Zwei Frauen gehen durch die von Trümmern gesäumten Straßen von Gaza-Stadt.

Krieg in Nahost Neuer Vorschlag für Waffenruhe

Stand: 29.03.2025 21:54 Uhr

Israel und der Terrororganisation Hamas liegt ein neuer Vorschlag für eine Waffenruhe vor: 50 Tage soll sie dauern und weitere Geiseln sollen freikommen. Doch noch ist keine Einigung in Sicht. Israel weitet indes seinen Bodeneinsatz im Gazastreifen aus.

Seit rund anderthalb Wochen greift Israel wieder Ziele im Gazastreifen an. Nun macht ein neuer Vorschlag Hoffnung auf eine weitere Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sieht er eine 50 Tage dauernde Waffenruhe und erneut die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen sowie palästinensischen Häftlingen vor.

Bereits am Freitag hatte die Times of Israel über den neuen, von Ägypten auf den Weg gebrachten Vorschlag berichtet. Die Hamas hat diesem nach eigenen Angaben nun zugestimmt. Ein Vertreter der militant-islamistischen Miliz teilte mit, im Zuge einer Waffenruhe würde die Hamas fünf israelische Geiseln freilassen. Wie viele Geiseln sich noch in der Gewalt der Hamas befinden, ist unklar. Israelischen Informationen von Mitte März zufolge soll die Miliz noch 24 lebende Geiseln gefangen halten und 35 Leichen von Verschleppten zurückhalten.

Den Forderungen der Hamas zufolge soll die neue Waffenruhe nach Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan beginnen. Die Feierlichkeiten rund um Eid-al-Fitr, dem muslimischen Zuckerfest, beginnen allerdings bereits am Sonntagabend.

Israel fordert mehr freigelassene Geiseln

Es gilt als unwahrscheinlich, dass so schnell eine Einigung über eine erneute Waffenruhe erzielt werden kann. Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu bestätigte zwar, den Vorschlag zur Waffenruhe erhalten und in der vergangenen Nacht intensiv darüber beraten zu haben. Anschließend legte Israel ein Gegenangebot vor, das mit den USA abgestimmt worden sei. Wie die Nachrichtenseite ynet berichtete, drängt die israelische Regierung darauf, dass mindestens zehn Geiseln freigelassen werden sollen. Unklar blieb, ob Israel auf die Freilassung von lebenden Geiseln pocht oder auch Leichen von Verschleppten übergeben werden könnten, sollten sich beide Seiten auf ein neues Abkommen einigen.

Israelische Medien mutmaßten, die Hamas wolle eine mögliche Waffenruhe auch deshalb erreichen, um die jüngst im Gazastreifen ausgebrochenen Demonstrationen einzudämmen, die sich zum Teil auch gegen die dort herrschende Terrormiliz richteten. Am Freitag waren den dritten Tag infolge die Menschen auf die Straße gegangen und hatten zum Teil den Abzug der Hamas aus dem Gazastreifen gefordert.

Erneut Proteste in mehreren Städten

Am Abend gingen übereinstimmenden Medienberichten zufolge in mehreren Städten Israels Menschen auf die Straße, um für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren. Erneut richtete sich der Protest zum Teil auch gegen die Regierung unter Netanjahu. In Tel Aviv sprachen die Veranstalter einer Kundgebung von Zehntausenden Menschen, die sich beteiligt hätten. Die Nachrichtenagentur dpa berichtete hingegen von einigen Tausend Demonstrierenden.

Iair Horn, eine frühere Geisel der Hamas, hielt vor den Protestierenden eine Rede und kritisierte die von Israel wieder aufgenommenen Angriffe im Gazastreifen. Die Kämpfe gefährdeten alle Geiseln, die sich noch in der Gewalt der Hamas befänden.

Auch in anderen Orten des Landes, darunter in Haifa und Jerusalem, gab es Demonstrationen für ein weiteres Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas. Wie die Times of Israel berichtete, zogen in Jerusalem Hunderte Menschen zum Regierungssitz von Netanjahu.

In Tel Aviv protestieren abends Menschen mit Bannern und teils gezeichneten Plakaten, auf denen die Gesichter von Hamas-Geiseln zu sehen sind, durch die Straßen.

Hunderte Menschen gingen in Tel Aviv auf die Straße, um erneut die Freilassung der verbliebenen Hamas-Geiseln zu fordern.

Hamas veröffentlicht erneut Geisel-Video

Zeitgleich zum neuen Ringen um eine Waffenruhe veröffentlichte die Hamas zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein Video von der israelischen Geisel Elkana Bohbot. In der Aufnahme bittet der Mann eindringlich um seine Freilassung und warnt, dass die neuen Angriffe Israels auf den Gazastreifen sein Leben gefährden würden.

Wann und unter welchen Umständen das Video entstanden ist, kann nicht unabhängig geklärt werden. Israel sieht in den Videos Mittel zur psychologischen Kriegsführung. International wird er Hamas im Umgang mit den Geiseln Inszenierung vorgeworfen.

Bereits am Montag hatte die Hamas ein Video von Bohbot und der israelischen Geisel Josef-Haim Ohana veröffentlicht. Auch darin sprachen die beiden Männer auf Hebräisch über die Gefahr, der sie seit der Wiederaufnahme der israelischen Angriffe ausgesetzt seien.

Israel weitet Bodenoffensive im Süden des Gazastreifens aus

Das israelische Militär teilte mit, es habe seine Bodenoffensive im südlichen Gazastreifen nochmals ausgeweitet. Die eigenen Truppen seien weiter in die Stadt Rafah vorgerückt, um eine dort bereits geschaffene Pufferzone auszuweiten. Bei dem Einsatz sei Infrastruktur zerstört worden, die die Hamas genutzt habe, zitierte die Times of Israel die Streitkräfte des Landes.

Beim Kurznachrichtendienst X hieß es von Israels Militär weiter, eigene Truppen seien nahe der Stadt Chan Yunis mit Granaten attackiert worden. beim Gegenschlag seien mehrere "Terroristen" getötet worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 im Radio am 28. März 2025 um 09:45 Uhr.