandidat Friedrich Merz und seine Frau Charlotte Merz geben im Wahllokal in der Schützenhalle Arnsberg-Niedereimer ihre Stimme ab
Scholz gibt Stimme in Potsdam ab
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Stimme für die Bundestagswahl abgegeben. In Begleitung seiner Frau Britta Ernst, ging er in Potsdam in Brandenburg an die Urne. In seinem Wahlkreis Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming hatte er bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 dort 34 Prozent der Stimmen bekommen. Beim Verlassen des Wahllokals reckte Scholz den Daumen.
Norderney: Stimmabgabe im Strandkorb
Wer auf der ostfriesischen Insel Norderney bei der Bundestagswahl seine Stimme abgibt, könnte in seiner Wahlkabine vielleicht noch ein paar Sandkörner vom Nordseestrand entdecken. Denn für die Stimmabgabe setzt die Stadt seit Jahrzehnten auf ihre weiß-blauen Strandkörbe als Wahlkabinen. "Ich denke, viele Insulaner kennen gar keine normalen Wahlkabinen, weil sie immer hier auf Norderney in Strandkörben wählen", sagt Inselbürgermeister Frank Ulrichs der Nachrichtenagentur dpa.
Die Strandkörbe seien immer verfügbar, transportabel und - wichtig für die geheime Wahl - blickdicht. Auf herkömmliche Wahlkabinen verzichtet die rund 6.000 Einwohner zählende Insel daher - egal ob Bundestags-, Europa- oder Kommunalwahl. "Wir machen das schon immer so. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass das mal anders war.", sagt Ulrichs.
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Weißblaue Strandkörbe stehen als Wahlkabinen in einem Wahllokal auf der ostfriesischen Insel Norderney
Für die Stimmabgabe wird in die Strandmöbel, die eigentlich zum Sitzen und Faulenzen dienen, ein Brett eingebaut, auf dem der Stimmzettel dann angekreuzt werden kann. So ließe sich bequem im Stehen wählen, so Ulrichs. Alles andere wäre unpraktisch. Lediglich für Schwerbehinderte wie etwa Rollstuhlfahrer, die nicht die Möglichkeit haben, einen Strandkorb zu nutzen, gibt es laut der Stadt einen separat aufgebauten Tisch mit Sichtschutz.
Söder gibt seine Stimme ab
CSU-Chef Markus Söder hat in Nürnberg in einem Wahllokal in einer Schule zusammen mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder seine Stimme abgegeben. Dabei äußerte sich Söder trotz zuletzt teilweise schlechter werdender Umfragewerte optimistisch über ein gutes Ergebnis für die Union. "Ja, ich bin schon sehr zuversichtlich. Ich hoffe, dass wir am Ende die Regierung für unser Land bekommen, damit sich was Richtiges ändert und nicht nur einfach so weitergemacht wird", sagte er. Das sei sein eigentlicher Wunsch, weil es die Demokratie stärke.
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Wie entsteht die Prognose am Wahltag?
Heute um 18 Uhr richten sich alle Augen auf farbige Balken: die Prognose zur Bundestagswahl. Wie aber ist eine solche Annäherung ans Wahlergebnis möglich? Und wann gab es historisch die erste Prognose?
Steinmeier gibt Stimme in Berlin ab
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seine Stimme im Wahllokal in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Dahlem abgegeben. Er dankte den Wahlhelfern und rief alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, zur Wahl zu gehen. "Nutzen Sie Ihr Wahlrecht, gehen Sie wählen, bestimmen Sie mit über die Zukunft unseres Landes und wählen Sie in dem Bewusstsein, dass Ihre Stimme die Entscheidende sein könnte", sagte er am Morgen in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Zehlendorf.
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Frank-Walter Steinmeier gibt im Wahllokal in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Dahlem seinen Stimmzettel ab.
Steinmeier erinnerte an die besonders kurze Vorbereitungszeit für die Bundestagswahl an diesem Sonntag infolge der vorzeitigen Auflösung des Bundestags. "Deshalb war das eine riesige Kraftanstrengung." Er dankte der Bundeswahlleiterin, Ruth Brand, die den Bundespräsidenten am Morgen begrüßte, den Landeswahlleitern sowie den Wahlhelferinnen und Wahlhelfern. Bundeswahlleiterin Brand schloss sich dem Dank an und wünschte allen Beteiligten einen reibungslosen Wahlablauf. Gemeinsam mit Steinmeier gab auch dessen Ehefrau, Elke Büdenbender, ihre Stimme im selben Wahllokal ab.
Mancherorts scheint es schon klar - doch längst nicht überall: Beim Kampf um die Direktmandate zeichnen sich spannende Duelle ab. Und bekannte Namen versprechen nicht immer Erfolg. Ein paar Beispiele:
Wahlkreis 1 - Flensburg-Schleswig: Hier tritt der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck an - und ein Sieg ist ihm alles andere als sicher. Bei der letzten Wahl gewann Habeck zwar mit 28,1 Prozent vor der CDU-Kandidatin Petra Nicolaisen (23,4 Prozent), doch davor ging der Kreis an die Union. Und Habeck ist in den Regierungsjahren deutlich umstrittener geworden.
Wahlkreis 14 - Rostock, Landkreis Rostock II: Die Linke hofft auf drei Direktmandate – damit wäre der Einzug in den Bundestag gesichert, auch wenn sie keine fünf Prozent erreicht. Eins davon will Dietmar Bartsch - doch das dürfte schwierig werden. Bei den letzten zwei Wahlen gewannen hier andere.
Wahlkreis 61 - Potsdam, Potsdam-Mittelmark II, Teltow-Fläming II: Der Kanzler-Wahlkreis. Olaf Scholz tritt unter anderem gegen seine Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an. Beim letzten Mal gewann Scholz recht klar, diesmal könnte es enger werden. Angewiesen auf das Direktmandat sind weder Scholz noch Baerbock: Beide stehen auf Platz eins der Landeslisten ihrer Parteien.
Wahlkreis 99 - Rheinisch-Bergischer Kreis: FDP-Chef Christian Lindner kann sich nur wenig Hoffnung auf ein Direktmandat machen. 2021 landete er mit 16,8 Prozent auf dem vierten Platz und zog über die Liste in den Bundestag ein.
Wahlkreis 146 - Hochsauerlandkreis: 2021 war es für Sauerland-Verhältnisse beinahe knapp: Friedrich Merz gewann mit 40,4 Prozent vor dem SPD-Kandidaten Dirk Wiese (32,2 Prozent). Der Wahlkreis ist traditionell tiefschwarz, alles anderes als ein Sieg des Unions-Kanzlerkandidaten wäre eine Überraschung.
Wahlkreis 293 - Bodensee: Hier kämpft AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel um das Direktmandat - unter anderem gegen einen aus Syrien geflüchteten Grünen. Bei der letzten Wahl war für die AfD nicht viel zu holen: Weidel erreichte mit 9,2 Prozent der Erststimmen Rang fünf, es gewann deutlich der CDU-Kandidat.
Die Regierungsbildung könnte je nach Mehrheitsverhältnissen eine große Herausforderung werden. Merz strebt eine Zweierkoalition mit SPD oder Grünen an, während CSU-Chef Markus Söder eine Koalition mit den Grünen strikt ablehnt. Sollten mehrere kleine Parteien über die Fünf-Prozent-Hürde kommen, dürfte die Union auf zwei Koalitionspartner angewiesen sein. Wie beim gescheiterten Ampel-Bündnis könnte dies eine größere Instabilität bedeuten.
Merz betonte beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss mit Söder in München rote Linien für Koalitionsverhandlungen. Die Union werde mit niemandem in ein Bündnis eintreten, "der nicht bereit ist, in der Wirtschaftspolitik und in der Migrationspolitik in Deutschland den Politikwechsel herbeizuführen". Und er unterstrich, dass er keine Koalitionsgespräche mit der AfD führen werde: "Wir werden unter keinen Umständen irgendwelche Gespräche, geschweige denn Verhandlungen oder gar Regierungsbeteiligungen mit der AfD besprechen. Das kommt nicht infrage."
Vorgezogene Wahl, intensiver Wahlkampf
Die turnusmäßig eigentlich erst im Herbst anstehende Bundestagswahl wurde um sieben Monate vorgezogen - das gab es bisher nur 1972, 1983 und 2005. Grund ist, dass die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP im November zerbrochen war. Kanzler Olaf Scholz (SPD) schlug nach dem Nein des Bundestags zu seiner Vertrauensfrage vor, das Parlament aufzulösen - was Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dann anordnete.
Der kurze Winterwahlkampf war zuletzt geprägt von der Debatte über eine Begrenzung der Migration, zweites Thema war die schwächelnde Wirtschaft. Empörung hatte die Einmischung der neuen US-Regierung in den Wahlkampf zugunsten der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften AfD ausgelöst.
Was sich mit dem neuen Wahlrecht ändert
Bei der Bundestagswahl gilt erstmals das neue Wahlrecht. Deshalb wird der neue Bundestag deutlich schlanker sein. Die Zahl der Abgeordneten wurde auf 630 begrenzt - mehr als 100 weniger als derzeit. Dafür fallen die sogenannten Überhang- und Ausgleichsmandate weg, die bisher das Parlament oft stark aufgebläht haben. Nun kommen mit Erststimme gewählte Kandidaten nur noch in den Bundestag, wenn ihre Partei auch genügend Zweitstimmen hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Wahlrecht gibt es hier:
Die heutige Wahl ist besonders - nicht nur weil es sich um eine vorgezogene Neuwahl handelt. Noch nie gab es so viele Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten bei einer Bundestagswahl.
Für die Union geht Friedrich Merz von der CDU ins Rennen, für die SPD Amtsinhaber Olaf Scholz und für die Grünen Robert Habeck. Die AfD hat Alice Weidel aufgestellt. Auch Sahra Wagenknecht vom BSW tritt als Kanzlerkandidatin an. Viele kleinere Parteien hoffen durch den Titel "Kanzlerkandidat" auf eine größere mediale Aufmerksamkeit. Eine andere Strategie verfolgt die FDP, Christian Lindner ist lediglich "Spitzenkandidat". Und die Linkspartei tritt mit einem "Spitzenduo" aus Heidi Reichinnek und Jan van Aken an.
Welche Parteien stehen zur Wahl?
An der Bundestagswahl nehmen 29 Parteien teil. Das sind deutlich weniger als bei der Wahl 2021. Damals waren 47 Parteien zugelassen. Vermutlich liegt der Rückgang auch an den kürzeren Vorlaufzeiten - kleinere Parteien hatten wegen der vorgezogenen Wahl weniger Zeit, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden und für die Zulassung nötige Unterschriften zu sammeln.
Dieses Mal sind SPD, Grüne, FDP, AfD, Die Linke, Freie Wähler, Volt, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), Bündnis Deutschland und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in allen 16 Ländern mit Landeslisten vertreten. Die CDU tritt überall außer in Bayern an, die CSU wiederum nur in Bayern. Alle anderen Parteien stehen nicht in allen Ländern auf den Stimmzetteln.
So tauchen auch eher unbekannte Parteinamen auf den Wahlzetteln auf. Wir haben eine Übersicht mit allen 29 Parteien und ihren Wahlprogrammen für Sie zusammengestellt.
Die Übersicht finden Sie hier:
Was wollen die Parteien erreichen und wofür stehen sie? Antworten finden Sie in unserem Parteienvergleich. Dort haben wir haben auch Porträts der kleineren Parteien für Sie zusammengestellt:
Wahllokale geöffnet
Seit 8 Uhr morgens haben bundesweit die Wahllokale geöffnet. Etwa 60 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind wahlberechtigt. 42,1 Prozent der Stimmberechtigten sind älter als 60 Jahre. Nur etwa 27,2 Prozent sind zwischen 18 und 40 Jahre alt.
Nicht dabei sind etwa 400.000 junge Frauen und Männer, sie haben die vorgezogene Bundestagswahl dem Statistischen Bundesamt zufolge knapp verpasst. Am ursprünglich geplanten Wahltag Ende September wären sie 18 Jahre alt gewesen, am 23. Februar sind sie noch 17 und damit nicht wahlberechtigt.
In den rund 65.000 Wahllokalen sind dafür etwa 675.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz.
Herzlich willkommen zum Liveblog zur Bundestagswahl. In den kommenden Stunden werden wir Sie hier kurz und knapp mit allen wichtigen Informationen zur Bundestagswahl versorgen.
Für alle, die noch nicht gewählt haben, noch bis 18.00 Uhr sind die Wahllokale geöffnet. Bundeswahlleiterin Ruth Brand rief erneut dazu auf, sich noch an der Abstimmung zu beteiligen. Wer noch unentschlossen ist, kann seine Überzeugungen mit denen der 29 Parteien, die antreten, vergleichen.
Den Wahl-O-Mat finden Sie hier:
Zur Übersichtsseite mit allen Hintergrundinformationen zum Wahlkampf und der Bundestagswahl, Porträts der Kandidatinnen und Kandidaten und der Parteien finden Sie hier:
Sollte er Bundeskanzler werden, will Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zuerst Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und Polens Regierungschef Donald Tusk besuchen. "Wir müssen in Europa wieder enger zusammenarbeiten", sagte der CDU-Chef der Bild am Sonntag. "Deshalb würde ich als Bundeskanzler als erstes nach Paris und Warschau reisen. Wenn möglich am selben Tag." Er setze auf Verbesserungen der deutsch-französischen Freundschaft sowie auf ein enges Verhältnis zu Polen.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Der CDU-Chef hat für den Fall seiner Wahl zum Kanzler die Stärkung der Bundeswehr und der Wirtschaft als zentrale Ziele genannt. Kanzler Scholz hat sich dafür ausgesprochen, das Wahlalter auch bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre abzusenken.