Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Kursverluste im Feiertagshandel DAX zollt Unsicherheiten im Handelsstreit Tribut

Stand: 09.06.2025 18:04 Uhr

Nach dem Startschuss für neue Handelsgespräche zwischen den USA und China haben sich die Anleger vorsichtig gezeigt. Der DAX verabschiedete sich mit Verlusten aus dem Feiertagshandel.

Angesichts neuer Handelsgespräche zwischen den beiden Wirtschaftsgroßmächten USA und China sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt zu Beginn der neuen Börsenwoche auf der Hut geblieben. Der DAX setzte seine Konsolidierung seit dem Rekordhoch vom vergangenen Donnerstag bei 24.479 Zählern fort. Zum XETRA-Schluss stand ein Minus von 0,5 Prozent auf 24.174 Punkte auf der DAX-Tafel.

Das Tagestief lag bei 24.097 Zählern - damit schloss der DAX eine Aufwärtskurslücke aus der Vorwoche. Das könnte ein Hinweis auf eine Erschöpfung der jüngsten Rekordrally und damit auf eine bevorstehende Trendwende am deutschen Aktienmarkt sein. Allerdings fielen die Börsenumsätze im Frankfurter Feiertagshandel erwartungsgemäß dünn aus - somit reichten schon wenige Order, um die Kurse stärker zu bewegen.

Marktbeobachter hatten sich mit Blick auf die kurzfristigen Perspektiven für den DAX zuletzt eher verhalten geäußert. Der Index bewege sich mittlerweile im "teuren" Bereich und berge daher zunehmende Rückschlagrisiken, warnte etwa DZ-Bank-Analyst Sören Hettler in einem Strategiepapier.

Auch die Bank of America zeigte sich skeptisch: Investmentstratege Sebastian Raedler wies darauf hin, dass die zyklische deutsche Wirtschaft besonders anfällig sei für ein sich abschwächendes globales Wachstum. Die derzeit gezahlten Preise für DAX-Aktien seien zu optimistisch.

Im Fokus der Anleger standen die Gespräche zwischen den USA und China, die am späten Mittag in London begannen. Investoren hoffen auf eine weitere Abrüstung in dem Handelsstreit. Die USA wollen bei den Gesprächen eine grundsätzliche Übereinkunft zu Seltenen Erden erzielen.

Es solle bei den Verhandlungen eine Art Handschlag-Abkommen geben, sagte der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett. "Die Gespräche werden wohl noch eine Weile andauern, bevor wir sehen, ob es tatsächlich Fortschritte gibt", sagte Peter Andersen, Gründer der Investmentfirma Andersen Capital Management.

Wie drastisch die Konsequenzen des Streits bereits sind, zeigten neue Zahlen des chinesischen Zolls: Demnach exportierte China im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat und gemessen am Warenwert 34,5 Prozent weniger in die USA. Das war der stärkste Einbruch seit Februar 2020, als die Corona-Pandemie erste Auswirkungen auf dem Welthandel gezeigt hatte.

Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten im Zollstreit haben die Anleger zum Start in die neue Börsenwoche auch bei den US-Standardwerten ihr Risiko reduziert. Der Dow-Jones-Index lag am Abend leicht im Minus. Dagegen verzeichneten der breiter gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 sachte Kursgewinne.

Am Rohstoffmarkt zogen die Ölpreise weiter an. Die Rohölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 66,99 Dollar je Barrel (159 Liter). In der vergangenen Woche hatten die Ölpreise ihren ersten Wochengewinn seit drei Wochen eingefahren.

Im abendlichen Devisenhandel legte der Euro um 0,1 Prozent zu auf 1,1415 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung zeigte sich damit etwas erholt von den Verlusten am Freitag, als ein solider US-Arbeitsmarktbericht den Dollar gestützt hatte.

Der wieder schwächere Dollar trieb den Goldpreis an. Gold verteuerte sich in der Spitze um 0,6 Prozent auf 3.328 Dollar je Feinunze. Die wichtigsten Treiber für den Goldpreis wie Handelsspannungen, Schuldensorgen und ein schwaches Wirtschaftswachstum dürften bestehen bleiben und das Edelmetall in den kommenden Monaten weiter stützen, betonte UBS-Analyst Giovanni Staunovo. .

Der Bitcoin stieg zu Wochenbeginn auf den höchsten Stand seit Ende Mai. Zuletzt kostete die größte und bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp rund 108.000 Dollar. Anleger an den Kryptomärkten setzten auf weitere Entspannungssignale im Zollkonflikt, kommentierte Analyst Timo Emden.

Am deutschen Aktienmarkt setzte sich die am Freitag eingeleitete Konsolidierung bei Rüstungswerten zu Wochenbeginn fort. Im DAX stand die Rheinmetall-Aktie unter Druck. Im MDAX der Nebenwerte übernahmen Titel von Hensoldt die rote Laterne.

Allianz-Aktien verloren über ein Prozent. Hintergrund war eine negative Analysenstimme: Die Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods hatte ihre positive Haltung zur Allianz-Aktie aufgegeben und den Titel auf "Market perform" von zuvor "Outperform" herabgestuft.

Der US-Pharmariese Merck profitierte von den Ergebnissen zweier Phase-3-Studien für sein in der Entwicklung befindliches orales Medikament zur Cholesterinsenkung. Das Mittel habe die Hauptziele der Studien erreicht und das LDL-Cholesterin, das allgemein als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet wird, signifikant gesenkt, teilte der Konzern mit.

Auch Aktien der US-Flugtaxi-Entwickler Archer Aviation und Joby Aviation waren gefragt. Trump hatte zum Wochenschluss drei Dekrete im Bereich der Luftfahrt unterzeichnet. Diese sollen unter anderem Tests von senkrecht startenden und landenden Luftfahrzeugen fördern und den Einsatz unbemannter Fluggeräte außerhalb der Sichtweite der Bediener erleichtern.

Ein Übernahmeangebot des US-Branchenriesen Qualcomm über rund 2,5 Milliarden Pfund für Alphawave ließ den Aktienkurs des britischen Chip-Herstellers über 20 Prozent nach oben schnellen. Dem Deal müssen noch die Behörden in den USA, Großbritannien, Deutschland, Südkorea und Kanada zustimmen.

Am Abend rückte dann Apple mit seiner jährlichen Entwicklerkonferenz WWDC ins Rampenlicht. Der iPhone-Konzern will einen Ausblick auf kommende Funktionen für seine Geräte geben. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg wird unter anderem eine optische Neugestaltung der Betriebssysteme für iPhones, iPad-Tablets und Mac-Computer erwartet.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. Juni 2025 um 11:00 Uhr.