Auf einer Baustelle für Wohnungen und Sozialwohnungen arbeiten Bauarbeiter am Rohbau.

Wohnungsnot in Deutschland Baugenehmigungen auf tiefstem Stand seit 2010

Stand: 18.02.2025 11:26 Uhr

Der deutsche Immobilienmarkt bleibt in einer tiefen Krise. Das zeigt die Zahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr. Diese fiel um 17 Prozent - der dritte Rückgang in Folge.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen. Die Behörden gaben grünes Licht für nur 215.900 Wohnungen und damit 43.700 oder 16,8 Prozent weniger als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Es war das dritte Minus in Folge, wobei sich der Rückgang im zweiten Halbjahr 2024 verlangsamte. "Diese Entwicklung steht in einem krassen Gegensatz zu der Wohnungsnot, die weiter in den Großstädten beklagt wird", sagte Cyrus de la Rubia, Chefökonom der HCOB Bank. "Es überrascht, dass dieses Thema im Wahlkampf kaum beachtet wurde."

Einfach nur auf Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank setzen, die dann den Markt schon wieder beleben werde, sei reichlich kurz gesprungen, sagte der Ökonom. Bremse für mehr Bauaktivität sei neben hohen Materialkosten und Baustandards die Bürokratie wie 16 unterschiedliche Bauverordnungen in den Ländern.

Besonders starker Einbruch bei Einfamilienhäusern

Im vergangenen Jahr wurden 172.100 Neubauwohnungen genehmigt, das sind 19,4 Prozent weniger als 2023. Die Statistik enthält auch die Genehmigungen für Wohnungen in bestehenden Gebäuden.

Bei Einfamilienhäusern gingen die Baugenehmigungen laut Statistikamt um 20,3 Prozent auf 37.900 zurück. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 11,3 Prozent auf 12.700 Wohnungen registriert. Rund zwei Drittel der 2024 genehmigten Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern. Hier lag die Zahl der Genehmigungen zum Vorjahr um 19,7 Prozent niedriger bei 114.200.

Keine Besserung abzusehen

Bei der Krise im Wohnungsbau ist derzeit keine Besserung abzusehen. "Bis wirklich wieder Dynamik in den Wohnungsbausektor hereinkommt, wird es noch dauern", so de la Rubia.

Auch die sogenannten Immobilienweisen hatten in ihrem Frühjahrsgutachten jüngst düstere Prognosen vorgelegt. Demnach dürfte die Zahl der Genehmigungen für dieses Jahr nur bei etwa 210.000 liegen. Dies wäre gegenüber 2023 ein Einbruch um 45 Prozent. Angesichts der geringen Zahl der Genehmigungen dürften laut dem Gutachten nur 230.000 neue Einheiten gebaut werden - und damit weit weniger als die von der Bundesregierung ursprünglich angestrebte Marke von 400.000.

"Wir müssen jetzt durch ein Tal der Tränen durch", sagte Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vorige Woche bei der Vorlage des Gutachtens des Branchenverbands ZIA. "Wir haben eine riesige Lücke zwischen dem, was gebaut werden müsste, und dem, was aktuell gebaut wird und in den nächsten Jahren auf den Markt kommt."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 05. Februar 2025 um 20:00 Uhr und Deutschlandfunk am 18. Februar 2025 um 11:46 Uhr.