
Dow Jones schwächelt Wall Street ohne klare Linie
Die großen Aktienindizes der Wall Street tendierten uneinheitlich. Während der Dow Jones schwächelte, stabilisierte sich die Nasdaq. Im Fokus standen auch laufende Zollgespräche der Regierung.
Hatte gestern noch KI-Platzhirsch Nvidia die Tech-Anleger geschockt, war es heute mit United Health der größte Krankenversicherer der USA gewesen, der für heftige Turbulenzen sorgte.
Die Aktie des im Dow Jones enthaltenen Unternehmens fiel dramatisch um 22,3 Prozent, nachdem es zuvor überraschend seine Gewinnprognose einkassiert hatte. Dadurch wurde der ganze Index in die Tiefe gezogen, der letztlich bei 39.142 Punkten um 1,33 Prozent leichter schloss.
UnitedHealth, immerhin fast 400 Milliarden Dollar schwer, rechnet nun für das laufende Geschäftsjahr mit einem bereinigten Gewinn von 26,00 bis 26,50 Dollar je Aktie. Zuvor war der Versicherer von 29,50 bis 30,00 Dollar ausgegangen. Hintergrund sei ein überraschend starker Anstieg der Behandlungskosten - insbesondere im Rahmen des staatlich geförderten Versicherungsprogramms Medicare Advantage für ältere Menschen.
Anders als zuletzt hielten sich die Tech-Werte besser. Die Nasdaq stabilisierte sich zumindest nach dem dramatischen Ausverkauf des Vortages und ging bei 16.286 Punkten um 0,13 Prozent etwas leichter aus dem Handel. Der Auswahlindex Nasdaq 100 schloss nahezu unverändert. Der S&P 500 gewann 0,13 Prozent auf 5.282 Punkte.
Allerdings konnten auch ermutigende Äußerungen von Präsident Donald Trump zu den laufenden Zollgesprächen mit Japan, China und Mexiko nicht für einen Stimmungswechsel sorgen. Auch sei er von einer Einigung mit der EU "100 Prozent" überzeugt. "Ich rechne fest damit, aber es wird ein faires Abkommen sein", sagte Trump bei einem Treffen mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Weißen Haus.
Für die Anteilscheine von Eli Lilly ging es um 14,3 Prozent steil nach oben. Der US-Pharmakonzern hatte positive Studiendaten zu der Abnehmpille Orforglipron veröffentlicht. In einer fortgeschrittenen klinischen Studie sei es bei übergewichtigen Patienten mit Typ-2-Diabetes in der höchsten Dosierung zu einem Gewichtsverlust von fast acht Prozent gekommen und zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels, teilte der Konzern heute mit. Lilly habe bereits mit der Vorratsbildung begonnen und plane, bis Ende des Jahres die Zulassung bei den globalen Aufsichtsbehörden einzureichen.
Die in New York gelisteten Aktien des dänischen Wettbewerbers Novo Nordisk, der ebenfalls in diesem Bereich aktiv ist, verloren hingegen 7,6 Prozent.
Die Alphabet-Tochter Google ist im zweiten US-Gerichtsprozess in weniger als einem Jahr als illegaler Monopolist eingestuft worden. In dem Verfahren ging es um Technologien zum Platzieren von Online-Werbeanzeigen.
Richterin Leonie Brinkema im US-Bundesstaat Virginia kam zu dem Schluss, dass der Konzern durch unfairen Wettbewerb eine Monopolposition bei einigen Plattformen dafür (Ad Server und Ad Exchange) erlangt habe. Google will gegen das Urteil in Berufung gehen.
Google musste bereits im vergangenen August eine empfindliche Niederlage gegen US-Wettbewerbshüter einstecken. Ein Richter in Washington urteilte, der Konzern habe ein Monopol bei der Internet-Suche - und es mit unlauteren Mitteln gegen Konkurrenz verteidigt. Google kündigte in diesem Verfahren Berufung an.
Dem US-Konzern steht nun bevor, dass zwei verschiedene US-Gerichte die Abspaltung von Vermögenswerten oder Änderungen der Geschäftspraktiken anordnen könnten. Ein Gericht in Washington wird kommende Woche über den Antrag des Justizministeriums verhandeln, das Unternehmen zu zwingen, seinen Internet-Browser Chrome aus kartellrechtlichen Gründen zu verkaufen und andere Maßnahmen zu ergreifen, um seine Vorherrschaft bei der Online-Suche zu beenden.
Der Videostreaming-Marktführer Netflix hat im vergangenen Quartal Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Die Erlöse wuchsen im Jahresvergleich um 12,5 Prozent auf gut 10,5 Milliarden Dollar (9,23 Mrd. Euro). Unterm Strich sprang der Quartalsgewinn um 24 Prozent auf 2,89 Milliarden Dollar hoch.
Netflix übertraf mit den Zahlen die Erwartungen der Analysten. Besonders deutlich gelang das dem Streaming-Primus beim Gewinn pro Aktie mit einem Wert von 6,61 Dollar. Marktexperten hatten im Schnitt mit rund 5,70 Dollar pro Aktie gerechnet. Auch mit Prognosen für das laufende Quartal lag Netflix über den Erwartungen der Analysten. Zugleich ließ der Konzern den Ausblick für das gesamte Jahr unverändert - was angesichts des starken Starts ins Jahr von Vorsicht zeugt. Der Kurs der Netflix-Aktie legt im nachbörslichen Handel zeitweise um mehr als vier Prozent zu.
Vor dem langen Osterwochenende haben die Anleger Kasse gemacht. Der DAX schloss zum Ende der verkürzten Osterwoche bei 21.205 Zählern um 0,49 Prozent leichter, aber ein Wochengewinn von gut vier Prozent. Lediglich zum Handelsstart hatte es einen Erholungsversuch gegeben, der den Index bis 21.436 Punkte nach oben trieb, der aber nicht lange Bestand hatte. Bereist kurz danach drehte der Index ins Minus, das Tagestief lag bei 21.142 Zählern.
Der deutsche Leitindex hatte gestern dank eines Schussspurts bis auf über 21.300 Punkte das Hoch aus der Vorwoche noch hinter sich gelassen und ging 0,3 Prozent fester bei 21.311 Zählern aus dem Handel. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen verlor leicht 0,26 Prozent.
Auch wenn es heute ruhiger zuging als in den letzten Tagen, bleibt die Stimmung an der Börse wegen der unklaren Folgen der erratischen US-Zollpolitik angespannt. Anleger hoffen, dass es noch zu Verhandlungslösungen mit der Trump-Regierung kommt, die ihre Zollsätze zuletzt zumindest für 90 Tage ausgesetzt hatte.
"Die Marktteilnehmer bleiben weiterhin nervös und auch wenn sich die Investoren an die Volatilität gewöhnt haben, bleiben weitere Unsicherheiten bestehen", konstatierte Börsenkenner Andreas Lipkow.
Unterdessen machen die Zoll-Verhandlungen zwischen Japan und den USA laut Aussagen von US-Präsident Donald Trump große Fortschritte. "Sollte das Beispiel Schule machen, könnte sich die Lage am Aktienmarkt nach Ostern weiter entspannen", glaubt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Während in den USA ab Montag wieder gehandelt wird, sind die hiesigen Aktienmärkte erst am kommenden Dienstag wieder geöffnet.
Thema des Tages war der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Die EZB hat heute wie erwartet ihren maßgeblichen Einlagensatz zum siebten Mal in Folge um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent gesenkt. Die Märkte reagierten gelassen, alles andere als eine weitere Senkung wäre eine Überraschung gewesen.
Derzeit wirkt die EZB in Anbetracht der durch die US-Zollpolitik ausgelösten Verwerfungen an den Märkten fast schon wie ein Fels in der Brandung. Denn bei sinkenden Inflationsraten schreitet die europäische Zinswende anders als in den USA planmäßig voran.
"Die Entscheidung der EZB ist zweifellos richtig. Ausgehend von der Handelspolitik der US-Regierung sind die Abwärtsrisiken für die Konjunktur gestiegen. Die Aufwertung des Euros zum US-Dollar, zusammen mit der Aussicht, dass ein Teil der chinesischen Exporte sozusagen in Richtung Euroraum umgelenkt wird und hier das Güterangebot erhöht, lässt erwarten, dass der Preisdruck im Euroraum weiter sinken dürfte. Außerdem sendet die EZB das Signal, dass sie bereitsteht, Maßnahmen gegen die Verunsicherung an den Finanzmärkten zu ergreifen", kommentierte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung gewarnt. Der Ausblick für die Wirtschaft werde durch eine "außergewöhnliche Unsicherheit" belastet, sagte Lagarde heute nach der Zinsentscheidung. Die Abwärtsrisiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung seien gestiegen. Ähnlich hatte sich zuletzt auch ihr US-Pendant Jerome Powell geäußert, was ihm Kritik von Präsident Trump einbringt, der schon lange auf Zinssenkungen drängt.
Allerdings sieht Lagarde für das erste Quartal Anzeichen für ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone. So hätten sich zuletzt Anzeichen einer Stabilisierung in der angeschlagenen Industrie gezeigt. Darüber hinaus dürfte sich die Inflation nach Einschätzung der EZB weiter abschwächen. Nach Einschätzung von Lagarde könnten auch die jüngst deutlichen Kursgewinne des Euro die Inflation dämpfen.
Gewinnmitnahmen haben die Rekordjagd beim Goldpreis vorläufig gestoppt. Das Edelmetall verbilligte sich auf zuletzt 3.317 Dollar je Feinunze. Am Morgen hatte das gern als sicherer Hafen angesteuerte Gold noch ein Allzeithoch von 3357,40 Dollar je Feinunze erzielt.
"Die Märkte befinden sich nun in einer abwartenden Haltung, bis weitere Klarheit über die Zollpolitik und die Kommentare der Zentralbanken herrscht," erläutert Heraeus-Edelmetallhändler Alexander Zumpfe. Das veranlasse einige Anleger dazu, Kasse zu machen.
Der Euro hat sich am Abend im US-Handel nur vorübergehend von Äußerungen Donald Trumps beeindruckt gezeigt. Auch die wie erwartet ausgefallene erneute Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte unter dem Strich kaum Einfluss auf den Kurs der Gemeinschaftswährung.
Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1376 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor in Frankfurt auf 1,1360 (Mittwoch: 1,1355) Dollar festgesetzt. Unmittelbar nach Aussagen des US-Präsidenten über eine mögliche Einigung mit der Europäischen Union im Zollstreit war der Euro bis auf 1,1340 Dollar gefallen.
Die Ölpreise haben heute zugelegt und an die Vortagesgewinne angeknüpft. Marktbeobachter verwiesen auf Meldungen, wonach die USA den Druck auf das Förderland Iran erhöht haben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg zuletzt um 2,9 Prozent, der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI um 3,1 Prozent.
Die Atomverhandlungen zwischen den USA und dem Opec-Mitglied Iran erweisen sich als schwierig. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, fordert das Land vor einer weiteren Runde der Gespräche zur Einstellung seiner Urananreicherung auf.
Dagegen sagte der amerikanische Finanzminister Scott Bessent, die USA würden maximalen Druck ausüben, um Ölexporte des Iran zu verhindern. Zuletzt wurden chinesische Raffinerien sanktioniert, die Rohöl aus dem Iran verarbeitet haben. China zählt zu den wichtigsten Ölkunden des Regimes in Teheran.
Nach der Prognoserhöhung vom Vorabend standen im DAX Siemens Energy mit einem Plus von rund zehn Prozent einsam an der Indexspitze. Bei 64,56 Euro markiert die Aktie dabei ein neues Rekordhoch. Mit dem aktuellen Kursgewinn bauten die Energy-Aktien ihren Zuwachs seit Jahresanfang auf fast 29 Prozent aus und sind im DAX damit unter den Top Fünf.
Der Ausblick des Energietechnikkonzerns sei sehr stark und klar besser als erwartet, lobte ein Händler. Der Marktkonsens dürfte nun wohl zweistellig steigen, schrieb Analyst Akash Gupta von der Bank JPMorgan. Einige Analysehäuser handelten bereits.
So hat Deutsche Bank Research das Kursziel für die Aktie nach vorläufigen Quartalszahlen von 62 auf 74 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Der Energietechnikkonzern habe deutlich besser als erwartet abgeschnitten, schrieb Analyst Gael de-Bray in einem am Donnerstag vorliegenden Kommentar. Er hob seine Ergebnisschätzungen (EPS) für die kommenden 3 Jahre um im Schnitt 20 Prozent an.
Die geplante deutliche Aufstockung der Rüstungsausgaben in Deutschland und der Europäischen Union könnte Rheinmetall einen beispiellosen Auftragsboom verschaffen. "Wir sehen bis 2030 ein Auftragspotenzial von bis zu 300 Milliarden Euro", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem Handelsblatt. Er rechne etwa bald mit ersten Aufträgen.
Steigende Rüstungsausgaben nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatten Rheinmetall bereits Rekord-Wachstum beschert. Papperger hatte von einer "Epoche der Aufrüstung" gesprochen.
Der Pharmawirkstoffforscher und -entwickler Evotec richtet sich neu aus. Das Unternehmen will sich künftig auf hochwertige Dienstleistungen und Therapiegebiete konzentrieren und das Projekt-Portfolio um etwa 30 Prozent reduzieren. Dabei wollen die Hamburger vermehrt auf Automation und künstliche Intelligenz setzen.
Aus Beteiligungen will Evotec aussteigen und sich künftig auf die zwei Säulen Wirkstoffforschung & Präklinische Entwicklung sowie den Biologika-Bereich Just - Evotec Biologics konzentrieren. Bis 2028 sollen so zusätzlich zum laufenden Kostenprogramm weitere mehr als 50 Millionen Euro gespart werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit. Die Aktie zog kräftig um 9,9 Prozent an und stand an der MDAX-Spitze.
Der Kosmetikkonzern L'Oreal hat im ersten Quartal auch dank des besseren Geschäfts in China besser abgeschnitten als erwartet. Der Umsatz zog um 4,4 Prozent auf 11,73 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen heute nach Börsenschluss in Paris mitteilte. Auf vergleichbarer Basis waren es 3,5 Prozent Plus. Analysten hatten nur mit einem Anstieg von etwas mehr als einem Prozent gerechnet. Die in den USA gehandelten Aktien-Hinterlegungsscheine (ADRs) des Konzerns legten nach der Mitteilung um über fünf Prozent zu.
Gut fielen die Geschäfte mit teurer Kosmetik und Parfüm aus. Vor allem in der Region Nordasien überraschte L'Oreal, dort gab es ein Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von fast 7 Prozent, während Fachleute weiter mit Druck auf die Erlöse gerechnet hatten. Dagegen lief es im wichtigen nordamerikanischen Markt weniger rund. L'Oreal-Chef Nicolas Hieronimus sprach von erfreulichen und weniger erfreulichen Überraschungen in einem besonders herausfordernden und schwankungsanfälligen Umfeld.