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marktbericht

DAX schwer unter Druck Crash-Ängste an der Börse

Stand: 07.04.2025 18:22 Uhr

Nach einem wilden Ritt musste der DAX heute kräftig Federn lassen. Crash-Ängste sorgten am Morgen für panikartige Verkäufe. Die durch die US-Zölle entstandene brandgefährliche Lage spitzte sich damit zu.

Der nach den Zollankündigungen von US-Präsident Trump in der Vorwoche begonnene Ausverkauf an der Börse hat heute seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nach einem wilden Ritt mit teils panikartigen Verkäufen schloss der DAX am Ende bei 19.789 Punkten um 4,13 Prozent tiefer. Es war allerdings ein wilder Ritt, der den Index heute durchschüttelte.

Nachdem der DAX beim Tagestief bei 18.489 Zählern schon über zehn Prozent verloren hatte, setzten am Nachmittag Gegenkäufe ein, die bis zum Tageshoch bei 20.799 Punkten führten und den Leitindex zwischenzeitlich sogar wieder ins Plus hievten - eine Gegenbewegung von über 2.000 Punkten, die aber keinen Bestand hatte.

Auch der MDAX der mittelgroßen Werte tendierte zwischen 23.135 und 25.768 Zählern extrem volatil. Der Schlussstand lag bei 24.640 Punkten, letztlich ein Verlust von 3,02 Prozent.

Es war damit heute der dritte tiefrote Handelstag in Folge - die Kursgewinne von bis zu knapp 18 Prozent seit Jahresbeginn sind Geschichte. Zudem rutschte der DAX im Verlauf erstmals seit August unter die für den langfristigen Trend wichtige einfache 200-Tage-Durchschnittslinie.

Die anfängliche Verunsicherung der Anleger nach der Erklärung von US-Präsident Trump zur Zollpolitik am 2. April war spätestens am Morgen endgültig in Panik umgeschlagen. Verständlich, denn es steht derzeit so viel auf dem Spiel wie lange nicht - die Zukunft des freien Welthandels ist vor dem Hintergrund der US-Zölle ungewisser denn je.

Am Morgen hatten auch die asiatischen Märkte deutlich tiefer geschlossen, in Tokio gab der Nikkei-Leitindex fast sieben Prozent auf 31.475 Punkte nach, ähnlich hoch waren die Verluste in China.

Die US-Regierung hat deutlich gemacht, dass sie an ihrer drastischen Wirtschaftspolitik mit hohen Extrazöllen auf Importe aus der ganzen Welt festhalten will. Daran ändert auch die von US-Präsident Donald Trump signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den betroffenen Ländern nichts.

Bleibt das so und reagieren die wichtigsten Handelspartner EU und China mit Gegenzöllen, wird das nach Ansicht der meisten Experten die Weltkonjunktur abwürgen. Deshalb haben offenkundig auch die Optimisten unter den Anlegern die Hoffnung auf Besserung verloren und wollen ihre Aktien loswerden. "Der Verkaufsdruck hat zum Wochenstart noch einmal massiv zugenommen", sagt der Finanzmarktexperte Andreas Lipkow. "Die Nerven liegen aktuell blank."

Laut Analyst Christian Henke vom Broker IG ist spätestens mit der schnellen Reaktion Chinas auf die neuen US-Zölle "der Startschuss für den nächsten Handelskrieg gefallen". Die chinesischen Zölle für US-Importe sollen am 10. April in Kraft treten. Zur Monatsmitte könnten zudem EU-Zölle für amerikanische Produkte wirksam werden.

In Luxemburg berieten derweil die Handelsminister der EU-Staaten über die Frage, mit welcher Strategie US-Präsident Donald Trump zum Einlenken bewegt werden könnte. Die EU hat Trump dabei nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen.

"Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten", sagte von der Leyen heute in Brüssel. Die Regierung in Washington sei auf dieses Angebot bislang aber nicht eingegangen. Die EU habe die Abschaffung gegenseitiger Zölle "wiederholt" angeboten, etwa im Automobilsektor, sagte von der Leyen. "Aber es gab keine angemessene Reaktion auf dieses Angebot". Sie betonte, die EU sei "immer zu einem guten Geschäft bereit".

Die EU hofft im Handelsstreit mit US-Präsident Donald Trump auf eine Verhandlungslösung. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic rechnet "früher oder später" mit einer Verhandlungslösung im Zollstreit mit den USA. Es werde dann einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss geben, sagt er zu Journalisten. Wegen des US-Angriffs auf das Handelsystem sei es Zeit, sich mit China wieder stärker zu befassen.

Die EU-Kommission und die Mitgliedsländer bereiten aber auch eine Reihe von Gegenmaßnahmen vor, um auf die US-Zölle zu reagieren. Ab Mitte April sollen nach und nach Gegenzölle in Kraft treten.

Die US-Börsen fahren ebenfalls Achterbahn, haben ihre Verluste gegen Mittag Ortszeit aber etwas eingegrenzt. Der Leitindex Dow Jones verliert rund 1,7 Prozent, nachdem er im frühen Geschäft schon über vier Prozent nachgegeben hatte. Der S&P 500 Index fällt noch 1,2 Prozent, die Technologiebörse Nasdaq liegt rund 0,9 Prozent tiefer. Damit setzt sich die jüngste Talfahrt der US-Aktienmärkte zwar fort, allerdings bisher mit etwas gebremstem Schaum.

Die Verluste zum Start der neuen Woche fallen zwar etwas geringer aus als die vom Freitag, doch Experten mahnen zur Vorsicht. "Was wir sehen, ist eine technische Erholung nach einem sehr steilen Ausverkauf, aber es ist nicht unbedingt das Ende des Ausverkaufs", sagte Fiona Cincotta, Chefanalystin beim Broker City Index.

"Damit das passiert, müssten grundlegende Veränderungen stattfinden." Dies werde beispielsweise dann der Fall sein, wenn Trump einige Zölle zurücknehme, wenn die Zentralbanken unterstützend eingriffen oder wenn Anleger den Eindruck bekämen, dass die Weltwirtschaft trotz der Zölle gut dastehe.

Für etwas Erleichterung an den Börsen sorgt aktuell, dass die Märkte derzeit mit Lockerungen des US-Leitzinses bis zum Jahresende in Höhe von insgesamt etwas mehr als ein Prozentpunkt rechnen, um die Konjunktur zu stützen.

Allerdings hatte Notenbankchef Jerome Powell erst am Freitag gesagt, dass die Fed wegen eines durch die Zölle verursachten Inflationsanstiegs in höchster Alarmbereitschaft sei. Dies spricht eher gegen sinkende Zinsen, zumindest in der nahen Zukunft.

Der von Präsident Trump angezettelte Handelskrieg lässt nicht nur die Börsen beben, sondern bringt auch die Notenbank kräftig in die Bredouille. Anders als in den Jahren der Corona-Pandemie, als sie Krisenfeuerwehr spielte, rührt sich die Fed aber diesmal nicht.

Trump hat mit der Politikwende so viel Staub aufgewirbelt, dass ihr die Sicht verdeckt scheint: Stürzt die Wirtschaft ab oder wird die Inflation angeheizt, oder gar beides? Nicht nur die als erratisch empfundene Zollpolitik erschwert eine Antwort. Auch die Folgen der geplanten Steuersenkungen und die Wende in der Migrationspolitik sind unklar.

Der Präsident drängt Powell dabei, die Zinsen schneller zu senken. Dem Chef der unabhängigen Notenbank droht, so in eine Buhmann-Rolle gedrängt zu werden. Diese Rolle komme eher Trump zu, so die Einschätzung von Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Die Verunsicherung ist bereits groß, das Wachstum stockt, die Inflation steht im Startblock, die Zinsen sind hoch und das Haushaltsdefizit explodiert." Trump könne dafür nicht auch noch Applaus erwarten, so der Standpunkt des Ökonomen.

US-Präsident Donald Trump kündigte derweil zusätzliche Zöllen für China in Höhe von 50 Prozent ab dem 9. April an, sollte die Volksrepublik ihre Gegenzölle nicht bis zum 8. April zurückziehen. "Darüber hinaus werden alle Gespräche mit China bezüglich der von ihnen gewünschten Treffen mit uns abgebrochen!", schreibt Trump auf der Plattform Truth Social. Treffen mit anderen Ländern, die ebenfalls um Gespräche gebeten hätten, würden hingegen sofort beginnen.

Auch am Devisenmarkt ging es zuletzt sehr volatil zu. Aktuell handelt der Euro bei 1,0909 Dollar etwas schwächer als am Wochenende. In der vergangenen Woche hatte die Gemeinschaftswährung von einer Schwäche des Dollar profitiert, der als Folge der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung deutlich unter Druck geraten war. Zeitweise war der Eurokurs bis auf knapp 1,1146 Dollar gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr.

Vor dem Hintergrund der Zoll-Turbulenzen mit starken Kurseinbrüchen an den internationalen Aktienbörsen rückten Konjunkturdaten am Devisenmarkt in den Hintergrund. Ein unerwartet starke Rückgang der deutschen Industrieproduktion im Februar konnte den Euro nicht belasten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0967 (Freitag: 1,1057) Dollar fest

Volkswagen hat den deutschen Elektroautomarkt fest im Griff. Nach dem Absturz des Rivalen Tesla dominieren in den Neuzulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für das erste Quartal die Marke und der Konzern aus Wolfsburg. Nur BMW kann aktuell mithalten, während die einstige Nummer eins Tesla inzwischen auf Rang acht durchgereicht worden ist.

Insgesamt zählt das KBA von Januar bis März 112.968 Neuzulassungen reiner Elektroautos. Klare Nummer eins ist dabei die Marke VW mit 25.393 vor BMW mit 10.315 Anmeldungen. Dahinter folgen mit Skoda, Audi und Seat drei VW-Töchter, die 9.258, 8.634 und 8.063 Neuzulassungen erreichten. Platz sechs geht an Mercedes mit 7.090 vor Hyundai mit 5.316. Tesla folgt erst auf Rang acht mit 4.935 Autos. Im Vorjahreszeitraum, der allerdings auch vom Wegfall der Umweltprämie durcheinandergewirbelt worden war, hatte Tesla noch auf dem ersten Platz gelegen, im Gesamtjahr auf Rang drei.

Die VW-Premium-Tochter Audi hat den Import von Autos in die USA als Reaktion auf die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle vorläufig angehalten. Dies gilt einem Bericht der "Automobilwoche" zufolge für alle Autos, die nach dem 2. April an Häfen in den USA geliefert wurden. Fahrzeuge, die früher eingetroffen sind, würden dagegen wie geplant ausgeliefert. Das Branchenblatt beruft sich dabei auf ein internes Memo an Händler. Von Audi war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

ProSiebenSat.1 hat eine Kandidatin für die Aufsichtsratsspitze gefunden. Maria Kyriacou soll der Hauptversammlung Ende Mai als Mitglied für die Wahl in den Aufsichtsrat des Unternehmens vorgeschlagen werden, teilte der Medienkonzern heute in Unterföhring mit. Die 54-Jährige bringt laut Mitteilung über 30 Jahre Führungserfahrung unter anderem bei Paramount Global und Walt Disney mit.

Ende Januar hatte ProSiebenSat.1 bekannt gegeben, dass der aktuelle Chefaufseher Andreas Wiele nach dem regulären Ablauf seiner Wahlperiode keine weitere Amtszeit als Mitglied und Vorsitzender des Gremiums anstrebe. Zusätzlich zu seiner Nachfolge sollen die Aktionäre Ende Mai außerdem über die Wiederwahl zweier weiterer Aufsichtsratsmitglieder abstimmen.