Donald Trump
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Trumps Zollpolitik Durchdachter Plan oder fixe Idee?

Stand: 09.04.2025 12:45 Uhr

Alle Welt versucht, Trumps Zollpolitik zu verstehen. Denn seine Logik scheint vorne und hinten nicht aufzugehen. Schon vor 30 Jahren forderte Trump höhere Zölle. Jetzt hat er die Macht, seine Pläne umzusetzen.

Eine Analyse von Ulrich Ueckerseifer, WDR

Donald Trump mag Zölle. Er behauptet sogar, Zoll sei sein Lieblingswort. Anfang April hat der US-Präsident nun mit dem ganz großen Zollhammer auf die Weltwirtschaft eingedroschen.

Es ist das volle Programm: Zehn Prozent Basiszoll auf alle Produkte, dazu 25 Prozent auf Autos und eine wilde Liste von zusätzlichen Zöllen für viele Länder.

Das Versprechen

Trump und seine Idee, dass Zölle gut für die USA seien - diese Geschichte reicht lange zurück. Schon vor 30 Jahren hatte er im US-Fernsehen deutlich höhere Zölle für allem für chinesische Waren gefordert, zu einer Zeit, als weltweit Zölle gesenkt und Handelsbarrieren abgebaut wurden. Trump war das schon damals ein Dorn im Auge.

Und tatsächlich verloren die USA einen großen Teil ihrer industriellen Arbeitsplätze. Die Industriearbeiter im sogenannten Rostgürtel der USA, in bislang industriell geprägten Bundesstaaten wie Pennsylvania, Ohio oder Michigan, waren die Verlierer einer Globalisierung, deren Nebenwirkungen von vielen Ökonomen lange nicht gesehen wurden.

Der durch diese internationale Arbeitsteilung bedingte Strukturwandel wurde und wird in den USA zudem nicht durch Sozialleistungen oder Umschulungen abgefedert. Daher reagierten die Wähler in diesem "rust belt" begeistert auf Trumps Versprechen, klassische Industrie zurück in die USA zu holen. Und so waren sie es auch, die Trump zweimal ins Weiße Haus brachten.

Anders als in seiner ersten Amtszeit verlor Trump diesmal keine Zeit. Er selbst scheint fest an den ökonomischen Erfolg zu glauben.

Der Haken mit den Arbeitsplätzen und Preisen

Nach Trumps Vorstellung bringen hohe Zölle vor allem zwei Vorteile: Erstens soll sein Versprechen eingelöst und die Industrieproduktion zurück in die USA geholt werden. Und zweitens soll der Staat so zusätzliche Einnahmen generieren, sodass dadurch Steuern für Unternehmen und Bürger gesenkt werden können. Die Logik: Was andere Länder zahlen, müssen wir nicht selbst zahlen.

Ganz falsch ist vor allem der erste Gedanke nicht. Wenn man die bislang verkündeten Zölle summiert, dann heißt das zum Beispiel für deutsche Autobauer: 45 Prozent Zoll auf ein in Deutschland produziertes Auto - Effekte aus den Zöllen auf verbaute Autoteile sind da noch nicht einkalkuliert.

Damit werden viele Autos aus Deutschland in den USA de facto unverkäuflich. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass Autobauer wie Mercedes oder Volkswagen künftig mehr Autos in den USA bauen werden als bisher.

Der Haken dabei ist jedoch, dass aufgrund der erwartbaren Gegenzölle aus dem Ausland US-amerikanische Jobs an anderer Stelle wegfallen werden. Und vor allem, dass Zölle zu höheren Preisen führen. Dies ist seit langem empirisch belegt, etwa aus Trumps erster Amtszeit.

Der Haken mit den Einnahmen und der Inflation

So stringent sich Trumps Erzählung vom goldenen Zeitalter für die USA dank Zöllen und dem Comeback der klassischen Industrie für seine Anhänger trotz allem vielleicht anhören mag - auch mit der zweiten Logik gibt es einen Haken.

Denn je mehr Deals Trump macht, umso besser mag die Situation für die US-amerikanische Wirtschaft sein, aber umso niedriger sind auch die Einnahmen aus den Zöllen. Unterstellt, dass bei sinkenden Importen überhaupt noch viel Geld durch Zölle ins Land kommt.

Doch dieses Geld braucht er, um seine vollmundig angekündigten drastischen Steuersenkungen zu finanzieren. Keine niedrigeren Steuern, dafür vermutlich höhere Inflation - das würden ihm wohl auch seine überzeugtesten Wähler übelnehmen.

Der Zoll-Berater

Doch derlei Einwände wischt Trump beiseite und beharrt unbeirrt auf seiner Erzählung. Bestätigt in seinem Glauben an Zölle wird Trump durch Peter Navarro. Navarro ist Ökonom, in seiner Zunft aber ein Exot.

Er gilt als Architekt von Trumps protektionistischer Handelspolitik und vertritt einen ökonomischen Nationalismus: America First. Das will er durch Zölle erreichen, Handelsabkommen lehnt er ab.

Wer in diesen Tagen Fox News, den rechten Haussender von Trump, einschaltet, sieht am laufenden Band Untergebene, die übereinstimmend die neuen Zölle und das dahinterstehende Programm preisen. Das ist typisch für die Regierung Trump: Seine Leute sind absolut loyal. Das heißt aber auch, dass es kein Korrektiv gibt. Eine Sonderrolle hat ausgerechnet Trumps anderer Berater, Elon Musk, der Navarro nun vorwarf, "dumm wie ein Sack Ziegelsteine" zu sein.

Vermutlich ist es einfach: Trump will diese Zölle einfach. Vielleicht ist es für ihn auch gar nicht so entscheidend, ob der Plan der großen Reindustrialisierung dank hoher Zölle aufgeht. Vielleicht reicht es, dass seine Anhänger das glauben - und dass er seine Macht demonstrieren kann.