Börsenhändler arbeiten im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse (Archivbild)

Israel greift Iran an Sorge an Börsen vor Eskalation im Nahen Osten

Stand: 13.06.2025 16:04 Uhr

Nach dem Angriff Israels auf den Iran geben die Aktien weltweit nach. Der DAX brach ein. Der Ölpreis hingegen macht einen ordentlichen Sprung nach oben.

Von Bianca von der Au, ARD-Finanzredaktion

Mit dem Angriff Israels auf den Iran hatten wohl nur wenige Börsenprofis gerechnet. Ein Marktbeobachter kommentierte, insgesamt sei die Gefahr eines Kriegs im Nahen Osten das meist unterschätzte Risiko.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets glaubt, dass viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt worden seien. "Zunächst einmal sind das sehr schlechte Nachrichten. Es ist noch sehr viel unbekannt zu diesem Zeitpunkt. Informationen aus israelischen Medien zufolge könnten die Kampfhandlungen zwei Wochen dauern. Das ist eine Perspektive, wo man erstmal nicht mehr planen kann. Und das ist typischerweise etwas, das mit Kursverlusten, mit hohen Schwankungen einher geht."

Entsprechend sensibel reagierten die Börsenkurse. Weltweit gingen die Aktienmärkte in die Knie, auch der DAX startete mit rund 1,4 Prozent Verlusten in den Handel.

Ölpreise steigen abrupt

Ganz anders die Reaktion am Ölmarkt: Unmittelbar nach der Nachricht des militärischen Angriffs auf den Iran schoss der Ölpreis in die Höhe - zeitweise um zwölf Prozent. "Das zeigt, wie wichtig der Ölmarkt den Nahen und Mittleren Osten nimmt, wenn es um die Energieversorgung der Welt geht", erklärt Andreas Goldthau von der Willy Brandt School of Public Policy an der Uni Erfurt die Hintergründe.

"Etwa ein Drittel der weltweiten Ölproduktion ist im Nahen Osten, etwa die Hälfte der Ölreserven", so Goldthau. Ähnliches gelte für Gas. "Damit ist die Region extrem wichtig für unsere Energieversorgung, aber auch für die Preisbildung. Alles, was sich dort abspielt, wirkt sich auf den Ölpreis und auf die Entwicklung aus."

Sorge vor ausfallenden Öl-Exporten und Transportwegen

Trotz der Sanktionen sei der Iran immer noch der drittgrößte Ölproduzent innerhalb der OPEC, so Ölmarkt-Kenner Goldthau. Nach Ansicht des Experten würde man einen Ausfall der iranischen Ölexporte deutlich spüren am Markt. Ein zweiter Grund zu Sorge sei eine Beeinträchtigung der Transportwege. So könne der Iran eines der Nadelöhre des weltweiten Ölhandels ausschalten.

"Das ist die Straße von Hormus. Da geht etwa ein Drittel der auf dem Seeweg gehandelten Öltransporte durch jeden Tag. Das zu sperren, würde deutlich größere Auswirkungen auf den Ölmarkt haben, als wenn der Produzent Iran ausfallen würde. Und das ist etwas, das preisen die Ölmärkte gerade ein", so Goldthau.

Aus Sicht des Experten gibt es eine begründete Sorge, dass der Konflikt weiter schwelt. Jedoch geht der Ölmarktkenner nicht davon aus, dass der Iran die Straße von Hormus sperren wird. Das sei eine zu krasse Eskalationsstufe. Ähnlich sieht man es wohl an der Börse, so Marktbeobachter Stanzl.

"Gefasste Stimmung" an der Börse

"Wir haben eine gefasste Stimmung. Es gibt auch nicht wirklich einen klassischen Ausverkauf von Beginn an, wenn die Börsenglocke um 9 Uhr läutet, dass da die Kurse weiter fallen. Aber es ist sehr viel Unsicherheit, weil einfach ganz viel derzeit noch unbekannt ist."

Zusammenfassend kann man die derzeitige Stimmung an den Aktien- und Ölmärkten so beschreiben: Sorge vor einer Eskalation - ja, Panik - nein.