Benjamin Netanyahu bei einer Pressekonferenz
liveblog

Lage im Nahen Osten ++ Netanjahu droht mit weiteren Angriffen auf den Libanon ++

Stand: 28.03.2025 22:55 Uhr

Nach dem ersten israelischen Angriff auf den Libanon seit Inkrafttreten der Waffenruhe hat der israelische Ministerpräsident Netanjahu mit Angriffen "überall im Libanon" gedroht. Der Libanon und Syrien haben ein Abkommen für mehr Sicherheit an ihrer Grenze unterzeichnet.

Die wichtigsten Entwicklungen:

28.03.2025 • 22:55 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir diesen Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse. Bis morgen.

Die Hamas steht nach den Angriffen Israels geschwächt da. Zuletzt gab es im Gazastreifen Proteste - auch gegen die Terrorgruppe. Verlieren die Islamisten gerade ihre Machtbasis?

Die USA haben ein Netzwerk ins Visier genommen, das Sanktionen umgangen haben soll, um die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah zu unterstützen. Die US-Regierung verhängte Sanktionen gegen fünf im Libanon ansässige Einzelpersonen und drei Unternehmen. Bradley T. Smith, im US-Finanzministerium mitzuständig für die Bereiche Terrorismus und Finanzaufklärung, sagte, der Schritt unterstreiche die Entschlossenheit seines Ministeriums, Machenschaften aufzudecken und zu stören, die die Hisbollah finanzierten.

Nach dem ersten israelischen Angriff auf Beirut seit Inkrafttreten der Waffenruhe mit der Schiitenmiliz Hisbollah hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Angriffen "überall im Libanon" gedroht. Der Angriff auf die südliche Vorortgegend Beiruts sei ein Beispiel der Entschlossenheit Israels, gegen seinen nördlichen Nachbarn aktiv zu werden, sagte Netanjahu.

"Wir werden keinen Beschuss unserer Gemeinden zulassen, nicht einmal den geringsten", sagte Netanjahu. "Wir werden die Waffenruhe weiterhin energisch durchsetzen, wir werden überall im Libanon angreifen, um jede Bedrohung für den Staat Israel zu bekämpfen, und wir werden sicherstellen, dass alle unsere Bewohner im Norden sicher in ihre Häuser zurückkehren."

Bei einem Angriff israelischer Siedler auf Dorfbewohner in der Region Masafer Jatta im Westjordanland sind israelischen Medienberichten zufolge mehrere Palästinenser verletzt worden. Anschließend habe die Armee in dem Dorf südlich von Hebron 26 palästinensische Männer festgenommen, hieß es weiter.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, die Siedler hätten eine Gruppe von Schafhirten angegriffen. Unter den Verletzten seien auch zwei Kinder. In den Dörfern von Masafer Jatta war es in den vergangenen Wochen wiederholt zu Angriffen gekommen

Der Libanon ist seinem Präsidenten Joseph Aoun zufolge entschlossen, seine Armee zu stärken und seine Kontrolle über das ganze Land auszuweiten. So solle die Spirale der Gewalt beendet werden, sagt Aoun nach einem israelischen Angriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut.

"Wir lehnen jeden Angriff auf den Libanon oder jeden verdächtigen, böswilligen Versuch ab, den Libanon wieder in den Kreislauf der Gewalt zu stürzen", sagte Aoun auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron in Paris.

"Was geschieht, bestärkt unsere Entschlossenheit und unser Engagement, unser Land und unsere Armee aufzubauen und unsere Kontrolle über das gesamte Land auszuweiten."

Israel setzt dem libanesischen Präsidenten Joseph Aoun zufolge den Bruch der im November vereinbarten Waffenruhe fort. Der jüngste Angriff auf südliche Vororte von Beirut belege das, postete sein Büro auf X. Aoun hält sich zu einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris auf. Macron verurteilt den Angriff. Er spiele der Hisbollah in die Hände. Es seien Fortschritte bei der Entwaffnung der Miliz erzielt worden.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, über die Lage in Nahost

tagesschau24, 28.03.2025 14:00 Uhr

Die israelische Armee hat nach libanesischen Medienangaben erstmals seit Inkrafttreten der Waffenruhe Ende November wieder einen Luftangriff auf den Süden Beiruts geflogen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ANI meldete, griffen israelische Kampfflugzeuge das dichtbesiedelte Viertel Hadath an. Zuvor hatte die israelische Armee die Einwohner von Hadath aufgefordert, eine dortige Gegend rund um "Einrichtungen der Hisbollah-Miliz" zu verlassen.

Satellitenkarten von Beirut mit den Vorstädten Hadath and Haret Hreik

Die Verteidigungsminister des Libanon und Syriens haben ein Abkommen für mehr Sicherheit an der gemeinsamen Grenze ihrer Länder unterzeichnet. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Der libanesische Verteidigungsminister Michel Menassa und sein syrischer Kollege Murhaf Abu Kasra trafen sich am Donnerstag im saudiarabischen Dschidda, um Fragen der "Sicherheit und Stabilität zwischen Syrien und dem Libanon" zu erörtern, wie die saudiarabische Nachrichtenagentur SPA nun berichtete. Bei dem Treffen, bei dem auch der saudiarabische Verteidigungsminister anwesend war, sei das Abkommen über die Grenzsicherheit unterzeichnet worden, meldete SPA. 

Die Gewalt an der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien war Anfang März aufgeflammt, nachdem die neuen Behörden in Syrien die Hisbollah-Miliz im Libanon beschuldigt hatten, drei ihrer Soldaten in den Libanon entführt und getötet zu haben. Die pro-iranische Miliz, die ein Verbündeter des im Dezember gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad war, wies den Vorwurf zurück. 

Israel fordert Bewohner der südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut gelegenen Gemeinde Hadath auf, die Gegend zu verlassen. Augenzeugen zufolge kommen die Bewohner der israelischen Evakuierungsaufforderung nach und flüchten in Autos und zu Fuß.

Israel hat eigenen Angaben zufolge nach Beschuss aus dem Libanon Ziele der islamistischen Hisbollah-Miliz im Süden des Nachbarlandes angegriffen. Dies sei eine Reaktion darauf, dass wenige Stunden zuvor erneut Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär mit. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, Israel mache den Libanon für den Beschuss verantwortlich.

Ein ranghoher Hisbollah-Vertreter wies jegliche Beteiligung der Miliz zurück. Erst am vergangenen Samstag war es zu einem Raketenangriff auf Nordisrael gekommen, für den die vom Iran unterstützte Miliz ebenfalls jede Verantwortung abstritt.

Die Hisbollah erklärte, die Vorfälle schienen Teil eines mutmaßlichen Versuchs zu sein, entgegen der im November vereinbarten Waffenruhe Vorwände für die Fortsetzung israelischer Militäreinsätze im Libanon zu schaffen.

Der Norden Israels ist nach Militärangaben mit zwei Raketen aus dem Libanon beschossen worden. Eine von ihnen sei abgefangen worden, die andere auf libanesischem Boden gelandet, schrieb ein israelischer Armeesprecher auf der Plattform X.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe im Gegenzug mehrere Dörfer im Südlibanon beschossen. Demnach waren über dem Gebiet sowie über der libanesischen Hauptstadt Beirut auch israelische Drohnen zu hören.

Der langjährige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, sieht die israelische Gesellschaft nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 noch immer in einem Schockzustand. Fast niemand habe mehr die Geduld zu hören, "was der anderen Seite widerfährt. Die Leute sind mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt", sagte Primor im Interview des Magazins der Süddeutschen Zeitung.

Die politische Einstellung vieler Israelis habe sich im Zuge des neuerlichen Gaza-Kriegs verändert, erklärte der Publizist. "Viele, die immer von der Gleichberechtigung der Palästinenser sprachen, trauen sich nicht mehr, das zu sagen. Ich weiß nicht, ob sich das wieder ändern wird." Zudem sei Israel bei Benjamin Netanjahu "in sehr schlechten Händen", so der 89-Jährige. Der Premierminister denke nur an sich: "Um sich an der Macht zu halten, ist er abhängig von den extrem religiösen und faschistischen Kräften in seiner Regierung."

Natürlich verstehe er Menschen, die Israel vorwerfen, ein Apartheidsregime zu sein, fügte Primor hinzu. "In den besetzten Gebieten haben wir Apartheid. Dass die Araber dort nicht gleichberechtigt mit den jüdischen Siedlern sind, ist sogar eine Untertreibung." Israel betrachte das Westjordanland als "Teil der biblischen Heimat", und viele Rechte oder Ultrareligiöse seien in dieser Frage "völlig kompromisslos".

Primor, dessen Vorfahren mütterlicherseits im Holocaust ermordet wurden, betonte zugleich, religiöse Fanatiker hätten "überhaupt keinen Plan. Sie sagen immer nur: Gott wird uns schon helfen, Gott hat uns noch immer geholfen. Ich antworte dann: Ja, gewiss, so wie im Zweiten Weltkrieg. Darauf werden sie erst richtig wütend."

Das US-Militär hat nach Angaben der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen erneut Stellungen der Miliz im Jemen angegriffen - darunter auch Stadtviertel der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Ersten Berichten der Huthi zufolge wurden bei den Angriffen mindestens sieben Menschen verletzt.

Weitere Angriffe erfolgten unter anderem in der Nähe der Hafenstadt Hodeida am Roten Meer und in der Rebellenhochburg Saada. Das Ausmaß der Schäden und möglichen Opfer war zunächst unklar. Das US-Militär hat sich bislang nicht zu den Angriffen geäußert.

US-Militär greift erneut Stützpunkte der Huthi-Miliz im Jemen an

tagesschau, 28.03.2025 05:30 Uhr

Während im umkämpften Gazastreifen wieder Bewohner gegen die islamistische Hamas und den Krieg mit Israel aufbegehren, bemühen sich die Vermittler um eine neue Waffenruhe. Laut der US-Nachrichtenseite Axios liegt der Hamas ein mit Katar abgestimmter US-Vorschlag vor, der die Freilassung eines israelisch-amerikanischen Doppelstaatlers als Gegenleistung für eine Erklärung von US-Präsident Donald Trump vorsieht.

Darin würde Trump sich für eine mehrtägige Feuerpause und die sofortige Wiederaufnahme von Verhandlungen über ein umfassenderes Abkommen aussprechen, hieß es. Ob sich die Hamas jedoch darauf einlässt, ist ungewiss. Die USA hätten in den vergangenen Tagen erheblichen Druck auf Ägypten und Katar ausgeübt, um die Hamas zur Freilassung weiterer Geiseln zu bewegen, berichtete Axios unter Berufung auf US-amerikanische und israelische Beamte. Diesem und anderen Berichten zufolge hatte auch Ägypten diese Woche einen Vorschlag vorgelegt. 

Derweil haben in Israel am Donnerstagabend erneut Tausende Menschen gegen die Verabschiedung eines umstrittenen Gesetzes protestiert, das gewählten politischen Amtsträgern mehr Macht bei der Ernennung von Richtern einräumt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 28. März 2025 um 09:40 Uhr.