
Krieg gegen die Ukraine ++ Tote und Verletzte nach russischen Drohnenangriffen ++
Erneut hat Russland Städte in der Ukraine mit Drohnen angegriffen - dabei kamen nach ukrainischen Angaben drei Menschen ums Leben. Der US-Sondergesandte Witkoff ist in Russland zu Gesprächen eingetroffen. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Tote und Verletzte nach Drohnenangriffen
- Experte Mölling: Russland hat Versprechungen immer wieder gebrochen
- Lawrow: "Ukraine-Deal" muss noch feinjustiert werden
- Ukrainischer Botschafter: Vertreter Russlands von Gedenken ausladen
Bei neuen russischen Angriffen sind im Südosten der Ukraine nach örtlichen Angaben drei Menschen getötet worden. Eine Drohne habe in der Nacht ein Wohngebäude in Pawlohrad in der Region Dnipropetrowsk getroffen, schrieb Verwaltungschef Serhij Lyssak auf Telegram. Demnach waren ein Kind und eine 76 Jahre alte Frau unter den Toten, zehn weitere Menschen wurden verletzt.
Der ehemalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat mit scharfer Kritik auf den Vorschlag eines Deals von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des Ukraine-Kriegs reagiert. "Die USA machen sich damit zum Interessenvertreter Russlands", sagte Gabriel dem "Tagesspiegel".
Das Ganze diene nur dazu, dass sich die US-Regierung unter Trump "so schnell wie möglich aus dem Staub machen und aus der Verantwortung stehlen" könne. Vorbild von Trumps Vorschlag scheine der Versailler Vertrag zu sein, sagte Gabriel weiter. "Wie schwach und brüchig solche diktierten 'Friedensabkommen' sind, wissen wir Europäer nur zu gut", sagte Gabriel.
Es sei "an sich schon absurd, dass die USA mit dem Aggressor Russland verhandeln, ohne dass das Opferland der Aggression, die Ukraine, an diesen Verhandlungen beteiligt ist", sagte Gabriel. Die Europäer sollten das Ansinnen der USA "endlich verstehen und für die Zeit nach Trumps Abschied aus Europa planen", sagte Gabriel. "Je schneller dieser Abschied kommt, desto besser. Denn dann muss Putin mit Europa verhandeln."
FSB nimmt Rumänen als Spion fest
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben einen rumänischen Staatsbürger wegen eines Spionageverdachts festgenommen. Der 22-Jährige habe im Auftrag der Ukraine Standorte der russischen Flugabwehr im Schwarzmeerkurort Sotschi erkundet, hieß es in einer Pressemitteilung des FSB. Dem Rumänen, gegen den nun ein Strafverfahren eingeleitet wurde, drohen nach der zu Beginn des Kriegs gegen die Ukraine verschärften russischen Gesetzgebung bis zu 20 Jahre Haft.
Die Ukraine muss nach Einschätzung des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, für einen Frieden womöglich "vorübergehend" Gebiete an Russland abtreten. Klitschko sagte dem britischen Sender BBC, eines der "Szenarien" sei es, "Territorium aufzugeben". "Das ist nicht fair", sagte der frühere Boxweltmeister weiter. Für einen Frieden könne dies aber "vielleicht eine Lösung sein, vorübergehend".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse womöglich einer "schmerzhaften Lösung" zustimmen, um zu einem Frieden zu gelangen, sagte Klitschko weiter. Die Ukrainer würden aber "niemals" eine russische "Besatzung" akzeptieren.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax in Moskau eingetroffen. Die Maschine landete demnach am Morgen auf dem Hauptstadt-Flughafen Wnukowo.
Die USA und Russland hatten den neuen Besuch Witkoffs angekündigt, ohne ein Datum zu nennen. Erwartet werden weitere Gespräche über eine mögliche Friedensvereinbarung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Witkoff hat sich schon mehrmals persönlich mit Kremlchef Wladimir Putin getroffen und sich im Anschluss an die Unterredungen immer auffällig positiv über ihn geäußert. Zuletzt sprach er mit dem Kremlchef am 11. April in St. Petersburg mehr als vier Stunden lang. Der Amerikaner war auch schon im Februar und März in Russland zu Verhandlungen gewesen.
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht mit 103 Drohnen angegriffen. Flugabwehreinheiten hätten 41 Drohnen abgeschossen, weitere 40 Drohnen seien durch elektronische Störmanöver umgeleitet worden, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit. In den Regionen Charkiw, Sumy, Tscherkassy, Donezk und Dnipropetrowsk seien durch die Angriffe Schäden entstanden. Dem Gouverneur von Dnipropetrowsk zufolge stieg die Zahl der Todesopfer in der Stadt Pawlohrad auf zwei. Acht Menschen seien verletzt worden.
In der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk ist bei einem russischen Angriff nach Angaben von Gouverneur Serhij Lyssak eine 76-jährige Frau getötet worden. Acht Menschen seien zudem beim Beschuss der Stadt Pawlohrad verletzt worden, teilte Lyssak auf Telegram mit. Die russischen Streitkräfte hätten erneut massiv mit Drohnen angegriffen.
Die russischen Streitkräfte haben dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge ihre massiven Luftangriffe am Donnerstag als Ablenkung für Bodenangriffe gestartet. Sie hätten verstärkt versucht, vor allem im Frontabschnitt Pokrowsk im Osten voranzukommen, teilte Selenskyj am frühen Morgen auf Telegram mit. Diese Angriffe seien aber abgewehrt worden. Bei dem Luftangriff auf Kiew am Donnerstag wurden mindestens zwölf Menschen getötet. Es war der schwerste Angriff auf die ukrainische Hauptstadt in diesem Jahr.
Kurz vor dem Weltkriegs-Gedenken im sächsischen Torgau hat der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev gefordert, die angekündigte Teilnahme Russlands noch zu unterbinden. Er verwies darauf, dass in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mindestens zwölf Menschen bei einem russischen Großangriff mit Raketen und Drohnen auf Kiew getötet worden seien.
"Offiziellen Vertretern des dafür verantwortlichen verbrecherischen Regimes kann an der Elbe nur auf eine Weise begegnet werden - mit Ausladung und Teilnahmeverbot", sagte Makeiev der Nachrichtenagentur dpa. "Sonst belohnt man Angriffskriege und verspottet den Friedensschwur als Farce."
Der russische Botschafter Sergej Netschajew will am Freitag in Torgau an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Aufeinandertreffens US-amerikanischer und sowjetischer Soldaten auf der zerstörten Elbebrücke am 25. April 1945 teilnehmen. Die Stadt Torgau als Veranstalter hat signalisiert, dass sie den Botschafter nicht daran hindern will.
Teile eines möglichen Abkommens zwischen Russland und den USA zur Beendigung des Ukraine-Kriegs benötigen laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow noch eine Feinjustierung. "Wir sind genau mit diesem Prozess beschäftigt", sagte er in einem Interview des US-Senders CBS. Lawrow sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg. "Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen", so der Chefdiplomat. Man sei bereit für einen Deal.
Das, was bei den derzeitigen Verhandlungen von der Ukraine verlangt werde, gleiche einer Kapitulation, sagt Sicherheitspolitik-Experte Christian Mölling im tagesthemen-Interview. US-Präsident Donald Trump müsse etwas vorweisen können, um selbst sagen zu können, seine selbst auferlegte Aufgabe sei erledigt. Im scheine es ganz offensichtlich egal zu sein, wie es danach weitergehe.
Trumps Position sei ganz nah an der des Kremls. Der Ukraine, dem Opfer des Angriffskrieges, verlange er Zugeständnisse ab, denen sie nicht zustimmen könne. Zudem sei überhaupt nicht geklärt, wie "der Vertrag, die Abmachung - oder wie immer man das nenne möchte" umgesetzt werden solle.
Russland habe seine eigenen Versprechungen in den vergangenen Jahren immer wieder gebrochen. Trump scheine allzu einfach bereit zu sein, das Angebot Russlands anzunehmen, ohne zu prüfen, ob es überhaupt haltbar ist. Die Ukraine habe am Ende nichts gewonnen, was man als sicher ansehen könne.