Lastwagen transportieren Frachtcontainer im Hafen von Los Angeles

USA und China im Zollstreit Die Auswirkungen sind jetzt schon zu spüren

Stand: 12.04.2025 10:15 Uhr

Das Hin und Her im Zollstreit zwischen Washington und Peking nimmt kein Ende. China kontert mit erneuten Gegenzöllen. Wen trifft der Streit besonders hart? Und werden die USA nun wieder zum Produktionsstandort?

Das Pingpong im Handelskrieg zwischen den USA und China geht weiter: China reagiert auf die jüngsten Zollaufschläge aus Washington mit Gegenzöllen. Laut Staatsfernsehen fallen seit heute für US-Waren, die nach China importiert werden, zusätzliche Zölle in Höhe von 125 Prozent an. Die Zollerhöhung von US-Präsident Donald Trump auf Einfuhren aus China liegt nun insgesamt bei zusätzlichen 145 Prozent.

Diesmal hat die chinesische Regierung neben der Zollerhöhung keine weiteren Maßnahmen verkündet. Zuletzt hatte China zusätzlich Sanktionen gegen US-Unternehmen ausgeweitet und den Export von Seltenen Erden und kritischen Rohstoffen weiter eingeschränkt.

China: Zölle gehen als "Witz in die Geschichte" ein

Außenministeriumssprecher Lin Jian unterstrich am Freitag erneut, China werde dem Druck nicht nachgeben. Das Handelsministerium in Peking bezeichnete die US-Zölle als "abnormal hoch ohne praktische wirtschaftliche Signifikanz". Die Zölle würden als "Witz in die Geschichte" eingehen.

Beide Seiten haben klargemacht, dass sie keinen Sinn mehr in weiteren Zollerhöhungen sehen. Doch mit Zusatzzöllen von jetzt schon jeweils deutlich über 100 Prozent dürfte nach Ansicht der meisten Ökonomen der Handel ohnehin schon massiv beeinträchtigt sein, da sich die Preise für Importe aus dem jeweils anderen Land mehr als verdoppeln.

Auswirkungen des Zollstreits bereits zu spüren

Auswirkungen der Zölle sind bereits zu spüren. Autos, die in den USA für den chinesischen Markt gebaut werden, sind in China zum Teil nicht mehr bestellbar - darunter die Tesla-Modelle S und X. Chinesische Kunden werden nun vermutlich auf in China hergestellte E-Autos ausweichen. Auch Tesla produziert in der Volksrepublik.

Bei landwirtschaftlichen Produkten, die den größten Teil der Importe aus den USA ausmachen, wird China möglichst auf andere Länder ausweichen. Die Volksrepublik hatte bereits während Trumps erster Amtszeit alternative Lieferketten aufgebaut und beispielsweise mehr Sojabohnen aus Brasilien importiert. Trump hatte auch damals Strafzölle gegen China verhängt.

Doch China exportiert viel mehr in die USA als andersherum. Sowohl Waren von größerem Wert als auch eine größere Produktvielfalt. Der Analyst Nick Marro sagt, für die Vereinigten Staaten sei es viel schwieriger, Alternativen zu finden. Marro arbeitet in der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong für die Analysefirma Economist Intelligence Unit.

Viel von dem, was China produziert, könne sonst nirgends gefunden werden und werde auch in den USA nicht produziert, sagt Marro. Das zwinge viele Importeure dazu, weiter von China zu kaufen. "Kurzfristig wird das zu höheren Preisen führen. Mittel- und langfristig werden die USA versuchen zu diversifizieren und anderen Quellen zu finden", sagt Marro.

Analyst: Zölle machen USA nicht zu Produktionsstandort

Aus China kommen unter anderem Smartphones, elektronische Bauteile, Spielzeug, Schwermetalle und Chemikalien. Nick Marro hält es für unrealistisch, dass die USA vieles von dem, was China produziere, selbst herstellen werden. Einerseits seien die Produktionskosten in den Vereinigten Staaten viel höher. Auf der anderen Seite handle es sich teilweise um Jobs, die viele Amerikaner nicht machen würden. Der Analyst glaubt deshalb nicht, dass Zölle die USA wieder zu einem Produktionsstandort machen werden.

Chinesische Händler würden nun versuchen, über Nachbarländer Wege in die USA zu finden. Trump hat die Zusatzzölle für andere Staaten zunächst für drei Monate ausgesetzt. Zusätzlich werde die Abwertung der chinesischen Währung Renminbi Produzenten in China helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Aufgrund der Folgen des Handelskriegs und der weltweiten Verunsicherung sagt die Analysefirma Economist Itelligence Unit für die USA eine leichte Rezession für 2025. Demnach wird auch China das prognostizierte Wachstum von fünf Prozent für dieses Jahr nicht erreichen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. April 2025 um 08:08 Uhr.