
DAX-Konzerne Weniger Gewinn und Stellenstreichungen
Die Konjunkturflaute wirkt sich auch auf Deutschlands größte Konzerne spürbar aus. Die Gewinne schrumpfen, Stellen werden abgebaut. Besonders hart trifft es die Autobauer, Rüstung dagegen boomt.
Deutschlands größte Börsenkonzerne machen weniger Gewinn und streichen Tausende Stellen. Die 40 Unternehmen im Leitindex DAX spürten zunehmend die Konjunkturflaute und den verschärften internationalen Wettbewerb, heißt es in einer neuen Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.
Im ersten Quartal 2025 stieg der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne ohne Banken der Studie zufolge gleichwohl um 3,3 Prozent auf 458,9 Milliarden Euro. Trotzdem ist die wirtschaftliche Situation angespannt: Immerhin zehn Unternehmen verzeichneten einen Umsatzrückgang, dazu gehörten unter anderem BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer.
Teure Waldbrände für Rückversicherer
16 der Unternehmen erwirtschafteten einen niedrigeren operativen Gewinn als im Vorjahr. Das betrifft alle Autokonzerne sowie die beiden Rückversicherer Hannover Rück und Munich Re, Die Versicherungskonzerne mussten hohe finanzielle Lasten wegen der Waldbrände rund um Los Angeles zu Jahresbeginn schultern.
Insgesamt schrumpfte der operative Gewinn der DAX-Konzerne vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Quartal um 8,1 Prozent auf 44,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 48,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Allein der Technologiekonzern Apple erzielte im ersten Quartal dieses Jahres ein operatives Ergebnis in Höhe von knapp 30 Milliarden Dollar.
Stellenabbau nimmt Fahrt auf
Auch bei der Beschäftigung zeige der Trend nach unten, heißt es von EY. Demnach schrumpfte die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den 27 DAX-Konzernen, die dazu Angaben machten, um ein Prozent auf 3,17 Millionen. Damit wurden binnen Jahresfrist rund 32.000 Stellen abgebaut.
Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen dürfte im Jahresverlauf anhalten, so die Experten. Immerhin: Bei Ausgaben für Forschung & Entwicklung sparen die DAX-Konzerne noch nicht. Zwölf der 20 Unternehmen, die entsprechende Angaben machen, erhöhten ihre Investitionen.
"Hohe Resilienz"
Angesichts von Konjunkturschwäche, geopolitischen Krisen und des Zollstreits mit den USA seien viele DAX-Konzerne aber bemerkenswert widerstandsfähig, sagte auch Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. So habe die deutliche Mehrheit dennoch ein Umsatzplus, streicht Ahlers heraus.
Jeder habe eigentlich mit dem Finger auf die zu erwartende konjunkturelle Schwäche gezeigt, erklärt auch Börsenprofi Jochen Stanzl von CMC Markets. "Aber man sieht eine hohe Resilienz der Unternehmen, eine Anpassungsfähigkeit an die Krise."
"Unsicherheit ist riesengroß"
Allerdings spiegelten sich die US-Zölle bislang noch kaum in den Bilanzzahlen wider. "Viele Unternehmen haben in Erwartung hoher Zölle ihre Bestände in den USA aufgestockt, zudem haben US-Kunden Käufe vorgezogen, um noch von niedrigeren Preisen zu profitieren", so EY-Experte Ahlers. Ein realistisches Bild der Lage werde erst im zweiten Halbjahr sichtbar werden. Die Unsicherheit um die US-Zölle sei eine riesige Herausforderung gerade für die exportstarke Industrie.
So sieht das auch Stefan Riße, Kapitalmarktstratege vom Vermögensverwalter Acatis: "Die Stunde der Wahrheit, was diese Politik aus den USA für deutsche Unternehmen auch bedeutet, die kommt wahrscheinlich erst im zweiten oder dritten Quartal zum Tragen."
Die Unsicherheit ist laut Riße riesengroß. "Man weiß nicht, wie die Verhandlungen mit Europa ausgehen, was die Zölle betrifft. Man weiß auch nicht, was Trump morgen oder übermorgen macht." Seriöse Prognosen seien aktuell eigentlich nicht möglich.
Gewinneinbruch bei den Autobauern
Während einige DAX-Konzerne kräftig zulegten, etwa Rheinmetall mit einem Umsatzplus von 46 Prozent und der Triebwerkhersteller MTU Aero Engines mit einem Wachstum von 28 Prozent, mussten die Autokonzerne Einbußen dagegen hinnehmen: Insgesamt verbuchten die im DAX notierten Autobauer bei einem Umsatzrückgang von 2,5 Prozent einen Gewinneinbruch von 42 Prozent.
Den höchsten operativen Gewinn im ersten Quartal erzielte die Deutsche Telekom mit knapp 6,8 Milliarden Euro. Auf Platz zwei und drei landeten Allianz (4,2 Milliarden) und Siemens (3,1 Milliarden). Nur ein DAX-Unternehmen, die Porsche Holding, wies einen operativen Verlust aus.
Trotz des kurzfristigen Kurseinbruchs im April lässt sich an den Aktienkursen noch keine Krise bei den Konzernen erkennen. Seit Jahresstart hat der DAX rund 18 Prozent zugelegt.
Mit Informationen von Constantin Röse, ARD-Finanzredaktion.