Anzeigetafel mit Verspätungsmeldungen am Hauptbahnhof Stuttgart.

Staatskonzern mit Milliarden-Minus Deutsche Bahn so unpünktlich wie nie zuvor

Stand: 27.03.2025 14:11 Uhr

Die Deutsche Bahn hat 2024 erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Zugleich erreichte die Pünktlichkeit im Fernverkehr einen neuen historischen Tiefpunkt. Konzernchef Lutz verdiente trotzdem erheblich mehr.

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr erneut rote Zahlen geschrieben. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8 Milliarden Euro, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Das war allerdings knapp eine Milliarde Euro weniger Verlust als noch im Vorjahr.

"Die wirtschaftliche Entwicklung des DB-Konzerns wurde 2024 vor allem durch den schlechten Zustand der Infrastruktur geprägt", erklärte das Unternehmen. "Negativ ausgewirkt haben sich auch die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL im ersten Quartal 2024 sowie insbesondere im Schienengüterverkehr die schwache Konjunktur."

Pünktlichkeit der Bahn auf Rekordtief

Konzernchef Richard Lutz sieht die Deutsche Bahn "in der größten Krise seit der Bahnreform". "Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Kunden von uns erwarten", teilte Lutz weiter mit. Das Schienennetz sei marode und überlastet. Zudem erreichte die Pünktlichkeit im Fernverkehr im vergangenen Jahr mit lediglich 62,5 Prozent einen historischen Tiefpunkt.

Die Deutsche Bahn plant, die Pünktlichkeit im Fernverkehr deutlich zu erhöhen - auf 75 bis 80 Prozent bis 2027. Schon in diesem Jahr will der Konzern zudem operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.

Schenker-Verkauf lastet auf der Bilanz

Im vergangenen Jahr verbuchte die Bahn beim inflationsbereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein Minus von rund 333 Millionen Euro - nach einem Verlust von 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Maßgeblich dafür seien Ausgleichszahlungen des Bundes für Instandhaltungsmaßnahmen in der Infrastruktur in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gewesen, erklärte der Staatskonzern.

Dass das Unternehmen trotz der Rückzahlung des Eigentümers 2024 noch in den roten Zahlen blieb, war vor allem auf den Verkauf der früheren Logistik-Tochter DB Schenker an den dänischen Wettbewerber DSV zurückzuführen. Die gut laufende Sparte hatte die Bilanz des Mutterkonzerns zuvor stets mit hohen Gewinnen aufgebessert.

DB Cargo erneut mit hohem Verlust

Beim Blick auf die einzelnen Sparten ragt einmal mehr die Güterverkehrstochter DB Cargo negativ heraus, steckt sie doch besonders tief in den roten Zahlen. Der operative Verlust belief sich hier im vergangenen Jahr auf 357 Millionen Euro.

DB Cargo schreibt seit Jahren hohe Verluste, weshalb die EU-Kommission als europäische Wettbewerbsaufsicht einschritt - die staatlich ausgeglichenen roten Zahlen des Unternehmens gelten als staatliche Beihilfe. Bis Ende 2026 muss das Unternehmen nun profitabel sein, derzeit wird es saniert.

Im Fernverkehr führte die niedrigere Pünktlichkeit zu weniger Fahrgästen. Der operative Verlust stieg von 43 auf 96 Millionen Euro. Besser lief es - auch dank des Deutschlandtickets - bei der DB Regio, die nach einem Verlust im Vorjahr nun einen Gewinn im operativen Geschäft von 108 Millionen Euro verbuchte.

Bahnchef verdiente rund 2,1 Millionen Euro

Ungeachtet der Krise bei der Deutschen Bahn hat Konzernchef Richard Lutz im vergangenen Jahr erheblich mehr Geld verdient. Inklusive Bonuszahlungen, den sogenannten variablen Vergütungen, kommt der Vorstandsvorsitzende des bundeseigenen Konzerns auf insgesamt rund 2,1 Millionen Euro im Jahr 2024.

Im Jahr davor lag sein Einkommen aufgrund eines niedrigeren Festgehalts und weggefallener variabler Vergütungen noch um rund eine Million Euro niedriger. Die zweithöchsten Bezüge im Vorstand hat der für Infrastruktur zuständige Berthold Huber. Er bekam im vergangenen Jahr insgesamt rund 1,4 Millionen Euro.

"Die größte Krise seit 30 Jahren", Susett Kleine, RBB, zur Bahn-Bilanz 2024

tagesschau24, 27.03.2025 14:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 27. März 2025 um 14:00 Uhr.