Drei junge Leuten sitzen auf einer Dachterrasse in Berlin vor einem Laptop.

Vom Börsenspiel zum Junior-Depot Wie junge Menschen fit werden für die Geldanlage

Stand: 29.03.2025 13:22 Uhr

Das Interesse an Börse, Aktien und Finanzen wächst auch in der jungen Generation. Vom spielerischen Umgang mit dem Thema Aktienmarkt kann der nächste Schritt zu einem eigenen Depot führen.

Von Andreas Braun , ARD-Finanzredaktion

Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene sind Aktionäre, sie besitzen Aktien oder Aktienfonds. Wer dagegen noch keine Berührungspunkte mit dem Finanzmarkt hat, kann sich das nötige Wissen zunächst spielerisch aneignen.

Die Quote der Nachwuchs-Anlegerinnen und Anleger sei - wie in der gesamten Bevölkerung - noch deutlich zu niedrig, meinen viele Experten. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat Ende 2024 immerhin ein steigendes Interesse bei Deutschen festgestellt. Die Quote der direkten oder indirekten Aktionäre liegt mit rund 17 Prozent aber immer noch klar unter der vergleichbarer Industrienationen.

Junge Aktionäre werden mehr

Immerhin verdoppelte sich die Zahl der jungen Aktionäre zwischen 14 und 40 Jahren binnen zehn Jahren auf 3,7 Millionen. Gleichzeitig gibt es gerade bei Jugendlichen noch große Wissenslücken. So wusste laut einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Banken (BdB) fast ein Drittel der Befragten einer Umfrage nicht, was eine Aktie überhaupt ist.

Eine Einschätzung, die auch Florian Beutenmüller bestätigt, der mit seinem Schulungsunternehmen "Finanzhero" in Schulen Nachhilfe in Sachen Finanzmarkt und Börse anbietet: "Bei zwei Dritteln der Schülerinnen und Schüler ist tatsächlich noch eine relativ große Unwissenheit da. Die haben sich mit Aktien oder generell mit Wertpapieren einfach noch nicht beschäftigt", so Beutenmüller. Und das andere Drittel habe ein "gefährliches Halbwissen": "Also da ist ein bisschen was da, vielleicht eine gute Erklärung, was nun ein Fonds ist; aber auch ganz viel, was man irgendwo in Sozialen Medien aufgeschnappt hat."

Mehr Impulse gesucht

Beutenmüller versucht, an den Schulen mit Apps zu den Themen Konto, Finanzen und Börse ein interaktives Lernen zu ermöglichen. Mit den Schulungsunterlagen und den Software-Anwendungen können die Schulen dann weiter arbeiten.

"Ich glaube, es reicht nicht, einmal zu erleben, welche Vorteile so ein Wertpapierdepot einem bringen kann. Es braucht immer wieder kleine Impulse aus unterschiedlichsten Richtungen, das heißt von Seiten der Schule, vom Elternhaus, vielleicht auch von Freunden", sagt Beutenmüller.

Erster Einstieg über Börsenspiele

Oft helfe es, so der Experte, wenn die Eltern selbst bereits aktive Anlegerinnen und Anleger seien. Soziale Medien, in denen oft für schnelle Gewinne etwa mit Kryptowährungen geworben wird, seien dagegen wenig geeignet.

Vor einem eigenen echten Wertpapierdepot können für Jugendliche und junge Erwachsene Börsenspiele und Simulationen stehen. Das "Planspiel Börse" der Sparkassen etwa gibt ein erstes Gefühl dafür, wie Börse funktioniert, wie Kurse schwanken und Gewinne mit Aktien entstehen können. Auch die Börse Frankfurt selbst hat ein umfangreiches Bildungsangebot für Schüler entwickelt.

Junior-Depot unter Aufsicht

Wer sich ein grundlegendes Wissen über die Börse angeeignet hat, kann mit einem "Junior-Depot" auch echte Erfahrungen mit Wertpapieren sammeln. Zwar sind Minderjährige noch nicht voll geschäftsfähig; zusammen mit Erziehungsberechtigten ist aber die Eröffnung eines solchen Depots möglich. Diese agieren dann als Vormund bis zur Volljährigkeit. Junior-Depots werden von einer Reihe von Banken angeboten. Eine Reihe von Finanzportalen bieten auch dafür einen Kosten- und Servicevergleich an.

In einem Junior-Depot kann der Nachwuchs, unter Aufsicht, alle Wertpapiere wie bei herkömmlichen Depots handeln. Und dort können auch Sparpläne angelegt werden. Mit der Volljährigkeit kann der Jugendliche dann vollständig darüber verfügen.

Ruhig einmal eine Lieblingsaktie kaufen

Beim Umgang mit Wertpapieren für den Sohn oder die Tochter sollten die gleichen Spielregeln gelten wie beim Erwachsenen-Depot, meint Jannes Lorenzen von der Finanzplattform justETF: "Üblicherweise geht man da breit gestreut vor, will wahrscheinlich den Aufwand möglichst klein halten. Dann kommt man schnell auf das Thema Indexfonds, also ETFs. Die breite Streuung sorgt für die Risikoreduktion".

Um den Aktienmarkt besser kennen zu lernen, könne man aber ruhig auch einmal eine "Lieblingsaktie" kaufen, so Lorenzen, allerdings nur mit einem kleinen Anteil der Mittel. "Das hat dann oft den Effekt hat, dass man versteht: Eine Aktie gehört zu diesem real existierenden Unternehmen, von dem wir vielleicht die Produkte zu Hause haben." Bei der Auswahl der Bank für ein Nachwuchs-Depot sollte man vor allem das Produktangebot und die Kosten im Auge behalten, meint der Experte.

Nachwuchs kann steuerschonend ansparen

Ein Aktien- und Fondsdepot kann sich nicht zuletzt auch steuerlich lohnen. Denn jedes Kind hat ebenso wie die Erwachsenen Anlegerinnen und Anleger einen Sparer-Pauschbetrag von 1.000 Euro jährlich. Kapitalerträge aus Zinsen, Dividenden und Kursgewinnen sind bis zu diesem Betrag steuerfrei.

Hat das Kind sonst keine Einkünfte, sind sogar Erträge bis zur Höhe des derzeitigen Grundfreibetrages von rund 12.000 Euro jährlich von der Steuer befreit. Allerdings: Das Depot gehört natürlich dem Kind, ist also kein Steuersparmodell für die Eltern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. März 2025 um 09:00 Uhr.