
Jubel an den Börsen Deal zwischen USA und China beschert DAX Rekordhoch
Die Aussicht auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den beiden Großmächten USA und China sorgt an den Börsen für Euphorie. Der DAX notiert erstmals in seiner Geschichte über 23.900 Punkten.
Der DAX hat die neue Börsenwoche mit einer historischen Bestmarke eröffnet. Im frühen Handel geht es bis zu 1,8 Prozent nach oben auf ein Rekordhoch von knapp 23.912 Punkten. Es ist bereits das 24. Rekordlevel im bisherigen Jahresverlauf - und das Allzeithoch vom Freitag bei 23.543 Punkten ist bereits wieder Geschichte.
Schub für den DAX kommt zu Wochenbeginn von positiven Signalen im Zollstreit zwischen den USA und China. Beide Seiten einigten sich auf eine 90-tägige Pause in dem Streit sowie deutlich niedrigere Zollsätze. An den Finanzmärkten sprechen Investoren und Analysten von einem überraschend großen Schritt in die richtige Richtung.
Wie sind nun die weiteren Perspektiven am deutschen Aktienmarkt nach dem neuen Rekordhoch im DAX? IG-Analyst Christian Henke ist überzeugt: "Die Party auf dem Frankfurter Börsenparkett könnte noch nicht zu Ende sein."
Und HSBC-Charttechnikexperte Jörg Scherer verweist auf die zuletzt ausgeprägten "V-Formation" im DAX, welche ein rechnerisches Kursziel von rund 26.500 Punkten bereithalte.
Fakt ist: Mit seinem neuen Rekordhoch sendet der DAX eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat. Jenseits der positiven Charttechnik dürfte aber auch die Angst, den nächsten Kursanstieg zu verpassen, ein ganz wesentlicher Treiber der Rally am deutschen Aktienmarkt sein.
Diese "Fear of Missing Out" (FOMO) treibt den DAX immer weiter in die Höhe - warnende Stimmen, die vor zu viel Euphorie im Markt warnen, werden nicht gehört.
Dabei hätte wohl kaum ein Marktexperte dem DAX die beeindruckende Rally zugetraut, die der deutsche Leitindex in den vergangenen Wochen aufs Parkett gelegt hat.
Auf den historischen Zollhammer von US-Präsident Donald Trump Anfang April folgten der "Black Friday" und der "Panic Monday", der DAX stürzte bis auf 18.489 Punkte ab. Seither ging es für das deutsche Börsenbarometer um mehr als 5.000 Punkte nach oben. Dahinter steckt die Hoffnung vieler Anleger, dass der selbsternannte "Deal-Maker" Trump seinem Ruf letztlich gerecht werden könnte.
Die versöhnlichen Töne zwischen den USA und China lassen auch die US-Aktien-Futures steigen. Der Future auf den Dow-Jones-Index gewinnt zur Stunde 1,1 Prozent, der Nasdaq-100-Future zieht sogar um 2,0 Prozent an.
Am Freitag hatte sich der Dow Jones mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 41.249 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq schlossen kaum verändert.
Die positiven Entwicklungen im Zollstreit treiben die Kurse an den wichtigsten asiatischen Aktienmärkten nach oben. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien legte zuletzt um 1,1 Prozent zu. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong gewann 1,4 Prozent. In Japan zog der zuletzt schon gut gelaufene Leitindex Nikkei-Index um 0,4 Prozent auf 37.644 Punkte an.
Die Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China sorgt am Devisenmarkt für eine Dollar-Stärke. Im Gegenzug gibt der Euro kräftig nach und fällt bis auf 1,1099 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit dem 10. April und mehr als einen Cent weniger als am Freitag.
Derweil bekommt der sichere Hafen Gold sowohl die nachlassende Risikoaversion der Anleger als auch den steigenden Dollar negativ zu spüren. Der Preis für die Feinunze Gold gibt um 1,6 Prozent auf 3.234 Dollar nach und nähert sich damit seiner zentralen Unterstützungszone bei 3.200 Dollar.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Rohölpreise an. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Morgen um 1,4 Prozent auf 64,83 Dollar je Barrel (159 Liter). Die positiven Gespräche zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, USA und China, könnten die Nachfrage nach Rohöl ankurbeln.
Bessere Geschäfte mit Tierfuttereiweiß sowie fortgesetzte Sparbemühungen haben Evonik im ersten Quartal zu einem Gewinnanstieg verholfen. Zudem liefen die Geschäfte mit Produkten für die Farben- und Beschichtungsindustrie sowie mit Pharmawirkstoffen besser. Unter dem Strich blieben 233 Millionen Euro hängen nach 156 Millionen vor einem Jahr. Der Vorstand bekräftigte die Prognose.
Aktien von ProSiebenSat.1 springen im frühen Handel prozentual zweistellig nach oben. Der tschechische Großaktionär PPF bietet für einen Teil des Medienkonzerns 7 Euro je Aktie und will so seine Beteiligung von aktuell knapp 15 auf bis zu 29,99 Prozent etwa verdoppeln. Damit bliebe PPF knapp unter der Schwelle von 30 Prozent, ab der eine Offerte für den gesamten Konzern Pflicht wäre.
Auch für United Internet und deren Internetdienst-Tochter Ionos geht es nach oben. Zwar drückten Kosten für den Netzausbau bei der Tochter 1&1 bei United Internet das Ergebnis im Auftaktquartal, doch das Jahresumsatzziel wurde leicht angehoben.
Die Tochter Ionos wurde unterdessen aufgrund besserer Geschäfte in der kleineren Sparte AdTech rund um digitale Werbung und Domain-Handel ergebnisseitig optimistischer für das laufende Jahr.
Das Biotechunternehmen Formycon hat im ersten Quartal seinen operativen Fehlbetrag auf 13,2 Millionen Euro ausgeweitet - nach einem Minus von 5,5 Millionen Euro vor Jahresfrist. Grund sind schwächere Geschäfte mit dem Biosimilar FYB201, einer Nachahmerversion des Blockbuster-Augenmittels Lucentis. Belastend wirkten sich auch höhere Forschungs- und Entwicklungskosten aus.
Beim Stahlkonzern Salzgitter haben unter anderem niedrigere Preise zu einem Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 78,6 Millionen Euro nach zuletzt 126,4 Millionen Euro geführt. Das Vorsteuerergebnis (EBT) rutschte mit einem Fehlbetrag von 27,3 Millionen Euro in die Verlustzone nach einem Gewinn von 17,2 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Der italienischen Großbank UniCredit ist während ihres Ringens um die Commerzbank ein überraschend guter Jahresstart gelungen. Nachdem das umworbene Frankfurter Geldhaus am Freitag seinen höchsten Quartalsgewinn seit 2011 verkündet hatte, gab das Mailänder Institut heute einen Quartalsüberschuss von 2,8 Milliarden Euro und damit den höchsten Gewinn seiner Geschichte bekannt.
Der US-Softwareriese Microsoft und der ChatGPT-Anbieter OpenAI befinden sich einem Pressebericht zufolge in Gesprächen über die Bedingungen ihrer Partnerschaft. Auf dem Weg zu einem stärker gewinnorientierten Unternehmen geht es um die Rolle und Beteiligung von Microsoft als Großinvestor von OpenAI, wie die Financial Times unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb.
Mexiko hat Google wegen der Umbenennung des gesamten Golfs von Mexiko in "Golf von Amerika" auf seinem Kartendienst verklagt. Google sei sogar über das Dekret zur Namensänderung von US-Präsident Donald Trump hinausgegangen, sagte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum. Unklar blieb zunächst, ob die Klage in Mexiko oder in den USA eingereicht wurde und wann.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.