
Handelskonflikt mit den USA Kanada erhebt "Dollar für Dollar" Gegenzölle
Die kanadische Regierung nimmt die US-Zölle als "existenzielle Bedrohung" wahr und reagierte umgehend mit Gegenzöllen. Eine Provinz erwägt sogar einen Stopp der Stromexporte.
Die US-Regierung hat Importzölle auf Waren aus Kanada verhängt. Die kanadische Außenministerin Melanie Joly bezeichnet das als "existenzielle Bedrohung". Ihr Land sei jedoch vorbereitet, mit Gegenzöllen zu antworten. Und zwar nach dem Prinzip "Dollar für Dollar". Insgesamt habe die kanadische Regierung Gegenzölle in einem Umfang von bis zu 155 Milliarden US-Dollar vorbereitet, sagte sie.
Die erste Tranche von Gegenzöllen auf Waren aus den USA hat nach Aussage von Joly einen Umfang von 30 Milliarden US-Dollar. Betroffen sind vor allem Produkte aus republikanischen US-Bundesstaaten, wie Whiskey aus Kentucky, Orangensaft aus Florida oder Motorräder aus Wisconsin.
"Sollten die US-Zölle nicht eingestellt werden, führen wir aktive und laufende Gespräche mit Provinzen und Territorien, um mehrere nichttarifäre Maßnahmen zu ergreifen", sagte Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau. Dies könnte mutmaßlich eine Einschränkung oder gar den Stopp von Öl-Exporten in die USA bedeuten - eine Maßnahme, die die Vereinigten Staaten hart treffen würde.
Ontario droht mit Stopp von Stromexporten
Auch der Premierminister der wirtschaftlich mächtigsten Provinz Ontario, Doug Ford, trat entschieden auf. Wörtlich sagte der konservative Politiker: "Wenn die US-Regierung Ontario vernichten will, werde ich alles dagegen tun einschließlich eines Stopps unserer Stromexporte in die USA - und das mit einem Lächeln im Gesicht." Davon betroffen wären 1,5 Millionen Haushalte in den US-Bundesstaaten Minnesota, Michigan und New York.
Ford, dessen Amt in etwa dem eines Ministerpräsidenten in Deutschland entspricht, hat bereits an den Einzelhandel in der Provinz Ontario appelliert: "Räumt alle alkoholischen Getränke aus den USA aus den Regalen". Pro Jahr würden mehr als eine Milliarde Dollar für Alkoholika aus den USA ausgegeben. Es gehe um rund 3.600 Produkte aus 35 US-Bundesstaaten, sagte Ford.
Ein nordamerikanischer Zollkrieg wäre dennoch für beide Länder ein "absolutes Disaster", betonte der Premierminister von Ontario. Die Autoindustrie in den USA und Kanada werde innerhalb einer Woche stillstehen, prophezeite Ford.

In kanadischen Supermärkten wird auf national hergestellte Produkte hingewiesen.
Trump begründet Zölle mit Fentanyl-Schmuggel
US-Präsident Donald Trump hatte seine Maßnahmen immer wieder damit begründet, dass Drogen - vor allem Fentanyl - aus den Nachbarländern in die USA geschmuggelt würden.
Trudeau betonte, dass seine Regierung hart daran gearbeitet habe, den Schmuggel zu bekämpfen, "obwohl weniger als ein Prozent des an der US-Grenze abgefangenen Fentanyls aus Kanada stammt". Von Dezember auf Januar sei die Menge abgefangenen Fentanyls um weitere 97 Prozent gesunken - auf nur noch knapp 14 Gramm.